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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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ihm:
    ›Schutzlos fühlte ich mich, als ich’s sah. Denn mein Pessach, mein erstes, glich jenem ersten, der Nacht vor der Flucht aus Ägypten, als ER hinstieß Ägyptens Erstlingsgeburt.
    Und als ich nicht zurückkehrte mit euch, war’s, weil ich erkannte: Pfosten und Türsturz meines Eingangs sind nicht blutbestrichen. Daher: nicht verschont werden würde ich vom Verderber und Würgeengel. Denn, entgegen dem Fest, noch nicht überschritten war ich, noch nicht übersprungen, als ich zurückging zum Heiligtum und im Hunger die Grenze zu IHM überschritt.‹
    Und Joseph sprach: ›Dann wäre es Furcht gewesen vor dem Verderber, die dich anfiel, als du uns nicht gefolgt bist? Wo hättest du den gesehen? Denn zusamt hatten wir während der Woche gefeiert das Gedächtnis des Übersprungs. So aber geschah’s einst – und nicht dir.‹
    Und Jesus antwortete ihm: ›Des Übersprungs wird erinnert, weil er immer wieder geschieht. So auch sah ich ihn: wieder geschehen.‹
    Da sprach Joseph zum Sohn: ›Du hältst zurück. Hinter deiner Freude wartet die Angst. Was also ängstigt dich? Und wie glich dein erstes Pessach dem ersten, daß es in Angst dich stürzt, du seist ungeschützt und der Verderber und Würgeengel sei hinter dir her?‹
    Da antwortete Jesus und wollte nicht, daß die Mutter es hört. Und er lief eng bei Joseph, zu seiner Rechten, und sprach:
    ›Als wir vor drei Tagen aus dem Tor Ephraim kamen, die Heimreise beginnend nach Nazaret, und nahmen die Straße nach Schechem, da hielt ich an. Wie ich dir schon berichtet.
    Denn etwas hielt mich zurück, wie eine Stimme, noch undeutlich aber.
    Und zurück – uns entgegen und mir, der ich hielt – kamen andere, Einheimische. Die kamen vom Feld zurück in die Stadt. Und ich wandte mich um nach ihnen.
    Da sah ich: Nicht zurück gingen sie durchs Tor Ephraim, durch das wir gekommen, sondern sie wichen aus. Gingen ab vom Weg und rechter Hand weiter, den Pfad eng an der Stadtmauer entlang, den wir gestern gegen Mittag genommen.
    Denn gestern, nachdem du mich hattest gefunden, verließen wir Jerusalem nicht durchs Tor Ephraim, sondern durchs Gennattor zogen wir, du erinnerst dich.
    Und dorthin, schien mir, zogen die anderen, die mir entgegengekommen waren vom Feld. Und ich schloß mich an. Denn auch die Stimme wies ihnen nach.
    Da blieben manche stehen auf dem Pfad. Und manche lehnten schon an der Stadtmauer und sahen hinüber zum Hügel beim Garten, der dort sich erhebt.
    Da erkenne ich, hin durch die Stehenden, daß sie einen hinaustreiben zum Tor, jenem Gennattor. Und hörte aus den Mündern derer, die standen am Pfad und lehnten sich an die Mauer:
    Der werde gekreuzigt, den sie aus dem Gartentor treiben.
    Es war aber ein entlaufener Sklave, so sprachen die Stimmen, an denen ich vorbeilief. Und es hieß, er sei seinem Herrn, der fern von hier lebe, entflohen und während des Festes, unter der Woche, von welchen erkannt und gefunden.
    Da trat ich zwischen die Lehnenden und stehend Gaffenden und sah: einen Ägypter. Den hatten sie blutig gepeitscht. Und der trug immer schwächer, langsamer, Schritt für Schritt, auf den Schultern das Holz, an das sie ihn kreuzigen wollten.
    Und manchem – denn ich hörte sie immer noch reden – schien es richtig und passend, daß hier, nach dem Pessach, gekreuzigt wurde ein ägyptischer Sklave, der seinem Herrn entlaufen, jetzt aber gefunden war.
    Und manchem – denn ich sah’s ihnen an – war es, als sähe er über dem, den sie hefteten an den Pfahl, die Wasser zusammenschlagen des Schilfmeers. Und als geschähe’s so unter der Hand Moses noch, die er ausreckte über das Meer. Und als würde besungen von Miriam, seiner Schwester, mit Pauken im Reigen die herrliche Tat. Ja, als sei ihnen aus Ägypten einer nachgejagt mit Rossen und Wagen, sie bis nach Jerusalem hinein zu verfolgen. Und als ließe der Herr nun römisch-hart schlagen die Wogen herab, auf daß er ertrinke am Holz, dieser Dunkelhäutige.
    So redend sahen einige der Kreuzigung zu des Ägypters.
    Und ich sah einen kauen, während er zusah. Sah ausspucken einen andern. Sah einen dritten nach dem Weg fragen. Um einen Tiegel feilschen den vierten. Sah einen fünften auf den Arm heben sein Kind.
    Im Gennattor aber stand ich, denn bis dorthin war ich durch sie hindurchgegangen. Und hatte den Ägypter nun im Rücken, seine Spur aber unter mir, mir unter Augen:
    Die blutigen Flecke, wo er gegangen, die waren noch unversteckt vom Staub, unzertreten zwischen den Füßen der

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