Sunyata Neko - Die Legende des Samurai-Katers (German Edition)
ich!«
So ging Shinriki schließlich los, um den diebischen Zaru zu stellen, und er hatte sogar Erfolg dabei. Vollgefressen saß der Dämon außerhalb des Dorfes und konnte sich kaum mehr rühren. So war es dann ein leichtes für den Ladenbesitzer ihm die Ohren lang zu ziehen, als Strafe für die gestohlenen Waren. Stolz kehrte er auf den Hauptplatz zurück, während ein angeschlagener Zaru im Ozean verschwand.
»Lass dir das eine Lehre sein, du Möchtegern! Besser du reizt mich nicht und begleichst endlich deine Schulden bei mir!«
Ito war von Shinrikis selbstbewusstem Handeln beeindruckt. Kleinlaut und mit knurrendem Magen verzog er sich.
Während im Dorf wieder alles seinen gewohnten Gang nahm, kämpfte sich die tapfere Mei-Xing immer tiefer durch den für seinen Nebel berüchtigten Yago-Pass. Den ganzen Tag war sie bereits unterwegs, als sie schließlich an der Brücke zur Hauptstadt ankam. So weit war sie alleine noch nie vom Dorf entfernt gewesen und sie wusste im Moment nicht weiter. Mei-Xing gönnte sich also eine kleine Pause und trank etwas Wasser aus ihrer Feldflasche. Da erblickte sie am anderen Ufer Sunyata Neko.
»Sensei?«, rief sie, während sie die Brücke überquerte. »Wir brauchen dich! Warum bist du weg gelaufen?«
Sunyata blickte nachdenklich zu Boden.
»Lass uns nach Hause gehen! Es wird langsam dunkel und die Sterne sind wegen des Nebels schwer zu erkennen!«, redete seine Schülerin auf ihn ein.
Seine Gedanken waren jedoch ganz wo anders.
»Auf all meinen Reisen blickte ich nach oben zu den Sternen. Jede Nacht! Sie waren meine Weggefährten und am Abend saßen wir zusammen am Lagerfeuer«, erzählte der Samurai-Kater.
Mei-Xing nickte, war aber immer noch besorgt.
»Komm bitte mit mir zurück zu unseren Freunden!«
»Manchmal vermisste ich dabei das Dorf«, philosophierte Sunyata weiter. »Doch desto näher ich meiner Heimat kam, umso weiter weg war ich somit von dem Ort, wo ich wirklich hingehörte!«
»Glaubst du Kazuo-san ist nun glücklicher, wo immer er auch ist?«, fragte die Kampfkatze aus dem Land von Tianxia unverblümt, wohl wissend, was ihn wirklich beschäftigte.
Doch er antwortete nicht.
Sie hätte wohl nicht so direkt sein dürfen und entschuldigte sich sofort dafür, erklärte aber den Grund ihrer Frage: »Ich hatte diesen Traum von Paul. Ich fühle mich so einsam!«
Sunyata reagierte kühl.
»Ich kann dir nicht helfen. Du hast alles gelernt, was ich weiß. Es ist Zeit, dass sich unsere Wege trennen!«
Mei-Xing begann zu weinen und wimmerte: »Bitte verlasse mich nicht du auch noch, Sensei! Ich brauche deine Hilfe!«
Sunyata fing an eine Geschichte zu erzählen.
»Ich kannte einmal eine Katze, die kam aus dem Land von Tianxia, so wie du. Sie schrieb Zen-Gedichte, manche gut, manche weniger gut«
Mei-Xing hörte wachsam zu.
»Dann musste ich ihr Heimatdorf verlassen, um eine Mission zu erledigen. Mein ganzes Leben habe ich nur eines gemacht – wegzugehen, um Missionen zu erledigen!«
Reumütig fuhr er mit seiner Erzählung fort.
»Ich wollte sie mitnehmen und mich irgendwo zur Ruhe setzen, aber ihre Eltern waren dagegen ...«
Mei-Xing blickte traurig und wollte Sunyata trösten, doch der redete einfach weiter, seine Augen geradeaus in die Dunkelheit gerichtet.
»Als ich einige Zeit später zurückkehrte, um sie wieder zu sehen, war ihr Heimatdorf niedergebrannt!«
»Was ist mit ihr passiert?«, wollte seine Schülerin wissen.
»Ich weiß es nicht!«, sprach er betrübt. »Jahre später traf ich einen Überlebenden aus ihrem Dorf, der mir erzählte, dass sie kurz vor dem Unglück ein Kind bekommen hatte. Mehr konnte ich nicht herausfinden, auf all meinen Reisen.«
Beide blickten in die Sterne, die wirklich kaum sichtbar waren.
»Durch diese Geschichte fühle ich mich noch einsamer, Sensei«, bemerkte die Kampfkatze aus dem Land von Tianxia.
Doch Sunyata war gerade dabei, ihr noch ein weiteres Geheimnis zu erzählen.
»Bevor wir uns trennten, schrieb sie mir ein Gedicht auf ein Blatt Papier«, erklärte er seiner Schülerin. »Leider habe ich es im Kampf verloren. Ich weiß aber noch ungefähr wie es lautet und werde es wohl nie ganz vergessen!«
Nun war Mei-Xing neugierig und wollte es unbedingt hören. Er tat seiner Schülerin schließlich den Gefallen und flüsterte ihr die Worte ins Ohr.
Wohin wir auch gehen.
Die Sterne, sie sollen unsere Spuren sein.
Zu folgen und dem Moment gedenken.
In dem wir uns wiedersehen.
»Meinst du
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