Sunyata Neko - Die Legende des Samurai-Katers (German Edition)
Zeit zu verlieren, würde sie in dieser Nacht doch noch um ihr Leben kämpfen müssen.
Am frühen Morgen waren die meisten der Helden noch in ihren Zelten. Sie schliefen ihren Kater vom Vortrag aus. Nicht einmal die Anmut des Sonnenaufgangs konnte sie dazu bewegen sich aus ihren Schlafsäcken zu rollen, um Amaterasus allmorgendliche edle Geste Lob zu preisen. Nur einer war schon länger wach und kam gerade zurück ins Lager. Es war 110% Cat, der eine kleine Schachtel bei sich hatte. Er versuchte mehrmals, daran eine hellblaue Schleife anzubringen. Doch er scheiterte immer wieder, dies war eben keine Tätigkeit für einen Kampfkater wie ihn.
»Verdammt«, murmelte er leise, damit er ja nicht seine Freunde beim Schlafen störte. Schließlich wusste er aber nicht mehr weiter und weckte Nanami.
»Ich brauche deine Hilfe«, flüsterte er, und sie kroch etwas schwerfällig aus ihrem Zelt.
»Was ist denn los, rotes Katerchen?«, gähnte sie.
»Ich habe ein Geschenk für Mei-Xing! Bitte hilf mir mit der Schleife, bevor sie aufwacht!«, erklärte er schnell.
Doch es war bereits zu spät. Seine Verlobte hatte Stimmen gehört und Paul neben ihr im Zelt vermisst. Als sie die beiden zusammen im Morgennebel stehen sah, mit einem Geschenk in der Hand, rechnete sie mit dem Schlimmsten.
»Paul? Was ist hier los?«, fragte sie bestürzt.
»Mei-Xing!«, rief er erschreckt zurück und war enttäuscht, dass seine Überraschung für sie nun keine mehr war. Er hatte aber nun ein noch viel größeres Problem.
»Ihr beiden? Was macht ihr da? Ich ... ich habe genug gesehen«, sprach sie, und verkroch sich im Zelt.
»Nein warte!«, schrie ihr 110% Cat nach, doch die weinende Mei-Xing wollte von all dem nichts hören.
Trotzig rief sie: »Ihr beide, geht und genießt euer gemeinsames Leben in Tianxia!«
Nanami musste lachen. »Haha! Diese Kinder! So melodramatisch!«, sagte sie abgeklärt.
110% Cat wollte seine Verlobte nicht verlieren und folgte ihr ins Zelt. Er begann sofort zu erklären: »Mei-Xing! Neben dem Bach steht ein altes Holzschild. Hast du es gesehen?«
»Ja, ich ... ich glaube schon ...«
»Gut, es zeigt den Weg zu einem kleinen Dorf, ungefähr eine Stunde von hier. Ich bin heute früh dort hingegangen, um etwas für dich zu besorgen!«
»Wirklich?«, sie verstand nun gar nichts mehr.
»Wirklich! Aber ich konnte die Schleife nicht binden. Du weißt, meine Pfoten sind nur gut für den Kampf! Also habe ich Nanami gefragt, ob sie mir hilft«, erklärte er ruhig.
»Die Schleife hat dieselbe Farbe wie die auf meinem Kopf!«, bemerkte Mei-Xing begeistert.
»Genau! Aber nachdem die Schachtel ja jetzt schon offen ist, schau bitte auch hinein!«
»Sakura Yokan! Miau!«, freute sie sich.
»Es ist leider nicht so frisch wie letztes Mal!«
Doch Mei-Xing war trotzdem von seiner Geste überwältigt.
»Es schmeckt so gut! Fast wie zu Hause!«
»Es tut mir leid wegen gestern, ich war einfach betrunken«, entschuldigte er sich. »Diese Süßspeise soll dich an unser Dorf erinnern, während wir unterwegs sind ins Land von Tianxia!«
Mei-Xing nickte und gestand sich endlich ein, dass die Reise unumgänglich war.
»Ich dachte mir eigentlich du wärst froh darüber, dass wir in dein Heimatland reisen«, sagte er, während sie sich die Hände reichten.
»Es ist schwer zu erklären«, sprach sie in ihrem Sichuan-Akzent. »Shoki, Kitsune und auch alle anderen Dorfbewohner waren immer nett zu mir. Das Einzige, an was ich mich über Tianxia erinnere, ist der Brand in meinem Dorf, und dass ich mich in einem Bambuswald versteckt habe.«
Ihr Verlobter konnte nun etwas besser verstehen, warum sie die Reise dorthin nur sehr zaghaft angetreten hatte.
»Nimm noch einen Bissen!«
»Mjam ... schmeckt wie ...«, rätselte sie, doch 110% Cat hatte bereits die Antwort parat: »Nippon?«
Mei-Xing nickte. Beide verließen ihr Zelt und blickten in Richtung Horizont, wo tatsächlich die Umrisse eines Dorfes zu erkennen waren. Wohin sie auch zusammen gehen würden, die gemeinsamen Erinnerungen würden sich immer um ihr Heimatdorf drehen, wo sie nebeneinander aufgewachsen waren. Mei-Xing im Haus von Kitsune und 110% Cat bei seinem Ziehvater Shoki. Egal was passieren würde, diese sorglose Zeit hatte für immer einen speziellen Platz in ihrem Herzen.
Nanami schaute aus der Ferne zu, wie die beiden sich umarmten.
»Ach, so süß, diese Kinderchen!«, schwärmte sie, als Alberto Ito ihr auf einmal von hinten die Kapuze über das Gesicht
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