Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
spreche ich mir die freie Entscheidung ab.
Damit soll nicht gesagt sein, dass all die alternativen Überzeugungen jederzeit funktionieren. Wichtig ist, dass Sie flexibel sind. Bei der deprimierten Reaktion, darin besteht ihr übler Trick, wird alles über einen Kamm geschoren. Nehmen wir mal an, Sie sollten eigenhändig das Getriebe Ihres Autos reparieren und stünden dieser Aufgabe völlig hilflos gegenüber (wer täte das nicht?), und gleichzeitig wüssten Sie ebenso wenig, wie Sie es schaffen sollen, aufzustehen und den neuen Tag anzugehen (ein Zeichen von Depression). Um flexibel zu werden, müssen Sie die deprimierte Reaktion mit ihren eigenen Waffen schlagen.
Wie man das macht? Falls Ihre automatische Reaktion mit Traurigkeit, Hilf- und Hoffnungslosigkeit einhergeht, sollten Sie sich weigern, das zu akzeptieren. Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, holen Sie tief Luft, besinnen Sie sich auf Ihre Liste mit den alternativen Reaktionen und suchen Sie sich unter diesen eine heraus, die für Sie funktioniert. Das erfordert Zeit und Anstrengung, wird sich aber bezahlt machen.
Beim Erlernen einer alternativen Reaktion bilden sich im Gehirn neue Nervenbahnen. Und zugleich öffnen sich durch solch einen Lernprozess Türen. Welche Art von Türen? Wenn Sie deprimiert sind, neigen Sie dazu, isoliert, einsam, apathisch, inaktiv, passiv zu sein und sich gegen Veränderung zu sperren. Durch die jetzt geöffneten Türen entsteht genau der gegenteilige Effekt. Indem Sie eine neue Reaktion ins Spiel bringen, widerstehen Sie der Versuchung, ein weiteres Mal auf abgenudelte alte Muster zurückzugreifen. Anstatt in Isolation zu verharren, begreifen Sie: Umgang mit anderen Menschen tut Ihnen gut. Anstatt passiv zu bleiben, erkennen Sie: Verantwortung zu übernehmen tut Ihnen ebenfalls gut.
Die so übermächtig anmutende depressive Reaktion in vergleichsweise leicht zu handhabende einzelne Teilstücke zu zerlegen ist eine weitere Strategie. Am besten gehen Sie Schritt für Schritt vor, indem Sie sich ein Teilstück herauspicken, zu dessen Bewältigung Sie sich gut in der Lage fühlen. Depression und Trägheit sind dicke Freunde. Bevor Sie etwas Positives bewerkstelligen können, werden Sie immer erst ein Hindernis überwinden müssen. Machen Sie also aus einer ziemlich flachen Anhöhe, über die Sie hinwegsteigen müssen, nicht einen Gipfel im Himalaya.
Indem Sie sich selbst einen Schubs geben, um ein vor Ihnen liegendes Hindernis, mag es auch noch so klein sein, zu überwinden, veranlassen Sie das Gehirn, sich zugunsten eines neuen Musters von einem alten zu lösen. In der Tat verhelfen Sie, sobald Sie frische Impulse aus der Quelle– dem, was Sie wirklich ausmacht– zulassen, Ihrem Gewahrsein zu größerer Offenheit. Hinter der Maske der Depression, einem an starre Reaktionsmuster gebundenen Verhalten, liegt Ihr wahres Ich: jenes Kern-Selbst, das den Heilungsprozess zu steuern vermag.
Nur Sie allein können, um es ein wenig vereinfachend auszudrücken, Heilung bewirken. Depression ruft die Illusion hervor, Ihnen sei alle Macht genommen. In Wirklichkeit können Sie jedoch, sobald Sie eine Öffnung, einen Durchschlupf finden, Schritt für Schritt Ihr wahres Ich zurückgewinnen.
Depression – eine Gewohnheit : Falls Sie jemals im Umfeld eines Alkoholikers oder eines von einer anderen Droge Abhängigen gelebt haben, wissen Sie, dass das Verhalten des betreffenden Menschen ähnlich vorhersehbar ist wie der Ausschlag eines Pendels. In nüchternem Zustand beziehungsweise nach Absetzen der Droge empfindet er Reue und will nie mehr in seine Gewohnheit verfallen. Gerät der Süchtige aber konkret in eine Situation, die ihn in Versuchung bringt, zu trinken, sich einen Schuss zu setzen, sich den Bauch vollzuschlagen oder einen Wutausbruch zu haben (je nachdem, welches Gewohnheitsmuster bei ihm greift), ist es um all die guten Vorsätze rasch geschehen. Die Willenskraft räumt das Feld, die Gewohnheit erhält die Oberhand. Jetzt geht es nur noch darum, die nächste Dröhnung zu bekommen.
Auch Depression hat eine abhängig machende Seite, bei der Trübsal und Hoffnungslosigkeit das Kommando übernehmen. » Ich kann nun mal nicht anders « , lautet die Losung des Suchtkranken wie auch des gewohnheitsmäßig Deprimierten. Vielfach stehen da ein » gutes Ich « und ein » böses Ich « auf Kriegsfuß miteinander. Im Fall des Alkoholikers betrinkt sich das » böse Ich « , während das » gute Ich « nüchtern bleibt. Beim Deprimierten
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