Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
verlieren kann deprimierend sein, sofern Sie zu einer depressiven Reaktion neigen. Andernfalls kann solch eine Situation Sie aber auch zu einem weitergehenden beruflichen Aufstieg anspornen. Negative Erfahrungen lassen sich schwerlich vermeiden. Allerdings verschlimmern sie sich durch bestimmte Faktoren:
Der Stress tritt immer wieder auf.
Er ist unvorhersehbar.
Er entzieht sich Ihrer Kontrolle.
Denken Sie an eine Frau, die mit einem zu Beschimpfungen und Zornesausbrüchen neigenden Mann verheiratet ist. Verschiedentlich hat er sie schon geschlagen. Für sie ist nicht absehbar, wann er wieder einmal seinen Koller kriegen wird. Jedoch fühlt sie sich außerstande, den Willen beziehungsweise die Kraft aufzubringen, ihn zu verlassen. Solch eine Frau ist eine aussichtsreiche Kandidatin für eine Depression, denn bei ihr liegen alle drei Voraussetzungen für starken Stress vor: Die gegen sie gerichteten Übergriffe wiederholen sich, sie lassen sich nicht vorhersehen und entziehen sich ihrer Kontrolle.
Falls die Frau in der Situation verharrt, wird sich ihr gesamtes Geist-Körper-System abzuschotten beginnen, es wird dichtmachen. Entsprechendes geschieht zum Beispiel, wenn man im Tierversuch Mäusen leichte, im Grunde harmlose elektrische Stromstöße versetzt. Sobald die Versuchsanordnung so gewählt wird, dass das betreffende Tier die Stromstöße in willkürlich bemessenen, völlig unregelmäßigen Intervallen erhält, dies immer wieder geschieht und die Maus keinerlei Möglichkeit hat, sich dem zu entziehen, spielt es überhaupt keine Rolle mehr, dass die Stromstöße eigentlich harmlos sind. Die Maus wird sich bald geschlagen geben, lethargisch werden, hilflos agieren und in absehbarer Zeit verenden. Mit anderen Worten: Die bei der Maus herbeigeführte Depression ist so extrem, dass sie ihren Lebenswillen zunichte gemacht hat.
Was heißt das für Sie, für jemanden, der eine Depression vermeiden möchte? Erstens: Setzen Sie sich nicht länger immer wiederkehrenden Stressfaktoren aus, etwa in Gestalt eines fiesen Chefs, eines ausfallend werdenden Ehepartners oder einer anderweitigen, täglich wiederkehrenden oder sich noch verstärkenden Stressbelastung. Zweitens: Meiden Sie die Art von Unvorhersehbarkeit, die Ihnen Stress bereitet. Sicher, das Leben steckt voller Unwägbarkeiten. Andererseits gibt es aber eine Grenze, bis zu der Unwägbarkeiten hinnehmbar sind. Ein Chef mit aufbrausendem Temperament, der aus heiterem Himmel in Rage gerät, ist inakzeptabel. Eine Tätigkeit als Handelsvertreter, bei der jeder gegen Sie lospoltern oder Ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen kann, ist so prekär, dass es kaum jemand erträgt. Ist man mit einem Menschen verheiratet, bei dem man nie sicher sein kann, ob er einen betrügt, verkörpert er die falsche Art von Unvorhersehbarkeit.
Ebenso sollten Sie, um sich besser vor Stress zu schützen, zunehmend eine gewisse Regelmäßigkeit und Vorhersehbarkeit in die Abläufe Ihres Alltags bringen. Jeder braucht guten Schlaf, regelmäßig körperliche Bewegung, eine stabile Beziehung und einen Job, auf den man zählen kann. Solche regelmäßigen Gepflogenheiten sind nicht nur ganz allgemein gut für Sie. Vielmehr helfen sie Ihnen, Depression zu vermeiden, indem sie Ihr Gehirn in einem vorteilhaften Sinn trainieren.
Deprimierte Menschen neigen dazu, in stressigen Situationen passiv zu bleiben. Ihr Gefühl von Hilf- und Hoffnungslosigkeit bringt das mit sich. Indem man meint, keinen Erfolg versprechenden Weg zur Bereinigung einer solchen Situation erkennen zu können, versagt man sich selbst die Möglichkeit, wichtige Entscheidungen zu treffen, mit deren Hilfe dies klappen könnte. Stattdessen hat man die Tendenz, keine Entscheidung zu treffen, was in der Regel nicht funktioniert. So findet man sich allzu lange mit der widrigen Situation ab. Solange keine Depression vorliegt, findet man im Allgemeinen sehr wohl heraus, was man in Ordnung bringen, was man hinnehmen und welchen Dingen man besser aus dem Weg gehen sollte. Jeder von uns muss sein Leben lang solche grundlegenden Entscheidungen treffen.
Falls Sie um eine Depressionsanfälligkeit wissen, ist es wichtig, sich mit Problemen schneller und unmittelbarer zu befassen, als Sie es ansonsten vielleicht täten. Denn je länger Sie warten, desto größer die Gefahr, dass eine depressive Reaktion einsetzt. Ich spreche hier von Alltagssituationen wie etwa einem potenziellen Konflikt am Arbeitsplatz, einem Teenager in der Familie, der
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