Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
Tanz vollführen, aus dem Ihre Persönlichkeit und Ihr Ich hervorgehen, vollzieht sich auf der neurobiologischen Ebene unablässig ein Wechselspiel, ein Yin-und-Yang-Balanceakt, zwischen erregend wirkenden Neurotransmittern wie Glutamat und hemmend wirkenden Neurotransmittern wie Glycin. All das vermittelt Ihnen einen Eindruck und eine Vorstellung davon, wer Sie sind und wie Ihre Reaktion auf das Leben im betreffenden Augenblick aussieht. Außerdem entstehen, beginnend bereits während der Zeit im Mutterleib, mit jeder Sinneserfahrung Synapsen, durch die sich Ihre Erinnerungen verfestigen und so die Grundlage für Ihre neuronalen Netzwerke legen. Jene bereits von klein auf sich ausgestaltenden Synapsen haben wiederum Sie geprägt.
Denken Sie an Ihre Reaktion auf eine gewöhnliche Hausspinne. Theoretisch kann bei Ihnen jede Art von Reaktion eintreten. Tatsächlich haben Sie jedoch eine tief verwurzelte Reaktion; und diese halten Sie, sobald sie zu einem festen Reaktionsmuster geworden ist, für » natürlich « : Spinnen widern mich an oder: Spinnen machen mir nichts aus oder: Vor Spinnen habe ich unwahrscheinliche Angst – alles eine persönliche Wahl, die Sie getroffen haben, durch die andererseits zugleich Sie geprägt werden. Das ist nur natürlich so. Problematisch wird das Ganze erst, wenn das Ich sich einmischt und eine persönliche Reaktion in ein Faktum verwandelt: Spinnen sind widerlich. Spinnen sind harmlos. Spinnen jagen einem total Angst ein. Als Tatsachenfeststellung sind solche Bemerkungen völlig unbrauchbar. Aus einer persönlichen Beurteilung haben sie eine » objektive « Realität gemacht.
Nun genügt es, anstelle von Spinnen ein anderes Wort einzusetzen: Katholiken, Juden, Araber, Farbige, die Polizei, der Feind und dergleichen mehr. So wird ein Vorurteil zur Tatsache erklärt. ( Die sind ja alle gleich. ) Alldem aber liegen Angst, Hass und eine Abwehrhaltung zugrunde.
Obgleich das Ich derart subtil manipuliert, kann man ihm mit ein paar schlichten Fragen wirkungsvoll begegnen. Fragen Sie sich:
Warum denke ich so?
Worin besteht hier eigentlich meine Motivation?
Wiederhole ich nur dasselbe alte Muster– genau das, was ich immer sage/denke/tue?
Auf diese Weise treten Sie, das macht das Hinterfragen so wertvoll, nicht länger auf der Stelle, sondern kommen wieder weiter voran. Das bringt frischen Wind in Ihre Reaktionen; und Sie beziehen in diese möglichst viel Selbstgewahrsein mit ein. Hat das Gehirn mehr zu verarbeiten, wird es dadurch zur Selbsterneuerung angeregt. Und der Geist, dem nun vonseiten des Gehirns mehr Reaktionsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, lässt seine imaginären Beschränkungen hinter sich.
Alles Starre ist begrenzt. Alles Dynamische versetzt Sie in die Lage, über das Begrenzte hinauszugelangen. Beim Superhirn geht es darum, Einschränkungen vollständig zu beseitigen. Jeder Schritt bringt Sie näher an Ihr wahres Selbst heran. Und dieses erschafft Wirklichkeit in einem Zustand von Freiheit.
Anmerkungen
[3] Ein in Deutschland u. a. unter der Bezeichnung Fluxet und Fluctin erhältliches Medikament mit dem Wirkstoff Fluoxetin.
[4] Ein Gyroskop ist ein Kreiselinstrument bzw. Kreiselkompass.
SUPERHIRN-LÖSUNGEN
Übergewicht
Übergewicht: Dieses Problem bietet sich an, vom Gehirn auf eine neue Weise Gebrauch zu machen. Über ein Drittel aller US -Amerikaner sind übergewichtig und mehr als ein Viertel von ihnen fettleibig. Verursacht wird diese Epidemie, wenn wir medizinische Faktoren einmal außen vor lassen, durch die Entscheidungen, die wir treffen. In einer Gesellschaft, deren Bürger durchschnittlich etwa 75kg Zucker pro Kopf und Jahr konsumieren, zehn Prozent all ihrer Mahlzeiten bei Fastfood-Ketten wie McDonald’s zu sich nehmen und sich darin gefallen, turnusmäßig alle zehn Jahre immer größer bemessene Portionen zu bestellen, sollte man meinen, hier handele es sich um derart ins Auge springende Fehlentscheidungen, dass wir sie in kürzester Zeit revidieren müssten. Das geschieht jedoch nicht. Auch groß angelegte Kampagnen zur Verbesserung der Volksgesundheit helfen da offenbar nicht weiter. Die Zuwachsraten bei den Fettleibigen spotten jeglicher Vernunft. Denn Vernunft vermag ihnen nicht Einhalt zu gebieten.
Was macht das Alltagsgehirn hier also falsch? Früher pflegte man die Schuld auf moralischer Ebene zu suchen. Übergewichtig zu sein galt als Zeichen persönlicher Willensschwäche. Das war ein Relikt aus den Zeiten des Mittelalters,
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