Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
aus.
Gewahrsein: Dieser Zustand befähigt die betreffende Person zu sagen: » Ich fühle mich soundso. « Das ist der erste Schritt, soundso in ein Gleichgewicht zu bringen. Die höheren Hirnfunktionen stellen ihre Urteilskraft zur Verfügung, was einen anderen Blick auf die Emotionen ermöglicht. Die Erinnerung sagt der Person, welche Auswirkung die betreffende Emotion in der Vergangenheit gehabt hat, ob sie von Vor- oder von Nachteil war. Daraus ergibt sich ein besser integrierter Zustand. Dank der Vernetzung von höheren und ursprünglicheren Gehirnfunktionen stehen weitere Informationen zur Verfügung. Sind Ihre Emotionen nicht länger außer Kontrolle, sind Sie in der Lage zu sagen: » Ich fühle mich soundso. « Und damit haben Sie die erste Stufe der Distanziertheit, oder Gelöstheit, erreicht.
Selbstgewahrsein: Sind Sie gewahr, könnten Sie irgendjemand sein. Sobald Sie über Selbstgewahrsein verfügen, werden Sie hingegen unverwechselbar. Aus: » Ich fühle mich soundso « , wird: » Was halte ich eigentlich davon, dass ich mich soundso fühle? Wozu führt das? Was hat es zu bedeuten? « Wer wütend ist, kann es dabei bewenden lassen, nahezu ohne Selbstgewahrsein. Einem reizbaren Chef, der seine Mitarbeiter, seine » Untergebenen « , Jahr für Jahr zusammenstaucht, entgeht vermutlich nicht, dass er ein Wutbrocken ist. Ohne Selbstgewahrsein wird er allerdings nicht erkennen, was er sich selbst und anderen dadurch antut. Womöglich kommt er eines Tages nach Hause und traut seinen Augen nicht, dass seine Frau ihn tatsächlich verlassen hat. Sobald Selbstgewahrsein bei Ihnen eine gewisse Rolle zu spielen beginnt, sind den Fragen, die Sie sich mit Blick auf sich selbst stellen können, keinerlei Grenzen gesetzt. Selbstgewahre Fragen bilden den Schlüssel zu einem offener und immer weiter werdenden Bewusstsein. Wer an diesen Punkt gelangt, für den tun sich unendlich viele Möglichkeiten auf.
Emotionen sind durchaus nicht die großen Widersacher des Selbstgewahrseins. Aufs Ganze gesehen spielt jede Emotion ihre eigene Rolle. Emotionen sind notwendig, weil sie den Geschehnissen eine besondere Gewichtung geben. Emotionalität bewirkt, dass Ihnen eine Erinnerung nicht aus dem Gedächtnis entschwindet. An den ersten romantischen Kuss erinnert man sich viel leichter als an den Preis, den man an jenem Abend für unverbleites Benzin zu bezahlen hatte. Weil man Emotionen in diesem Sinn so schwer abschütteln kann, haben wir zunächst keine Distanz zu ihnen. In einem nächsten Schritt, in einem weiteren Zusammenhang kann Distanz jedoch durchaus mit ins Spiel kommen. Mit ihrer Hilfe können Sie von den eigenen Emotionen ein wenig abrücken (darum hat nicht jeder erste Kuss gleich zur Folge, dass ein Baby zur Welt kommt). Das mag zwar kühl, ja steril klingen, aus Distanz erwächst aber eine ganz eigene Art von Freude und Wohlgefallen. Sitzen Ihnen Ihre Erfahrungen nicht mehr derart auf der Pelle, dann können Sie sie transzendieren, um auf eine höhere Erfahrungsebene zu gelangen, auf der jegliches Leben bedeutungsvoll ist. Durch achtsamen Umgang mit Ihren Gedanken und Gefühlen sorgen Sie dafür, dass sich allmählich neue Nervenbahnen bilden, die nicht nur Wut, Angst, Glück und Neugierde registrieren, sondern auch all die spirituellen Empfindungen von Glückseligkeit, Mitgefühl und Staunen.
Das Erschaffen von Wirklichkeit kennt kein oberes Limit. Wer von einer uns vorgegebenen Wirklichkeit ausgeht, akzeptiert im Grunde gar nicht die Welt » da draußen « , sondern lediglich die eigenen Beschränkungen » hier drinnen « .
Wie das Ich sich einmischt
Sollte Selbstgewahrsein tatsächlich einen Widersacher haben, dann das Ich. Sobald das Ich die ihm übertragene Funktion überschreitet, schränkt es Ihr Gewahrsein ernstlich ein. Andererseits ist die Ich-Funktion aber unverzichtbar. Das zeigt uns bereits ein kurzer Blick auf das Gehirn. Während Milliarden von Neuronen in einem sich permanent weiterentwickelnden neuronalen Netzwerk Billionen von Synapsen neu anordnen, wiegt das Ich Sie in dem Glauben, in Ihrem Schädel sei alles statisch, es gehe dort ganz ruhig zu. Weit gefehlt. Ohne ein solches Empfinden von Konstanz wären Sie allerdings unentwegt jenem stürmischen Prozess ausgesetzt, in dessen Verlauf das Gehirn bei jeder Erfahrung, die Sie – im Wach-, im Schlaf- oder im Traumzustand – machen, sich selbst umgestaltet. (Während Sie schlafen, ist das Gehirn außerordentlich aktiv, wenngleich uns bislang ein
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