Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
Stoffwechselregulation [5] des Körpers zuständig und auch darauf wirkt eine Diät sich offenbar aus. Menschen, die letztlich wieder ein Normalgewicht erreichen, benötigen anschließend 400 Kalorien weniger pro Tag als diejenigen, die über all die Jahre permanent ihr Idealgewicht gehalten haben.
Um aus seinem kontraproduktiven Verhalten herauszukommen, braucht ein Übergewichtiger weder ein neues Gehirn noch eine bessere Stoffwechselregulation oder einen ausgeglichenen Hormonspiegel. Diese Faktoren liefern, anders ausgedrückt, nicht die Antwort auf das Problem und sind, gemessen an etwas anderem – Gleichgewicht –, von untergeordneter Bedeutung. Denn in der Vernetzung des Gehirns entsteht, wenn die Areale für impulsives Verhalten gestärkt, die für eine rationale Entscheidungsfindung zuständigen Areale hingegen geschwächt worden sind, ein Ungleichgewicht.
Die Wiederholung negativer Muster hat ebenfalls ungünstige Auswirkungen auf den Entscheidungsprozess. Wenn Sie sich selbst Vorwürfe machen oder sich wie ein Versager vorkommen, gewinnen primitivere Gehirnfunktionen gegenüber der Großhirnrinde einmal mehr die Oberhand.
Das mentale Gleichgewicht stellen Sie dadurch wieder her, dass es Ihnen gelingt, zu einem höheren Selbstwertgefühl führende Entscheidungen zu treffen – etwa indem Sie aufhören, als Abhilfe für ein emotionales Problem nach Nahrung zu greifen. Stellen Sie das Gleichgewicht wieder her, so hat das Gehirn natürlicherweise die Tendenz, es zu wahren. Dieses Gleichgewicht, die sogenannte Homöostase, ist eine der stärksten Selbstregulationskräfte im unwillkürlichen (autonomen) Nervensystem. Fürs Gehirn gibt es, das macht seine Besonderheit aus, eine Doppelsteuerung. Die Prozesse im Gehirn funktionieren ganz von allein, in der Autopilot-Einstellung sozusagen. Erteilen Sie dem Gehirn hingegen Anweisung, die Abläufe sollten sich an Ihre Vorgaben halten, dann laufen die Dinge nach Ihrem Wunsch und Willen. Das ist jedoch keine Frage der Willenskraft. Denn Willenskraft beinhaltet, die Dinge zu forcieren. Nehmen wir an, Sie wollten ein zweites Stück Kuchen essen oder um Mitternacht den Kühlschrank plündern. Vor lauter Entschlossenheit widerstehen Sie jedoch der Versuchung, Sie bleiben standhaft.
Nicht um den Willen geht es hier, sondern um Widerstand. Durch Widerstand aber verleihen Sie dem betreffenden Phänomen Bestand . Da liegt der Hund begraben. Solange Sie sich nämlich in eine innere Auseinandersetzung verstricken – in eine Auseinandersetzung zwischen dem, wonach Sie Verlangen haben, und dem, wovon Sie wissen, dass es gut für Sie ist –, werden Sie mit hundertprozentiger Sicherheit nicht das erreichen, was Sie eigentlich erreichen wollen, sondern genau das Gegenteil.
In seinem natürlichen Zustand ist Wille das Gegenteil von Widerstand: Sie schwimmen mit dem Strom, wobei der Wille der Natur, hinter dem eine Milliarden von Jahren zählende Evolution steht, Sie trägt. Ihr Körper will den Weg der Homöostase gehen. Jede Zelle ist exzellent darauf vorbereitet, in einem Gleichgewicht zu bleiben (aus dem Grund speichert eine Zelle beispielsweise im Normalfall nur so viel Nahrung, dass diese gerade für ein paar Sekunden reicht. Für einen Extravorrat besteht kein Bedarf, da im Rahmen des körperlichen Gesamtgleichgewichts jede Zelle darauf rechnen kann, ständig ausreichend Nahrung zu erhalten).
Beim Superhirn kommt es darauf an, dass Sie unter Kontrolle haben, was Ihr Gehirn tut. » Bedienen Sie sich Ihres Gehirns. Lassen Sie nicht zu, dass das Gehirn sich Ihrer bedient. « So lautet unsere Losung.
Auch unter Essstörungen leidende Patientinnen und Patienten fallen unter das Thema Gewicht. Bei einem schwer magersüchtigen Mädchen kann durchaus Folgendes geschehen: Schaut es in den Spiegel, erblickt es zwar einen abgemagerten Körper mit deutlich hervortretenden Rippen, auf groteske Weise spitzen Ellenbogen und Knien und mit einem Gesicht, das wie eine dünne, über den Schädelknochen gezogene Maske anmutet. Nichtsdestoweniger sieht das Mädchen: » Ich bin dick. « Die den visuellen Kortex im Hinterhaupt erreichenden Ausgangsdaten sind da ohne Belang. Der Körper, den sie – als Mensch mit einer Essstörung – sieht, befindet sich in ihrem Kopf. Und Entsprechendes gilt für jeden von uns. Nur mit dem Unterschied, dass bei uns ein » normales « Erscheinungsbild im Spiegel mit einer normalen Vorstellung in unserem Kopf abgeglichen wird. Am Rand der Normalität sehen
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