Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten
glänzen verdächtig. Der wird doch jetzt wohl nicht zu heulen anfangen?!
»Schon gut«, nuschele ich peinlich berührt. Zum einen, weil ich hier echt nicht mit einem flennenden Buddy herumstehen will. Zum anderen, weil ich gerade keinen Plan habe, wofür der sich eigentlich bei mir entschuldigen will. Immerhin war ich es, der ihn blöd angepflaumt hat.
Buddy strahlt mich hoffnungsvoll an. »Bedeutet das, du bist nicht mehr sauer auf mich, weil ich gestern wie ’ne beleidigte Leberwurst abgedampft bin und dich allein auf den Blumenlieferanten habe warten lassen?!«
Ach so, darum geht es ihm.
»Nö, bestimmt nicht«, erkläre ich und will weitergehen. Will einfach nur rein in den Senfkasten, mich neben Justus auf meinen Platz pflanzen, um ihn die nächsten sechs elendig langen Unterrichtsstunden nicht eines verdammten Blickes zu würdigen.
Doch Buddy hat andere Pläne. Er hält mir feierlich die Pfote hin und fragt: »Freunde?«
Vergiss es! So habe ich das ganz sicher nicht gemeint. Aber wie komme ich aus dieser Nummer jetzt wieder raus, ohne dass Buddy augenblicklich in Tränen ausbricht? Sein Schniefen wird immer schlimmer und das Rasseln in seiner Kehle hört sich gefährlich an.
»Hab ’ne chronische Bronchitis«, röchelt er. »Wenn die Pollen fliegen, ist es besonders grausig.«
Hölle. Der Junge ist übergewichtig, hat weit und breit keinen Freund in diesem Kaff, wird stattdessen von Hendrik Dämlack als Punchingball missbraucht und hat auch noch so ’ne chronische Kack-Erkrankung. Und ich dachte, ich hätte Probleme.
»Oh Mann!« Ich schüttele den Kopf und greife aus einem Impuls heraus nach Buddys weichem Patschehändchen. »Von mir aus.«
Seine Augen verwandeln sich in Ufos. »Verflixt und zugenäht, Luc, das ist echt cool!«, freut er sich.
Er lacht und ich, na ja, was soll ich tun – Buddy will meine Hand vor lauter Begeisterung gar nicht mehr loslassen –, ich lache mit. Bis der breite Hendrik samt seiner blassen Anhängsel auf uns zugeeiert kommt. Die Arme angewinkelt, als ob er Rasierklingen unter den Achseln hätte.
»Wie niedlich, die beiden halten Händchen!«, beömmelt er sich, während seine Augen uns wie glühende Laser durchleuchten.
»Zwirbel, ey, hast du noch den Kaugummipapier in der Tasche? Dann können wir den beiden Turteltäubchen Eheringe daraus knicken und Hochzeit mit denen feiern.« Er rammt seinem Kumpel links von ihm grölend den Ellbogen in die Seite.
Ruckartig entziehe ich Buddy meine Hand und erkläre an Hendrik gewandt: »Selten so gelacht. Vor allem über dein perfektes Deutsch. Von wegen den Kaugummipapier …«
Dann gebe ich Buddy ein Zeichen, dass wir jetzt gehen. Auf der Stelle. Und zwar in den Senfkasten hinein. Ohne uns weiter von den drei Hohlbirnen provozieren zu lassen.
»Buddy, du bleibst!«, knurrt Hendrik wie ’n blutrünstiger Kampfhund, und ich staune nicht schlecht, als der tatsächlich innehält.
»Komm weiter«, raune ich ihm zu.
Inzwischen haben sich ein paar Schüler um uns versammelt. Garantiert sind die scharf auf ’ne Guten-Morgen-Prügelei.
»Ey, Dick und Doof«, kotzt Hendrik sich weiter aus. »Wie wär’s mit ’nem kleinen Hochzeitstänzchen, hä?! Da-da-dadaaa, da-da-dadaaa …«, trällert er herum.
Die anderen lachen und ich werde langsam, aber sicher wütend – und zwar so richtig. Mit geballten Fäusten drehe ich mich zu dem Gorilla um, damit ich ihm …
»Was wollen du und deine beiden Freunde denn hier?«, höre ich plötzlich Justus’ Stimme. »Das hier ist eine Schule.«
Ich bin verdattert. Genauso wie Hendrik, der Justus mit gerunzelter Stirn angafft, als ob er ein Alien vor sich hätte.
»Hä?«, macht er dann auch dementsprechend dämlich.
»Eine Schule besuchen nur intelligente Personen, um etwas zu lernen und um ihren Horizont zu erweitern«, erklärt Justus seelenruhig. »Denkst du wirklich, Hendrik Eichelmayer, du und deine Mitläufer gehören diesem Kreis an?!«
WOW! Hendriks eng beieinanderstehenden Laseraugen springen wie verrückt hin und her, so rattert es in seinem winzigen Hirn. Ganz sicher rafft er nicht, was Justus meint.
»Ich habe eher die Vermutung, Gestalten wie du gehören in die geschlossene Abteilung, damit sie vor sich selbst sicher sind«, macht Justus ungerührt weiter. Eindeutig ist er sich nicht der Gefahr bewusst, in der er schwebt.
Hendrik verwandelt sich nämlich gerade in einen wild schnaufenden Stier, der seine pfeilspitzen Hörner extrem schmerzhaft in Justus’ Hintern
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