Super Nova (German Edition)
kühle Antikva von einst blickte mich beherrscht an. Ich suchte in seinen Augen nach einer Entschuld i gung, oder nach einer Lüge, fand aber nur die Ernsthaftigkeit, mit der er sprach.
Die Welt um mich herum versank in ein schwarzes Loch, als er sich von mir entfernte. Er ging tatsächlich! Schweigend trugen ihn seine Beine in den Wald, der hinter Dogs Hütte lag – dorthin, wo er schon am Samstag verschwunden war, als ich ihn hier das erste Mal erblickt hatte.
Es war vermutlich der eigene Überlebenstrieb, der das Blut in meinen Adern gefrieren ließ, mich steif, gefühllos und unbeweglich machte. Mein ganzer Körper schien betäubt und narkotisiert zu sein, denn ich fühlte gar nichts mehr. Ich stand nur da und starrte ihm nach. Selbst nach einer endlosen Stunde, in der von Shiva schon lange nichts mehr zu sehen war, hatte ich mich noch keinen Zent i meter von der Stelle gerührt.
»Komm, Kleines, lass uns reingehen!«, flüsterte mir Dog ins Ohr. Er legte seinen Arm um mich, selbst das nahm ich kaum noch wahr. Ich wollte nicht in seine Hütte gehen, sondern hier stehen bleiben. Fast musste ich lachen; es war komisch, aber ich dachte an die Rava und spürte dabei keinen Funken Angst mehr in mir. Ich sehnte sie sogar herbei. Sollten sie nur kommen und mich holen, mir war alles egal – alles!
Statt Dogs Wunsch zu folgen, setzte ich mich auf den Mooste p pich, der sich gleich neben dem Baum ausgebreitet hatte, vor dem ich schon die ganze Zeit stand. Die Zeit floss an mir vorbei, allmä h lich wurde es Abend und die Sonne ging unter. Meine Augen waren weiterhin starr in den Wald gerichtet – exakt auf die Stelle, wo Shiva vor Stu nden verschwunden war. Es muss schon spät gewesen sein, als Dog mir etwas zu essen brachte. Er stellte ein Tablett neben mir ab und reichte mir eine Tasse mit heißem Kakao, die ich jedoch gleich wieder auf das Tablett zurückstellte.
»Iss bitte etwas!« Ich brachte es noch nicht einmal zustande zu verneinen. Regungslos wie ein Stein hockte ich auf dem feuchten Boden. Ich wollte nichts essen, nichts trinken und am liebsten auch nicht mehr atmen. Meine Augen suchten am Himmel nach der Swiffa , nach ihren Lichtern, und ich sehnte die Nacht herbei, denn dann würden sie kommen, dann würden sie mich holen …
»Sie werden nic ht kommen, nicht zu dir«, sag te Dog leise und setz te sich neben mich . Ich verstand nicht recht. Ganz sacht begann mein Gehirn, die gesagten Worte zu verarbeiten.
»Wie… wieso glaubst du das?«, würgte ich heraus und bemerkte, dass mein Mund ganz ausgetrocknet war. Ich hatte seit Stunden keinen Ton mehr gesagt und musste nun schwer schlucken. Meine Lippen waren spröde und meine Zunge staubtrocken. Wieder reichte mir Dog den Kakao.
»Trink bitte, Stella, die heiße Schokolade wird dir guttun.«
»Mir tut gar nichts mehr gut!« Dennoch nahm ich das Getränk und nippte daran.
»Shiva ging doch nur, um dir zu helfen«, startete Dog einen e r neuten Versuch und ich lachte bitter auf. Wenn ich alles hören wollte, aber nicht diese faule Ausrede. Ich verstand, dass er gega n gen war, und nahm es ihm auch nicht übel – im Gegenteil. Er hatte Angst – zu Recht, wie ich fand. Die Rava wollten ihn bestrafen, er war ein Aussätziger und das war alles meine Schuld! Nur ich alleine war für diese Misere verantwortlich. Mich wollten die Rava , hinter mir waren sie her. Shiva hätte mir gar nicht helfen dürfen. Sollten die Rava nur kommen und mich holen, ich war bereit. Mehr Schmerz und Leid, als ich gerade spürte, konnten sie mir nicht mehr zufügen.
Jedes Mal, wenn Shiva gegangen war, brach es mir das Herz. Ich kannte die Zeit ohne ihn – es dominierte der Schatten in meinem Leben. Nur mit ihm kam die Sonne zurück, er war das pure Glück für mich. Ich fürchtete die Rava nicht annähernd so stark wie den Verlust von Shiva. Das Schlimmste war also schon geschehen.
Da saß ich nun und wartete auf sie, ich wünschte die Rava sogar herbei. Und würden sie mich auf einen anderen Planeten bringen, nur zu; ich hatte hier sowieso alles verloren.
»Du denkst vollkommen falsch! Die Rava werden nicht zu dir kommen. Shiva ist gegangen, um dich zu beschützen, Kleines. Er wollte nicht, dass sie dich finden. Er nimmt an, dass er selbst i r gendwo einen zweiten Sender hat und sie euch deshalb immer ausfindig machen. Er will dich in Sicherheit wissen und dich keiner Gefahr aussetzen. Nur darum ist er fort – nur zu deinem Schutz«, erklärte Dog, der ebenfalls in
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