Super Nova (German Edition)
– erinnerst du dich? Dort wird nämlich nicht laut gesprochen. Aber ich denke, es würde dich auf der Erde verwirren, wenn du mich nur in deinem Kopf hörst und sich meine Lippen nicht bewegen.«
Damit konnte er recht haben. Zudem liebte ich seine samtwe i che, tiefe Stimme. Shiva lächelte verschmitzt – das hatte er wohl auch gehört. Um diesen Peinlichkeiten zu entkommen, lenkte ich schnell ein: »Wo gehen wir nun hin?«
»Das entscheidest du diesmal und ich folge dir.«
Nun fühlte ich mich leicht überfordert. Ich hatte keine Ahnung, wohin wir gehen sollten. Ich dachte an die Wartburg, fand es aber zu riskant, dahin zurückzukehren. Die Rava würden die Wartburg gewiss verstärkt nach uns absuchen. Dann fiel mir ein ähnliches Domizil ein, das sich ganz in der Nähe befand: die Krayenburg . Eine wunderschöne Burg mit integriertem Hotel. Da war ich schon mit Paps gewesen.
»Also soll es doch wieder eine Burg sein«, sagte Shiva lächelnd.
»Ja, wäre schön und die Krayenburg ist nicht weit von hier. Auch wenn es nur für ein paar Tage zum Erholen ist. Ich bin es leid, von einem Ort zum anderen zu hetzen, und brauche etwas Ruhe. Die letzte Woche war mit Abstand die verrückteste in meinem Leben.« Shiva zückte sogleich sein neues Spielzeug und begann, mit seinem Handy nach Informationen zu der Burg zu suchen.
»Ja, die Krayenburg ist ganz in der Nähe, das ist passend. Wenn es dich nicht stört, gehen wir jetzt erst mal einkaufen, denn mein Gepäck konnte ich leider nicht retten. Ich brauche ein paar Klamo t ten und einige andere Kleinigkeiten. Anschließend fahren wir mit einem Taxi zu dieser Burg und dort bleiben wir dann für eine Weile, in Ordnung?«, wollte er wissen und ich war Feuer und Flamme. Während ich eifrig nickend zustimmte, rief Shiva gleich auf der Krayenburg an und reservierte ein Doppelzimmer für die nächsten sieben Tage. Ich konnte es kaum glauben und freute mich ung e mein. Eine ganze Woche allein mit ihm – in einem Doppelzimmer – auf einer abgelege nen Burg … Ein Traum wurde wahr!
Shiva grinste mich schelmisch an und ich senkte verlegen meinen Blick.
»Komm, lass uns shoppen gehen!«, bat er mich, nachdem wir den Kaffee ausgetrunken und bezahlt hatten.
Wir schlenderten gemeinsam zum Bahnhof, gingen zu Shivas Schließfach und stellten dort meine Reisetasche hinein. Danach machten wir uns auf den Weg in die City, wo ein ausgiebiger Ei n kaufsbummel folgte. Es machte großen Spaß, ihm neue Kleidung zu besorgen. Er nahm sogar meine Ratschläge in Bezug auf die Kle i derwahl an. Sein Stil – wahrscheinlich der Stil der Antikva – war eher schlicht und er bevorzugte Grau und Beige. Ich brachte etwas Abwechslung in seine Einkaufstüten. Es ging bereits auf sechs Uhr am Abend zu, als wir wieder ein Lokal aufsuchten. Zu meiner Überraschung stellte Shiva nur seine Taschen ab.
»Ich muss noch mal schnell weg. Bleib bitte hier und bestell schon für uns, es wird nicht lange dauern. Spätestens in einer halben Stunde bin ich wieder da.« Kaum hatte er das gesagt, war er auch schon durch die Glastür verschwunden und ich blieb alleine am Tisch zurück. Da saß ich nun und mir gefiel es gar nicht, wenn er nicht in meiner Nähe war. Shiva fehlte mir bereits nach ein paar Minuten. Immer wieder blickte ich sehnsüchtig zur Tür.
Was hatte er nur vor?
Ich fragte ihn nicht danach, als er mit weiteren gefüllten Taschen zurückkam. Ich war nur erleichtert und glücklich, ihn wiederzus e hen. Sichtlich zufrieden setzte er sich neben mich und trank seinen Orangensaft, den ich ihm bestellt hatte. Wir aßen noch gemeinsam, bevor wir bepackt zum Bahnhof zurückgingen. Während ich die Einkaufstüten in unser Taxi lud, holte Shiva meine Reisetasche und dann begann die Fahrt zur nahe gelegenen Krayenburg .
Es dauerte nur eine halbe Stunde, bis der Fahrer uns den bewa l deten Berg hinauffuhr und Erinnerungen bei mir wach wurden. Ich musste an mein Zuhause denken … und an Mutter. Wie gerne wäre ich jetzt zu Babette gefahren, hätte nach Cosimo geschaut, bei den Schreibers geklingelt und Rania umarmt. Sie fehlten mir alle so sehr. Was Tommy und mein kleiner Piri wohl machten?
»Du wirst sie alle wiedersehen, schon bald!«, hauchte mir Shiva ins Ohr und ich hoffte, dass seine Worte wahr werden würden.
Es war kurz nach neun Uhr abends, als wir in das Hotel der Krayenburg eincheckten. Das Zimmer hier war – im Gegensatz zu dem in Frankfurt – ein kleiner Traum. Es war rustikal
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