Super Nova (German Edition)
dem allen gegenüber vollkommen hilflos ausgesetzt und konnte mit niema n dem darüber reden. Wer hätte ihr auf der Erde schon geglaubt? Eine Frau, die erzählt, ihre Tochter sei von Außerirdischen entführt worden … Was hätte man dann mit ihr gemacht? Sie wahrscheinlich für verrückt erklärt! Also tat sie das Einzige, was ihr half, mit diesem Wissen weiterzuleben: Sie schwieg und verstummte … Es tut mir außerordentlich leid, Stella!«
Ich nickte anerkennend. »Ich danke dir dafür, dass du es mir a n vertraut hast. Meine Mutter, ich dachte immer, sie wäre … ich meine, oh Gott …«
Ich musste wieder weinen. Shiva nahm mich sogar in seine Arme, um mich zu trösten. Diesmal verbot er mir die Tränen nicht!
»Aber Mom hätte es doch Paps oder mir erzählen können! Wieso hat sie uns nie etwas gesagt?«
»Wem hast du von deinen Sorgen und Ängsten erzählt? Deiner Mutter? Deinen besten Freunden Rania oder Tommy? Oder den Schreibers? Nein, bei keinem, der dir nahestand, hast du ein Wort über uns verloren! Und warum? Weil dir vermutlich niemand g e glaubt hätte! Keiner auf der Erde will es wahrhaben. Euer Glauben beruht auf der Einzigartigkeit der menschlichen Rasse eures Plan e ten. In eurer Vorstellung gibt es kein anderes intelligentes Leben außer dem auf der Erde. Das ist das Manko der Erdlinge : ihr übe r zogener Egoismus und der Irrglaube an ihre eigene Einzigartigkeit! Dem fiel deine Mutter , ebenso wie du, auch zum Opfer.«
Shiva hatte recht – mit jeder Silbe, die er aussprach. Ich hatte mich niemandem anvertraut und war damals mit meinen Befürc h tungen zu einem wildfremden Menschen gegangen, zu Dog – anstatt auch nur ansatzweise Babette, Rania oder eine andere nahestehende Person einzuweihen.
»Und jetzt soll ich zu Mom gehen und sagen: Alles ist bestens, Shiva hat mich zwar oft nachts auf die Swiffa geholt, doch nun ist alles okay?«, fragte ich und löste mich aus seiner Umarmung. Er sah mich an und wischte mir die letzten Tränen weg.
»Ja, so in etwa. Deine Mutter wird sehen, dass du unversehrt bist und gemeinsam mit mir bei ihr erscheinst. Und dann redest du mit ihr darüber. Das wird sie vermutlich zum Nachdenken anregen und hoffentlich ein Desaster vermeiden. Mehr können wir nicht erwa r ten.«
Ich blickte der Aussprache ängstlich entgegen, zumal sämtliche Gespräche mit Babette sehr einseitig verliefen. Aber es musste wohl sein. Shiva steuerte kurze Zeit später gezielt unser Cottage an und parkte direkt davor. Im Garten ging es schon hoch her. Torben, Maria, Rania, Tommy und Martin waren bereits da und begrüßten uns lautstark. Sie kamen, um mich zu umarmen.
»Schön, euch wiederzusehen. Äh, ich möchte jetzt nicht unhö f lich sein, aber – wo ist Babette?«, fragte ich direkt und blickte etwas betreten zu Boden. Ich wollte das Gespräch mit ihr hinter mich bringen und verhindern, dass sie unangekündigt auf Shiva stieß. Zu gut hatte ich ihren letzten Schrei im Kopf.
»Deine Mutter ist im Atelier und malt. Wollt ihr nicht zuvor e t was essen? Ein Stück Torte oder diese wundervollen selbst gemac h ten Eclairs von Rania?«, bot Maria an und zeigte auf den gedeckten Tisch. Ich sah die sahnegefüllten Törtchen und blickte schmunzelnd zu Rania. Sie konnte es also immer noch nicht lassen. Was hatte sie erwartet? Dass ich mich übergeben würde? Siegessicher ging ich zu dem Tisch, stibitzte mir ein Eclair und biss herzhaft hinein.
» Mmh , superlecker, Rania. Ich esse nachher gleich weiter, doch vorher muss ich zu Mom !« Entschlossen nahm ich Shiva an die Hand und verschwand mit ihm im Cottage.
»Soll ich lieber hier warten? Willst du mit deiner Mutter alleine reden?«, erkundigte er sich zurückhaltend.
»Nein, komm bitte mit. Es wird einfacher, wenn wir es gemei n sam durchstehen«, sagte ich leise und war mir nicht sicher, wie Mom reagieren würde. Ganz langsam betraten wir Hand in Hand das Atelier. Babette hörte unsere Schritte und drehte sich gemächlich zu uns um.
Augenblicklich verharrte sie und wirkte versteinert.
Ihr Mund öffnete sich leicht und ihre großen dunklen Augen weiteten sich. Abwechselnd blickte sie zu mir und zu Shiva, dann schaute sie mich lange an und ich sah Tränen in ihren Augen.
Ich suchte Hilfe bei Shiva. Er nickte mir schweigend zu und ließ meine Hand los. Ich sollte wohl zu ihr gehen und tat es auch – ganz behutsam … Babette saß so niedrig auf dem kleinen Hocker, dass ich mich vor sie kniete, um ihr gezielt in die Augen
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