Super Nova (German Edition)
immer der Test ausgehen mag! Nova wird ein hoch angesehenes Mitglied der Rava , sie werden sie unter ihresgle i chen aufnehmen. Sie wird ein Leben haben – ein sehr langes Leben, vermute ich!«
Shivas Worte rauschten durch meinen Kopf, ich nahm sie kaum mehr wahr. Nur eines stach deutlich daraus hervor.
»Sie wird leben! Unser Baby! Meine Tochter, deine Tochter! Und sie wächst dort oben auf, bei diesen scheußlichen gefühlskalten Kreaturen. Weit weg von dir und weit weg von mir – und sie wird nie erfahren, wer ihre Eltern sind!«
Das waren die letzten Worte, die ich in dieser Nacht über meine Lippen brachte. Es war schon hell, als ich vollkommen erschöpft in Shivas Armen einschlief. Er hatte nicht mehr versucht, tröstende Worte für mich zu finden – vermutlich, weil es keine gab.
~ 7 ~
H ope, wir haben Kontakt
Die Tage flossen dahin, der Alltag und die Sorgen um Nova set z ten unserer Liebe zu. Es herrschte ein unterkühltes Klima in uns e rem neuen Zuhause. Seit jener grausamen Nacht, in der ich die bittere Wahrheit erfuhr, hatten weder Shiva noch ich ein Wort über unsere Tochter verloren. Wir beide sprachen auch so kaum noch miteinander, nur das Nötigste. Die Stille war machtvoll und dom i nierte unsere Tage – die Nächte sowieso.
Während ich unser neues Heim wohnlicher gestaltete, das Haus vom Dachboden bis in den riesigen Keller putzte (das war schon lange überfällig gewesen), die Wände mit modernen Farben au f frischte und die Möbel so verrückte, dass es mir besser gefiel, hatte Shiva nur eine Mission … Er arbeitete unermüdlich an seinem Transformator – so bezeichnete er das Ding aus Handyteilen, das er akkurat auf einem Metallblatt konstruiert hatte. Eigentlich nannte er es liebevoll »Hope«. Es sei seine einzige Hoffnung, hatte er mir gestern Abend beim Essen erzählt. Über etwas anderes redete er nicht mehr. Es drehte sich alles nur um Hope und das machte mich noch trauriger. Seine Verbissenheit ging sogar so weit, dass er in den Nächten aufstand und sich leise aus dem Schlafzimmer schlich.
Beim ersten Mal erschrak ich und folgte ihm. Mich überkam die Angst, er könnte wieder verschwinden. Aber er ging nur in den alten Schuppen, der reichlich mit Werkzeug bestückt war. Er tüftelte im Mondschein und werkelte am Tag. Sein einziger Lebensinhalt bestand darin, Hope in Gang zu bringen. Als es auf das Wochene n de zuging, hatte Shiva noch etwas anderes im Kopf: Er wollte Fa Gant besuchen. Ich vermutete, dass sein Hauptanliegen nicht war, Dog wiederzusehen, sondern dass sich der Besuch einzig um Hope drehen würde. Wir machten am Samstag eine große Runde und fuhren zuerst be i Babette vorbei, die sich sehr freute, uns zu sehen. So hatte ich meine Mutter noch nie erlebt. War sie früher geistig abwesend und hatte das Leben an sich vorüberziehen lassen, so nahm sie jetzt jedes kleinste Detail wahr.
Sie kochte uns Kaffee, tischte Kuchen auf und führte sogar ihren Haushalt selbst. Sie war plötzlich selbstständig, wirkte glücklich und war eine vollkommen neue Person geworden.
Wir blieben den ganzen Samstag bei ihr, gingen gemeinsam zu den Schreibers zum Abendessen, wo Shiva in fröhlicher Runde verkündete, dass wir morgen wieder nach Italien reisen würden – allerdings nur für eine Woche. An dem kommenden Wochenende war Pfingsten. Bereits da, versprach er, würden wir wieder zu Besuch kommen, was meine Mutter beruhigte.
Gleich im Anschluss an das Abendessen fuhren wir zu Dog, der sowohl erstaunt als auch erfreut war, als er uns sah. Shiva hatte mich noch im Auto darauf hingewiesen, nicht zu verraten, wo wir woh n ten. Es bestand die Gefahr, dass auch Dog kontrolliert wurde. Niemand durfte unseren Aufenthaltsort kennen – ich hatte ohnehin nicht vor, es auszuplaudern. Shiva ging den Abend ganz kühl an, in der Manier eines Antikva . Alles drehte sich um dieses Ding, Hope.
Während ich mit Darko in einer Ecke saß und ihn kraulte, erzäh l te Shiva Dog von Dusty . Dog war bereits zu lange auf der Erde, um von den Abtrünnigen – wie sie von den Rava genannt wurden – zu wissen. Allerdings war er mehr als angetan, als er von dem Anführer Dusty hörte, der mit einer gestohlenen Swiffa Anhänger um sich scharen sollte. Nun waren es zwei Männer, die verbissen versuchten, einen Transformator zum Laufen zu bringen. Es war schon weit nach Mitternacht, als wir uns erschöpft auf den Heimweg machten. Zuvor trat Dog allein aus seiner Hütte und suchte
Weitere Kostenlose Bücher