Super Nova (German Edition)
dir.«
Während Rania Kekse auf die Teller verteilte, der Kaffee durc h lief und einen aromatischen Duft verströmte, hob ich die Scherben auf und heizte zusätzlich den alten Kachelofen an, um die Küche wieder auf bewohnbare Temperaturen zu bringen. Eine Viertelstu n de später waren wir alle in der Stube und trank en genüsslich unseren Kaffee, als es an an der Haustür klopfte . Es war Torben.
»Hallo, Kleines! Mmh , es duftet köstlich, da komme ich ja
gerade richtig«, sagte er lächelnd und wollte direkt in die Küche gehen. »Wir sind im Esszimmer.«
»Gibt’s was zu feiern?«, erkundigte sich Torben neugierig.
»Nein, leider nicht. Babette hat bei diesen Temperaturen das K ü chenfenster zu lange geputzt und nun ist es da eiskalt.«
Mitleidig verzog er seine Miene und folgte mir ins Esszimmer.
»Rania, Schatz! Und Babette, hallo!«, begrüßte er beide, wobei er zu meiner Mutter ging und sie wie gewöhnlich auf die Stirn küsste. Rania lugte in den Flur, als würde sie noch jemanden erwarten. Sie wurde ganz unruhig.
»Wo ist Shiva?«, fragte sie ihren Vater vorwurfsvoll.
»Keine Ahnung, ist er nicht bei euch oder drüben im Loft?«
»Nein, da war ich schon, dreimal sogar, er ist nicht da!« Rania wirkte trotzig. »Tut mir leid, dann weiß ich es auch nicht. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen.«
»Ich denke, er ist dein Praktikant. Warum siehst du ihn dann den ganzen Tag nicht? Heute Morgen wollte ich zu ihm, aber im Loft war keiner und das Bett war nicht angerührt. Heute Mittag war er auch nicht da – ebenso wenig wie vor einer Stunde. Wohnt er nun bei uns und wenn ja, wo zum Teufel ist er dann?«, wollte sie wissen und wirkte einmal mehr wie eine verzogene Göre.
»Rania, ich weiß nicht, wo er ist. Er hatte heute frei und kommt erst morgen wieder in die Kanzlei. Aber sobald er au ftaucht, kannst du ihn ja selbst fragen«, machte Torben bestimmend klar, woraufhin sie endlich Ruhe gab, vorerst. So lange, bis ihr Vater wieder gega n gen und Babette in ihrem Atelier verschwunden war.
»Komm mit, wir versuchen es noch mal. Ich muss wissen, wo er steckt!«, sagte sie energisch und nahm mich an die Hand.
»Einen Moment bitte, du willst doch nicht etwa zum Loft?«
Mir blieb der Mund offen stehen. Nicht weil Shiva nicht da sein könnte, oh nein, sondern weil er vielleicht da war! In meinem Bauch startete gerade eine Achterbahn. Ich konnte unmöglich in die Nähe des Lofts, wo wir früher ganz unbekümmert gesessen und viel Zeit verbracht hatten. Ein Leben lang würde ich die offene oberste Etage in Torbens Haus mit dem Mysterium Shiva in Verbindung bringen, der da angeblich wohnte.
»Ich will wissen, wo er steckt! Verdammt, ich will ihn wieders e hen!« Rania schien wie besessen.
»Bitte, Stella, komm mit mir! Wir suchen ihn. Du musst auch nicht bleiben, wenn er da ist. Ich möchte nur, dass du mitkommst! « Die Aussicht, diesen außergewöhnlichen Menschen noch mal bei Tag zu sehen, um mir meiner Gefühle besser bewusst zu werden, ließ mich schließlich nachgeben und ein paar Minuten später sta n den wir in der Lobby der Schreibers.
»Komm, wir gehen gleich hoch«, forderte Rania mich auf.
»Mach mal langsam, wir können hier warten und hören, ob er da ist.«
»Auf wen wollt ihr warten?«, erklang hinter uns die Stimme von Maria, Ranias Mutter. »Auf Shiva! Er ist schon den ganzen Tag unterwegs. Ich muss dringend mit ihm reden!«, sagte Rania ernst.
»Oh, unser Gast. Oder besser: Beinahegast . Nein, der ist leider nicht da. Er ist weder diese Nacht zu uns gekommen, noch hat er am Tag vorbeigeschaut«, erläuterte Maria und schien darüber ebe n falls sichtlich enttäuscht zu sein. »Wie bitte? Er war heute Nacht nicht da? Aber ich denke, er wohnt hier?«
»Das dachte ich auch, doch er ging letzte Nacht, nachdem Stella nach Hause gegangen ist. Ich weiß leider nicht wohin, aber seitdem habe ich ihn nicht wieder gesehen«, gestand Maria. Ranias Entrü s tung wurde deutlicher. Wütend stampfte sie die Treppe hoch.
»Nun komm schon, Stella, ich will ins Loft und nachsehen, ob seine Sachen dort sind!« Mit der Gewissheit, dass Shiva definitiv nicht da war, folgte ich ihr schließlich. Wir fanden unweit vom Bett eine Sporttasche, die Rania selbstverständlich öffnete. Darin lagen Hosen, Unterwäsche, Strümpfe, eine Jacke und Shirts; alles in einem einheitlichen Grau- und Beigeton . Und das Besondere daran war, dass alle Sachen nagelneu und mit Etiketten und Preisschildern versehen
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