Super-Weine aus dem Supermarkt 2011 2012
entsprechenden Ressourcen bieten kann. Obgleich Via auch Weinberge in anderen Region Chiles besitzt, wird der Viajero Cabernet Sauvignon aus Trauben des Valle de Maule erzeugt, was man durchaus schmecken kann. Man sagt, dass diese Herkunft durch ihre etwas südlichere (und damit kühlere) Lage im Central Valley den Cabernets eine besondere Rasse und Frische verleiht.
Verkostung:
Feinwürziger, aber intensiver Duft nach Cassis, dunklen Zwetschgen und schwarzem Pfeffer. Auf der Zunge wird der Fruchtkörper mit Noten von grüner Paprika und Zedernholz erfrischt. Durchaus mit gewisser Finesse und festem Kern, aber warm im Finish.
Rebsorten: Cabernet Sauvignon
Trinktemperatur: 18°
Schmeckt zu: Entrecote mit Kräuterbutter
Preis:
Qual ität:
Gesehen bei: Lidl
63. CHILE: CARMENÈRE CASILLERO DEL DIABOLO
Dass man nun auch bei uns einen chilenischen Rotwein mit der Rebsortenangabe Carmenère findet, beruht eigentlich auf einem erst vor gar nicht so langer Zeit gelösten Missverständnis. Es war im Jahr 1984, als ein französischer Rebenkundler auf einem wissenschaftlichen Kongress in Chile erklärte, dass große Teile der Merlot-Weingärten des Landes gar nicht mit dieser Rebe bepflanzt worden sind, sondern dass es sich dabei um die um 1850 nach Chile gebrachte Rebsorte Carmenère handelt, eine Traube, die früher in Bordeaux bekannt war, aber dort so gut wie ausgestorben ist. Der Schock saß tief, denn das Land hatte sich gerade mit seinen Merlots international einen gewissen Ruf erarbeitet. Doch mittlerweile ist man darüber hinweg und freut sich daran, neben Merlot und Cabernet eben noch einen dritten Trumpf im Ärmel zu haben. Concha y Toro, Chiles größtes Weingut, hat nun auch eine Abfüllung davon in Deutschland etabliert, und es lohnt sich deshalb ganz besonders, nach dem berühmten »Casillero-del-Diabolo«-Etikett Ausschau zu halten. Hierzu gibt es übrigens auch ein nette Geschichte: Der Gründer des Weinguts, Don Melchor, hat sich immer ein paar Flaschen der besten Weine in seinen Privatkeller legen lassen. Um nun aber sein Personal von den verführerischen Tropfen fernzuhalten, hat er das Gerücht gestreut, in diesem Keller gehe der Teufel um. Daher also der Name Casillero del Diabolo − Teufelskeller. Mein Tipp: Da dieser Carmenere noch nicht überall zu finden ist, kann man sich derweil ruhig auch mit dem weiter verbreiteten Cabernet dieser Marke trösten.
Verkostung:
Intensiver, ausgesprochen vielschichtiger Duft nach roter Paprika, schwarzem Pfeffer, dunklen Früchten, etwas Cassis ... wow − was ist denn hier los? Der duftet ja wie ein »Großer«! Dicht und ausdruckvoll am Gaumen, deutliche Gerbsäure, aber von der reifen Art. Unheimlich viel Charakter und Komplexität im Nachhall. Ein Niveau, das ich nie im Supermarkt erwartet hätte. Toll!
Rebsorten: Carmenere
Trinktemperatur: 18°
Schmeckt zu: gegrillten Spare-Rips mit rauchiger Barbeque-Sauce
Preis:
Qualität:
Gesehen bei: Edeka, Kaufhof, Kaufland, Marktkauf, Real
64. CHILE: PALO ALTO RESERVA
Einen »Piraten« nennt man in der Weinszene eine Flasche, die man in eine verdeckte Probe hineinschmuggelt, obwohl sie thematisch eigentlich nicht dazu passt. Dadurch erlebt man oftmals hübsche Überraschung und wird gezwungen, lieb gewonnen Vorurteile etwas aufzuweichen. Wer in diesem Sinne einmal einen eurozentrischen Traditionalisten, der seinen Weinhorizont in »gute, alte Welt« und böse, neue Welt« segmentiert, reinlegen möchte, der sollte eine verdeckte Bordeauxprobe ansetzen und den Rotwein des erst 2006 gegründeten Weinguts Palo Alto aus Chile einschmuggeln − hei! das wird ein Spaß, wenn man es dann aufdeckt. Diese ungemein klug komponierte Cuvée aus drei Regionen im Maule-Tal, nämlich San Clemente (für Cabernet Sauvignon), Villa Alegre (für Carmenère), und Pencahue (für Syrah) hebt den Gegensatz von »alter« und »neuer« Welt völlig auf. Es ist einfach nur ein großartiger Wein, der stark an das Geschmacksbild eines feinen Bordeaux angelehnt ist, aber durchaus eigenes Profil mitbringt. Und wenn man dann noch den Preis nennt, dann dürfte wohl auch der verbohrteste Eurosnob endgültig vom Glauben abfallen. Mit war nach der Verkostung jedenfalls schnell klar, warum der Palo Alto mittlerweile mit Preisen und Auszeichnungen wie beispielsweise der Goldmedaille bei Concours Mondial de Bruxelles oder dem Titel eines »Best Value Red Wine« im weltgrößten Fachmagazin, dem Wine
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