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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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Kletterwettbewerb. Ich komme!«
    Ich würde auf jeden Fall kommen. Linus trainierte mittlerweile drei Mal die Woche und fuhr dafür mit dem Bus bis nach Rellingen, wo die Tal-Enten trainierten, die Elitetruppe des deutschen Alpenvereins. Kein Witz: Hamburg war seine zweitstärkste Sektion. Und das konnte nicht an unserer höchsten Erhebung liegen, dem Süllberg in Blankenese. Fünfundsiebzig Meter.
    »Und du, Mama? Kommst du?«
    »Sorry, mein Schatz, ich hab Vorlesung!« Charlotte legte den Kopf kurz schief, setzte ein Shit-happens-Lächeln auf und strich sich die Haare hinters Ohr. »Und dann Institutsrat.«
    Es war seltsam: Weder ihre Professur für Familiensoziologie noch meine Karriere als Familienkomiker hatten sie zu irgendeiner Art von Familiensinn inspiriert. Für sie blieben Kinder Wesen, die mitlaufen und sich anpassen mussten. Wenn alle so denken würden, so ihre Begründung, wäre unsere Geburtenrate doppelt so hoch.
    »Aber du, Papa?«
    »Klar.«
    »Ehrenwort?«
    »Großes Ehrenwort.«
    Das reichte ihm nicht. Dafür war ich zu unzuverlässig geworden im letzten halben Jahr, in dem jedes Handyvibrieren hatte bedeuten können, dass ich für drei Tage in einer komplett unlustigen TV-Produktion in Mainz verschwand. Er umkurvte den Tisch und setzte sich rittlings auf meinen Schoß.
    »Superdaddy?«
    »Ja?«
    Das Programm Dad Man hatte sich wie von selbst geschrieben. In vier Tagen und fünf Nächten. Alle Desaster aus vierzehn Jahren Vaterschaft in neunzig Minuten. Brutale Hebammen, hysterische Spielplatzmütter und gameboysüchtige Dreijährige. Und jetzt war es mein Schicksal, wie Winnetou gesagt hätte. Mein Unique-Selling-Point, wie Ines es nannte, mein Label, mein Branding. Ich übte jedenfalls eine magnetische Anziehung auf Menschen mit englischen Berufsbezeichnungen aus: TV-Promoter, PR-Consultants, Stagemanager. Es fehlte nur noch ein Personal-Downsize-Trainer, ein Happy-Hairstyler und ein Remembering-Coach, der mich daran erinnerte, meine Autoschlüssel einzustecken. Und wieder vibrierte mein iPhone. Brr Brr.
    »Du bist doch der Daddy der Nation.«
    »Na ja …«
    »Also musst du auch ein Superdaddy SEIN. Für uns!«
    Schon klar. Es war keine Frage des guten Willens. Sondern der Zeit. Und deswegen wäre eine Supermama ab und zu ganz hilfreich gewesen. Ich wusste bloß nicht, wie ich Charlotte dazu bringen konnte. Von selbst kam sie jedenfalls nicht darauf.
    »Und du musst den Superdaddy-Schwur leisten. Du bist nachher da?«
    »Linus, ja! Es ist nur so …« Ich zögerte. »Ich komme vielleicht eine Minute zu spät. Weißt du, es ist eine sehr wichtige Besprechung. Die Jahresplanung …«
    »Jahresplanung?« Lasse lief einmal um den Tisch und stellte sich vor mir auf. »Du darfst auf keinen Fall mehr so viel weg sein. Und denk an Jugend Musiziert !«
    »Ich denke an nichts anderes.«
    »Und an meinen Geburtstag!«, forderte Linus.
    »Und an Weihnachten!«, rief Lasse.
    »Und an meinen Kongress im Februar!«, sagte Charlotte.
    Es war schon merkwürdig. Sie genossen mein Geld und meinen Ruhm, sie planten einen Sommerurlaub auf Mauritius und einen Skiurlaub in St. Moritz. Aber dass ich dafür sehr viel arbeiten musste, sechzig Stunden die Woche, auch an sehr ungünstigen Terminen, das war noch nicht so recht bei ihnen angekommen. Sie erwarteten, dass ich so viel Zeit hatte wie früher und so viel Geld wie heute. Wie sollte das gehen?
    »Und keine Benefizveranstaltungen mehr!«, befahl Charlotte und schlürfte an ihrem viel zu heißen, tiefschwarzen Espresso.
    Es stimmte, ich war in den letzten zwei Monaten für ein polnisches Kinderhospiz, ein tunesisches Mädchenhilfswerk, vietnamesische Missbrauchsopfer und saarländische Vollwaisen aufgetreten. In keinem anderen Bereich waren so viele Spendensammler unterwegs. Aber hätte man nicht auch stolz darauf sein können?
    »Frag dich einfach mal, was Max an deiner Stelle machen würde.«
    Das war mir klar: Max würde eine eigene Stiftung für alleinerziehende Väter gründen. Mit der er täglich ins Hamburger Abendblatt käme. Und jeden Monat in die Hörzu . Und für die alle anderen Promis Großsummen spenden und umsonst auftreten müssten, um nicht als Unmenschen dazustehen. Charity-PR nannte sich das. Aber wann bitte sollte ich das machen? Ich hätte nicht mal Zeit gehabt, jemanden einzustellen, der es für mich machte. Brr Brr.
    Linus guckte die ganze Zeit über schon sehr besorgt. »Papa, wie lange genau wird die Besprechung gehen?«
    »Ungefähr zwei

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