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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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Moderatoren, Journalisten. Und die Journalisten wollten immer wieder dasselbe wissen: Warum wird Ihr Video so oft angeklickt? Und wie fühlt es sich an, über Nacht berühmt zu werden? Leider hatte ich auf beide Fragen keine Antwort. Und je öfter sie mich fragten, umso ratloser wurde ich.
    »Sie ist immer noch in Chris verknallt«, erläuterte Linus die schlechte Laune seiner Schwester.
    Für Luna war mein Durchbruch zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Mit fünfzehn konnte man keinen Grießbrei mehr essen. Und nicht mehr stolz auf seinen Papa sein. Erst recht nicht, wenn er sich in seinem neuen Programm ständig über verkrampft coole Teenager lustig machte.
    »Der Chris?«, fragt Lasse.
    »Oh, jetzt lasst doch mal!«, herrschte Luna die beiden an. Seit letzter Woche hatte sie ein Drachentattoo auf der rechten Schulter.
    »Er ist jetzt in ihrer Klasse«, erklärte Linus ungerührt. »Sitzengeblieben.«
    Für Luna war es nicht von Vorteil, dass Linus seit zwei Monaten auf ihr Gymnasium ging.
    »Du hältst jetzt die Klappe!«, fuhr Luna ihn an.
    Linus hielt sich die Hand vor den Mund. War zwei Sekunden still. Und prustete dann los. Gemeinsam mit Lasse.
    »Jungs, bitte«, sagte Charlotte. Professor Doktor Charlotte Kirschbaum. Ordinarius für Familiensoziologie an der Universität Hamburg. Die beiden Jungs liefen rot an vor Lachen.
    »Lachflash!«, japste Lasse.
    Luna schob sich eine zweite Jalapeño in den Mund. Ich an ihrer Stelle hätte jetzt schreien und vier Liter kaltes Wasser trinken müssen.
    »Aber Papa«, Linus wurde abrupt wieder ernst, »du kommst doch heute Abend, oder?«
    Mein iPhone vibrierte. Brr Brr. Eine SMS. Aber Nachgucken war an unserem Mittagstisch bei Todesstrafe verboten. Schon der Versuch war strafbar. Dabei hätte ich wahnsinnig gerne gewusst, ob das Kameraproblem für die TV-Aufzeichnung endlich gelöst war. Wir hatten für die Kameras zwanzig Sitzplätze sperren lassen, aber das Theater hatte die Karten aus Versehen verkauft. Aus Versehen! Sehr glaubwürdig. Erstens waren es Plätze der höchsten Preiskategorie. Und zweitens hatte der Theaterbesitzer eine nicht geringe Ähnlichkeit mit einem indischen Minenbetreiber.
    »Papa, hörst du mir überhaupt zu?«
    Außerdem hatte heute Morgen die Jury des deutschen Comedy-Preises getagt, und ich galt als Geheimfavorit. Und ProSechs wollte mich unbedingt für seine Große Silvestergala, und das eilte. Weil nämlich alle Comedians am 31. 12. für sehr viel Geld irgendwo live auftreten, wurde die TV-Show schon in zwei Wochen aufgezeichnet. So dass wir den großen Jahreswechselcountdown im Konfettiregen runterzählen würden – am 14. Oktober um 16:30 Uhr. Wenn ProSechs die Gage akzeptierte, die Ines verlangt hatte. Sie entsprach in etwa meinem früheren Jahreseinkommen. Ich würde es keinem Journalisten verraten, aber mehr Geld zu haben, als ich ausgeben konnte, und zwar Monat für Monat, das fühlte sich an wie fliegen. Mit den eigenen Armen.
    »Papaa?«
    Oder es war eine SMS von Alexa22. Diese junge Frau, mutmaßlich hieß sie Alexa und war 22, hatte mich vor sechs Wochen unter [email protected] angemailt und sich über meine Frisur lustig gemacht. Ich hatte einen Zweizeiler zurückgemailt, den sie noch spöttischer auseinandergenommen hatte, und mit jedem Tag wurde ich süchtiger nach ihren Antworten. Ich wusste nicht, wie sie aussah, wo sie wohnte und wovon sie lebte. Ich wusste nur, dass ich ihre Mails liebte. Und dass ich Charlotte nie von ihr erzählen durfte, weil meine Phantasie mir einflüsterte, dass Alexa22 das attraktivste Wesen des Universums war.
    »Papaa! Huhuu!«
    Ich beamte mich zurück an unseren Mittagstisch. Ich konzentrierte mich darauf, mich zu konzentrieren. Diese Nebenwirkung stand auf keinem Beipackzettel: Erfolg erzeugt ADS. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Wenn ich das Haus verließ, musste ich drei Mal zurück, weil ich Schlüssel, Laptop, iPhone und Handschuhe vergessen hatte. Und vier weitere Dinge. Nur welche? Denn in Gedanken wartete ich auf den Rückruf des SPIEGEL-Kulturchefs, der mich im nächsten Heft porträtieren wollte. Und auf ein Lebenszeichen von Alexa22. Alle zwanzig Minuten sah ich nach, ob sie schon geantwortet hatte. Genauer gesagt, alle zwei Minuten. Und da ich nach spätestens einer halben Stunde zurückschrieb, ging die Warterei sofort wieder los. Manchmal ließ sie mich einen ganzen Tag im Regen stehen. Einmal sogar drei Tage. Wie sollte ich da an meine Handschuhe denken?
    »Ja, Linus, dein

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