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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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Direkt ins Telefon. Mein Ohr war für kurze Zeit außer Betrieb. »Muss ja.«
    Noch war der Konversation nicht zu entnehmen, ob Markus als Comedian oder als Klempner arbeitete. Oder als Serienmörder.
    »Von dir hört man ja ziemlich viel. Ich sag nur: Eisdielenmassaker. Geile Nummer!«
    Ein Opel Astra überholte mich, weil ich extrem langsam geworden war. Ich konnte nicht gleichzeitig auf einer vierspurigen Straße durch den Feierabendverkehr rangieren und mit einem Unbekannten telefonieren. Wahrscheinlich reichte der Stau hinter mir schon bis zu den Elbbrücken. Hoffentlich sah kein Polizist, wie ich mich verrenkte, um das iPhone zwischen Schulter und Ohr zu klemmen.
    »Du erinnerst dich doch, oder?«
    »Klar. Bielefeld.«
    Ich sagte das ins Blaue. Besser als gar nichts.
    »Bielefeld? Nein, Passau!«
    »Ach ja!« Ich lachte.
    Endlich fiel er mir ein. Mixed-Show im Papst-Club . Drei Jahre her. Ein großer, dürrer Kollege aus dem Sauerland, der einen polnischen Tankstellenbesitzer gespielt hatte. Viele Klischees, keine Pointen. Typisch für Mixed-Show-Comedy. Ich war ihm richtig dankbar gewesen, denn das Publikum war bei mir im Anschluss förmlich explodiert. Jetzt wollte er bestimmt, dass ich seinen polnischen Tankwart an ProSechs weiterempfahl. Am besten nahm ich die Abkürzung und versprach es ihm sofort.
    »Die Tankstellennummer!«, jubelte ich, während ein Toyota Corolla mich dauerhupend überholte. »Ge-ni-al! Die muss ich dringend an ProSechs weiterempfehlen.«
    »Nein, nein.« Markus wurde bleich, ich hörte das aus über fünfhundert Kilometer Entfernung durch die Leitung. »Meine Nummer war der fränkische Schaffner, der das türkische Mädchen aus dem Zug wirft.«
    Daran konnte ich mich überhaupt nicht erinnern. Da hatte ich mich wohl grad umgezogen. »Genau«, trompetete ich, »zum Totlachen! Ich werd der Redaktion …«
    »Danke. Aber ich arbeite gar nicht mehr als Komiker.«
    Warum rief er mich dann an? Und wieso hatte ich ihm damals meine Nummer gegeben? Vermutlich, damit überhaupt mal jemand anrief. Ich war bereits in Winterhude und brauchte jetzt meine volle Konzentration, um einen geeigneten Parkplatz zu finden. Der im Umkreis von fünf Kilometern nicht zu haben sein würde. Jedenfalls nicht für einen Monster-Offroader in Glubschgrün.
    »Sag mal, was anderes: Hast du nicht vielleicht Geld, das du anlegen willst?«
    »Ich, äh, Geld … wieso?«
    »Ich bin jetzt bei Thekla. Ganz solider Finanzdienstleister. Aber die Akquise von Neukunden ist gar nicht so einfach, sag ich dir.«
    Ich brach zusammen. Ich hatte mich schon daran gewöhnt, von erfolglosen Kollegen verfolgt zu werden. Und von sogenannten Finanzdienstleistern. Aber beides in einer Person war mir noch nicht untergekommen.
    »Nee, klar«, sagte ich so verständnisvoll wie möglich.
    »Dabei haben wir phantastische Produkte. Alles mit Stop-Loss. Und der Dax … weißt ja. Jede Menge Luft nach oben!«
    O Gott. Das hatte er auf drei Wochenendseminaren gelernt. Oder in einer Abendveranstaltung. Und da war mein Parkplatz. DA! Aber ich konnte nicht gleichzeitig telefonieren und einparken.
    »Und durch den Cost-Average-Effekt kannst du praktisch nur gewinnen. Wie sieht’s denn bei dir aus – hast du überhaupt ’ne Lebensversicherung?«
    Ich fuhr am Parkplatz vorbei. Hatte ich eine Lebensversicherung? Ich hatte jedenfalls eine Meise, mit Markus zu telefonieren. Ich kannte ihn nicht mal. »Klar. Äh, nein. Oder doch. Aber du …«
    »Fondsbasiert?«
    Zeit aufzulegen. Ich hatte genug Geld. Aber nicht genug, um es in nordkoreanischen Spielbankfonds zu versenken. Damit Markus eine Provision bekam. Oder der Carsten-Maschmeyer-Typ, dem der Laden gehörte.
    »Markus, ich muss …«
    »Riesterst du?«
    »Ich glaube, Charlotte riestert …«
    Ich würde einmal um den Block fahren und beten, dass der Parkplatz noch da wäre. Leider war das ungefähr so wahrscheinlich, wie dass der Papst sich zu Ostern aus dem Fenster lehnen und rufen würde: Ich bin schwul! Und das ist auch gut so!
    »Wie sieht’s mit Rechtsschutz aus?«
    »Ich glaube nicht. Das macht bei uns alles Charlotte.«
    »Ich komm einfach mal bei dir vorbei. Dann gehen wir das zusammen durch.«
    Nichts lieber als das! Aber ich kam gar nicht dazwischen, er redete und redete: Ausbildungsversicherung, Arbeitsunfähigkeitsversicherung, Schwere-Krankheiten-Versicherung. Wäre es technisch möglich gewesen, ich hätte ihm durchs Telefon eine Einzugsermächtigung für alle meine Konten

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