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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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beiden hatten nie Zeit, weil sie alle Golfhotels der westlichen und östlichen Hemisphäre abklapperten. Und beschwerten sich dennoch regelmäßig, wir würden uns nicht genügend bei ihnen »melden«. Aber das würde sich sehr bald ändern. Wenn das Wintersemester wieder losging, würden wir sie dringend als Babysitter brauchen. Bei meinem Tourplan.
    »Wie viel hat das noch mal gekostet?«, fragte Charlottes Vater mit seiner hohen, etwas kieksigen Stimme.
    Über eine halbe Million. Aber wenn ich das verriet, würden sie sofort über mich herfallen und mir vorhalten, ich hätte mich gnadenlos übervorteilen lassen.
    »Ist doch egal, ich …«
    »Nun sag doch mal«, kiekste Charlottes Vater.
    »Dreihundertneunzig.«
    Ich sagte das so lässig, als hätte ich gerade die Akropolis in Athen für eine Flasche Ouzo bekommen.
    »WAS?« Er musste sich an der Garderobe festhalten, um keinen Herzinfarkt zu erleiden. »Bei dem Handtuchgarten?«
    »Hamburg-Eimsbüttel«, sagte ich zur Erklärung. Charlotte hatte hier nicht weggewollt. Ich auch nicht. Und die Kinder erst recht nicht. Dafür hatten wir sogar auf den Pool verzichtet. Ein schöneres Viertel hatte Deutschland einfach nicht zu bieten.
    »Quatsch, das ist längst Stellingen hier«, belehrte er mich.
    »Es ist nördliches Eimsbüttel!«
    »OOPAA!« Linus kam die Treppen heruntergerannt, immer drei Stufen auf einmal nehmend, und umschlang die Beine seines Großvaters.
    Ich verstand es auch nicht, aber trotz ihrer permanenten Geringschätzung empfing Linus sie immer so hemmungslos begeistert wie Heidi den Ziegenpeter.
    Hinter ihm kam auch Charlotte die Treppe runtergeschlendert. »Hi, Paps! Hi, Mum!«
    Sie sah müde aus. In unserem brandneuen Leben stand sie jetzt drei Tage die Woche frühmorgens auf, um die Kinder zu wecken. Daran hatte sie sich noch nicht gewöhnt. Ich übrigens auch nicht. Wenn ich nachts um zwei die Moderation für die nächste Sendung und die Brigitte-Woman -Kolumne fertiggeschrieben hatte, stellte ich mir jedes Mal im Tran den iPhone-Wecker auf halb sieben. Bis mir einfiel: Ich musste keinen Wecker stellen. Ich konnte ausschlafen. Ausschlafen! Das Wort hatte ich bislang nur aus Romanen gekannt.
    »Und?«, fragte Charlottes Mutter. »Wollt ihr uns das Haus nicht wenigstens mal zeigen?«
    »Viel zu teuer«, murmelte Charlottes Vater, während er mit Linus am Bein ins Wohnzimmer schlurfte. »Äh, was ist das denn?« Er erbleichte.
    »Unser Meerli-Gehege!«, jubelte Linus.
    Ich hatte es schon geahnt. Aber den beiden Immobilienfürsten unser neues Haus schmackhaft zu machen war in etwa so einfach, wie einen Altkommunisten für George W. Bush zu begeistern. Die Bilder im Treppenaufgang (»Dafür habt ihr Geld bezahlt?«). Die Tapetenfarben der Kinderzimmer (»Habt ihr euch nie mit Feng Shui befasst? Gelb macht aggressiv!«). Die Holzdielen (»Warum habt ihr denn bloß keinen Teppich genommen?«). Die Küche im Wohnzimmer (»Da sieht man ja die ganze Unordnung!«). Und ich wusste auch, warum ihnen nichts hier gefiel: »Vielleicht können die Kinder ja auch mal zu uns kommen, wenn ihr beide weg seid.« Das hätten sie gerne gehabt. Nur die Kinder hatten erstens keine Lust, nach Seevetal rauszufahren, was noch weit hinter Harburg lag, auf der falschen Elbseite. Und zweitens waren wir schon da gewesen. Und als Linus dort nur den rechten Ringfinger gehoben hatte, hatten sie schon »VORSICHT!« gekreischt und multiple Schlaganfälle erlitten aus Angst um ihre chinesischen Vasen aus der Ming-Dynastie. Auch wenn die in einem ganz anderen Stockwerk lagerten. Und gar nicht aus der Ming-Dynastie stammten, sondern aus Taiwan.
    »Na ja«, murmelte Charlottes Mutter nur, als sie einen halben Blick durch die Tür in unser verwühltes Schlafzimmer warf, und drehte sich weg. Dabei stand dort das absolute Schmuckstück unseres Domizils. Das, was mich noch glücklicher machte als Wohnhalle, Dachterrasse und deutscher Fernsehpreis zusammen. Das Happy End meines kurzen Lebens war genau zwei mal zwei Meter groß. Es hatte zwei Luxuslattenroste mit achtundzwanzig hochelastischen Federholzleisten, darauf zwei Sieben-Zonen-Tonnentaschenfederkern-Matratzen, zwei Babygänsedaunendecken und unzählige Seidenkissen und Nackenhörnchen, die ich alle nicht wegräumen und verstauen musste. Es war – nach fünfzehn Jahren Schlafcouch – ein BETT.
    »Omi, willst du mal meinen neuen Mindstorms sehen?«, rief Linus und fasste sie schon an der Hand.
    »Deinen was?«
    »In meinem Zimmer,

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