Superhirn Sammelband
Blick, den er auf die Jungen warf, war weniger freundlich:
»Aktion geglückt!« meldete er. »Von den Schiffen und aus der Fabrik entweicht keine Maus. Ich schicke ihnen die Rädelsführer, sobald sie aussortiert worden sind!«
»Worum ich gebeten haben möchte!« grinste Rose. »Wenn wir unseren Weißen Riesen jetzt erwischen, verdanken wir das Superhirn! Vergessen Sie das nicht, Kollege Vinloh!« Der Kommissar aus Paris wandte sich an den jungen:
»Superhirn, das war einsame Klasse! Interpol registriert seit Monaten Weiß-Fälle, doch selbst die erfahrensten Laboranten fanden keinen Zusammenhang. Erst deine telefonischen Hinweise gaben mir den Schlüssel zur Lösung!«
»Dazu, daß hier aus Chemie-Müll und Duftstoffen ein Gelee gepanscht wird, das man ins Ausland verschuftet?« fragte Henri. »Zum verdünnen und Verscherbeln in armen Ländern?«
»Ich sprach von Zusammenhängen« sagte Rose. »Weiß-Fälle, hatten wir genug, konnten sie aber nicht unter einen Hut bringen. Einiges wußten wir schon: Die Sache mit den weißen Tulpen und den weißen Spatzenschwärmen war geklärt: Daran war die englische Chemikalie Sterolin schuld, die den Großstädten ein Mittel lieferte, um die Taubenplage einzudämmen. Spatzen, die diese fortpflanzungshemmende Chemikalie fraßen, reagierten darauf mit Totalentfärbung. Ebenso hatten sich ganze Tulpenfelder entfärbt, weil in Holland einige Fuhren Sterolin mit dem Mailänder Düngemittel Titanid untermischt worden waren, und zwar infolge einer Panne. Daraufhin zog die englische Firma ihren Sterolin-Müll sofort zurück, und das Mailänder Titanid wurde verboten. Das jedoch aus anderen Gründen, denn für die Weißfärbung war allein Sterolin verantwortlich.«
»Wenn schon Sterolin zurückgezogen wurde – wie konnten wir dann darin rumkriechen?« ereiferte sich Prosper.
»Und wie erklärten sich die Haar-und Hautveränderungen bei Touristen, möchtet ihr wissen? Das ist der springende Punkt! Wir haben herausbekommen, daß das nur eine bestimmte Sorte von Leuten traf: solche mit albinistischer Veranlagung, also sogenannte Schwachpigmentierte von Natur aus. Die Betroffenen konnten der Polizei nicht weiterhelfen, denn meistens hatten sie genau dasselbe gegessen und getrunken wie Nichtbetroffene, zweitens verloren sie das Interesse an einer Aufklärung, sobald ihre Haare und ihre Haut die natürliche Farbe zurückgewannen . . .« Kommissar Rose unterbrach sich, denn eben wurden, in einem Pulk von Beamten, die gefesselten Brüder Edgar und Lothar van Horn ins Scheinwerferlicht gezerrt.
»Die behaupten, ihr großer Boß säße in den USA«, meldete ein Polizist.
»Nie!« rief Superhirn. »Der Herzog von Alba ist mitten unter uns!«
»Du mußt es ja wissen, du Kleisterkopp!« höhnte Edgar.
»Abführen«, befahl Rose. Und während die Durchsuchung der Schiffe und der Essigfabrik ihren Fortgang nahm, sagte er: »Als Superhirn mir gestern per Telefon von weißen Melonen, weißen Hecken, Birnen, einem verfärbten Schiffer und dem erbleichten Pudel berichtete, wurde mir schlagartig klar: Hier treffen alle diese rätselhaften Erscheinungen, die – räumlich getrennt – bisher nur teilweise aufgeklärt werden konnten, örtlich aufeinander. Das ist die Chance! Noch in der Nacht ließ ich die Chefchemiker der britischen Firma Sterolin aus den Betten holen. Sie hielten es für ausgeschlossen, daß ihr Chemieabfall an den Brossacer Fällen schuld sein könnte, da der weiße Müll mit gecharterten Frachtern ins Meer geschüttet werde. Das Salzwasser mache diesen Müll hundertprozentig schadlos für Fische und Plankton – und unsichtbar, sobald er mit der See nur in Berührung komme. Während ich noch mit den Sterolin-Leuten telefonierte, flog mir das erste Funkbild der Luftaufklärung von gestern abend auf den Schreibtisch: Ein Sterolin-Transporter unter liberianischer Flagge – mit dem Namen Golden Star.«
»Da hat also ein Gangster seine Hand auf die Müllfuhren gelegt und die Schiffe hierherdirigierte.« begriff Henri. »Unser Herzog von Alba hatte erkannt, daß man aus dem weißen Dreck reines Gold machen konnte.«
»Ja«, grinste Superhirn. »Und da kam ihm dann Schwarzbacke mit eigenen Geschäften in die Quere. Er zweigte Sterolin-Säcke ab und machte allen möglichen Unfug mit dem Zeug: Frischhaltespray für Melonen, Rasendünger, Unkrautvertilger!«
»Und das ließ die Sache auffliegen«, nickte Rose. »Tati wies mich gleich bei meiner Ankunft auf den Rentner Ligny hin.
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