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Superhirn Sammelband

Titel: Superhirn Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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fuchtelte aufgeregt mit den Armen. »Hörst du sonst noch Stimmen? ich meine: andere? Vielleicht waren deine Pferde nichts weiter als zwei Badegäste, die auf allen vieren nach Muscheln suchten: der eine schwarzhaarig, der andere blond! Reiß dich zusammen, Micha! Siehst du die Dinge noch, wie sie sind?«
    »Du meinst wohl, ich hätte in einem gefüllten Weinfaß kopfgestanden?« erboste sich der Jüngere. »Keine Bange! Ich sehe und hör dich zum Beispiel ausgezeichnet! Ich sehe auch deinen Zeichenblock mit dem fliegenden Krokodil, das eine Möwe darstellen soll! Und ich höre deine angstbibbernde Stimme! Sehr mutig benimmst du dich nicht!«
    Brabbelnd hob Prosper den Block auf. Dann sammelte er die Stifte und tat sie in ein Etui:
    »W-w-wenn man um die Gesundheit seines Freundes besorgt ist, muß man nicht gleich feige sein! Ich sitze hier n-n-nichtsahnend, und da kommst du plötzlich angeschwankt wie nach einem Vipernbiß. jawohl, es fehlte dir nur noch der Schaum in den Mundwinkeln. Und erzählst was von sprechenden Pferden! Ist doch logisch.«
    »Vorsicht!« unterbrach Micha. Er drückte sich an einen Kiefernstamm, denn zwei Reiter kamen im Schalten der Bäume heran und strebten den Dünen zu.
    »Sehr unbedacht von uns, zwischen den Touristen herumzutraben!« hörte man eine tiefe Stimme.
    »Ja«, erwiderte eine helle, melodische. »Machen wir, daß wir wieder ans Wasser kommen!«
    Die Reiter auf ihren Pferden, einem Rappen und einem Schimmel, schossen nun im Galopp an den Jungen vorbei. Die Reiter … ?
    Im Wechsel von Licht und Schatten zwischen den Bäumen hatte man voraussetzen müssen, daß auf den Pferden Reiter säßen; denn gerittene Pferde bewegen sich ganz anders, als sogenannte »ledigeR. Zudem blinkten geputzte Steigbügel; auch das metallverzierte Zaumzeug reflektierte die Sonnenstrahlen. Doch – die beiden Tiere waren zwar gesattelt, aber es saß niemand auf ihren Rücken!
    »Das – das waren sie …« schluckte Micha. »Sie sind im Bogen getrabt – und nun wollen sie wieder an den einsamen Teil des Strandes …«
    »W-w-wer … ?« fragte Prosper und schluckte wild. »W-w-wer … ?«
    »Na, die Pferde!« rief Micha. »Begreifst du das noch immer nicht? Es waren dieselben, die ich da unten am Wasser sah …!«
    »Ich m-m-meine nur«, erklärte Prosper hitzig, »daß Pferde – w-w-wenn sie schon reden, nicht so albern quatschen würden! Sehr unbedacht von uns, zwischen den Touristen herumzutraben!' – und so weiter! Wenn ich mich nicht irre, hat der Rappe zum Schimmel sogar: Jawohl, Madame gesagt!«
    »Der Schimmel zum Rappen«, berichtigte Micha. »Der Schimmel war der mit der Tiefen Stimme. Der, der anfangs gesagt hat…«
    »Mensch, du machst mich weich!« schrie Prosper. »Es ist egal, wer die tiefe und wer die helle Stimme hat! Kapierst du nicht? Die Biester sind ferngesteuert …!«
    »Ferngesteuert … ?« staunte Micha.
    »Klar! Denen hat man Chips in die Gehirne montiert und reitet sie jetzt von einer Versuchszentrale aus!«
    Micha schwieg.
    Er und Prosper spähten über die Dünen zum Strand hinab. in gleichbleibender Folge rauschten die auslaufenden Wogen mit schäumenden Zungen auf den goldenen Sand. Weit draußen auf dem heute friedlichen Atlantik sah man die weißen und bunten Segel der Sportjachten. Links schränkte der Felsen von Pointe de Vernan die Sicht ein, und zwar in Richtung Bordeaux und Biarritz. Rechts war der Vorsprung von Cap Felmy, auf dessen Höhe der alte Leuchtturm, das Ferienquartier der jugendlichen, stand.
    Der Strand war sehr, sehr breit. Trotzdem tummelten sich dort nicht so viele Touristen und Badegäste, wie man hätte annehmen können. Der Grund lag darin, daß das Baden wegen des tödlichen Sogs hier verboten war. Nur die, die sich sonnen und Muscheln suchen wollten, Leute mit Kleinkindern meistens, bevorzugten diesen Abschnitt. im Wald, hinter den Dünen, war allerdings mehr los: Dort standen die modernen Mietbungalows, und an der ausgebauten Küstenstraße reihte sich Campingplatz an Campingplatz.
    Die beiden )iGeisterpferde«, der Schimmel und der Rappe, strebten der einsamsten Küstenstelle zu, einem Stück, das wegen der Entfernung zum Erfrischungskiosk fast unbelebt war.
    »Da, sieh mal – einige von den Sonnenbadenden stehen auf!« bemerkte Micha. »Sie sehen den Pferden nach!«
    »Das will nichts heißen«, meinte Prosper. »Pferde sind immer interessant. Es bedeutet längst nicht, daß man ihre Unterhaltung' gehört hat! Und wenn!? Die meisten

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