Superhirn Sammelband
Menschen glauben bei geisterhaften Erscheinungen an eine Täuschung. Sie würden eher glauben, es hätte in ihren Ohren geklingelt'!«
»Hallo, ihr da!« ertönte es unversehens hinter den Jungen.
Die beiden fuhren herum, als spräche im Wald ein drittes Pferd … Wuff, wuff – waff, waff …, fuhr der schwarze Zwergpudel Loulou auf sie los. Aus dem Schatten der Bäume trat Michas Schwester Tati. Pustend schob sie ihr Rad. Vergnügt rief das Mädchen:
»Was steht ihr denn da wie die Salzsäulen? Ist euch das Geld für Eis und Limo ausgegangen?
Dann komm ich ja als wandelnde Reisekasse gerade recht!«
»N-n-nein . ..«, stammelte Prosper. »Es ist nur – äh – wir hatten dich nicht so früh erwartet.«
»Nicht so früh!« echote Micha. »Wir dachten, du wärst noch beim Tanzen. Wo ist Superhirn?
Reitet er noch mit Henri in der Bucht?«
Tati lehnte ihr Rad an einen Baum. Sie nahm den grünen Sonnenschutz von der Stirn und starrte die beiden Jungen an:
»Ich – noch beim Tanzen? Was meint ihr, wie spät es ist?! Und das Surfen kann man natürlich reiten' nennen! Wellenreiten! Wollt ihr jetzt noch wissen, ob Gérard Wasserball spielt? Dann sag ich euch gleich: Er ist auf dem Fußballplatz von Bonbourg! Was ist mit euch? Mir scheint, ihr habt ein schlechtes Gewissen! Raus mit der Sprache! Hat einer von euch was angestellt?«
»N-n-nein!« beteuerte Prosper übereifrig. »Aber es haben zwei Pferde miteinander gequatscht, verstehst du? Und ich meine, die Gäule werden ferngesteuert! Da ist ein Versuch im Gange…«
»Ein Versuch … ?« Tati begriff blitzartig. »So, ich danke, wir holen Superhirn und Henri! Und sobald Gérard aus Bonbourg zurück ist, packen wir unsere Sachen und hauen ab! Diesmal hält mich nichts. ich bleibe eisern, verlaßt euch drauf! Und wenn wir die Nacht durchradeln müssen. Keinen Augenblick verbringe ich noch neben dieser elektronischen Hölle!« Tati meinte das Wissenschaftliche Institut von Brossac.
Sie ergriff ihr Rad, wendete es mit Schwung und fügte energisch hinzu:
»Wenn wir erst wiehern, Mähnen und lange Hälse haben – und vier Hufe, brauchen wir unsere Fahrräder nicht mehr! Sprechende, ferngelenkte Pferde! Nein danke. Als so 'n Biest will ich mir nicht im Spiegel begegnen! Die Wissenschaftler schrecken vor nichts zurück – das wissen wir doch. Aber da geh ich doch zu Hause lieber auf meinen eigenen zwei Menschenbeinen in einen Zirkus …«
– 2 –
Koteletts schweben in der Luft – und »Antennen« sprießen aus der Erde!
Im Quartier der Feriengruppe – dem umgebauten Leuchtturm von Cap Felmy – herrschte große Aufregung. Tatis und Michas großer Bruder Henri war mit Superhirn vom Surfen heimgekehrt. Nicht lange danach folgte Gérard mit strahlendem Rundgesicht:
»0 zu 2 gewonnen!«
Doch das Lachen verging ihm, als Prosper rief:
»F-f-freu dich nicht zu früh! D-d-dein 0 zu 2 nützt uns hier überhaupt nichts! 0-o-oder bist du schon mal gegen sprechende Pferde angetreten …?«
»Neee«, brummte Gérard. »Wovon redest du? Sprechende Pferde??«
»Darüber reden wir unterwegs!« fuhr Tati dazwischen. »Ich habe gesagt: Wir fahren ab – und wenn wir die Nacht hindurch radeln müssen! Dabei bleibt's! So, nun duscht euch noch mal und packt eure Sachen!«
»Was denn … ?« Der letzte Siegesschimmer schwand aus Gérards Miene. »Gerade erst durften wir wieder in den Leuchtturm einziehen – und schon willst du uns ausräuchern! Wir sind doch keine Küchenschaben!«
Der Leuchtturm, dessen Funktionen längst von vorgelagerten, elektronisch gesteuerten Signalbaken übernommen worden waren, diente dem Wissenschaftlichen Institut von Brossac als Gästehaus. Sein Inneres hatte man um-und ausgebaut und mit modernstem Komfort versehen. Da die Institutspraktikanten Urlaub hatten, durfte Superhirn mit den drei Geschwistern und Prosper und Gérard hier Ferien machen.
Der spindeldürre, flachshaarige Marcel verdankte den Beinamen Superhirn seiner enormen Gescheitheit (die er allerdings für Außenstehende gern hinter seiner betont kauzigen Riesenbrille verbarg). Sein Vater, ein dem Institut verbundener Forscher von Weltrang, befand sich zur Zeit in Afrika. Aber der Junge hatte seine Fähigkeiten und Neigungen geerbt. Deshalb wurde er besonders vom Chef der Anstalt – Professor Romilly – nach Kräften gefördert. Leider nicht immer zur Freude einiger wissenschaftlicher Kollegen, die den spindeldürren Jungen und sein Team gelegentlich als »lästige
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