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Superhirn Sammelband

Titel: Superhirn Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Schnüffelnasen« oder »Störenfriede« empfanden. Superhirn tat die Aufregung um die »Geisterpferde« als Unsinn ab. Was er aber nicht so einfach abtun konnte, war Tatis wilde Entschlossenheit, den Feriensitz fluchtartig zu verlassen. Nach dem Duschen stieg er mit Henri zu einer kurzen Beratung auf die Aussichtsplattform des Turms. Im Westen stand die untergehende Sonne wie eine goldene Kuppel über der endlosen, rötlich geäderten See. Im Norden sah man die Einfahrt zur Bucht mit den heimkehrenden Austernkuttern. Die Industriefarben ihrer Rümpfe ließen sie wie schwimmende Edelsteine erscheinen. Und an den endlosen, herrlichen Stränden tummelte sich noch das fröhliche Ferienvolk.
    »Und Tati will weg!« ärgerte sich ihr Bruder Henri.
    »Sie hat sich angewöhnt, das Wissenschaftliche Institut für eine Hölle zu halten«, sagte Superhirn ruhig. Er spähte auf das Anstaltsgelände hinab.
    Die vielen, modernen Flachbauten, die Hangars, der Flugplatz, die Straßen und Grünflächen vermittelten eher den Eindruck einer Trabantenstadt als den der wichtigsten Außenstelle des Staatlichen Forschungsamtes. Nur Eingeweihte kannten die Fülle der Aufgaben, die dort auf dem Programm standen. Strahlen-und Wellenkunde gehörten dazu, und so konnte es nicht ausbleiben, daß manche Leute von »schrecklichen Experimenten« munkelten. Es war also kein Wunder, daß Tati wegwollte.
    »Trotzdem, wir werden erst einmal in Ruhe essen«, erklärte Superhirn. »Deine Schwester ist schließlich alles andere als ein ängstliches Huhn. Ich werd ihr diese blöden Geisterpferde schon abzäumen'!«
    Henri lachte. Zuversichtlich meinte er:
    »Na, das glaube ich auch!«
    Doch als sie das Erdgeschoß betraten, in dem sich Küche und Eßraum befanden, schlug ihnen fast körperlich fühlbar so etwas wie »geballte Angst« entgegen.
    Tati, Micha und Prosper standen wie die Salzsäulen. Gérard hockte dumpf glotzend auf einem Stuhl. Der Pudel hatte sich verkrochen.
    »Ma-ma-madame Dingdong ist da«, krächzte Prosper.
    Nun war Madame Dydon (von den Freunden scherzhaft immer »Dingdong« genannt) eine herzensgute, tapfere, fleißige, überall geachtete Person. Sie arbeitete gelegentlich als Raumpflegerin im Institut, ebenso im benachbarten Schloß Rodincourt. Den alten Leuchtturm und seine Gäste betreute sie wie eine Herbergsmutter.
    Henri lugte rasch aus dem Fenster. Er sah das komische Dreirad-Motorvehikel mit der Ladefläche: das typische »Dingdong-Fahrzeug«, mit dem sie Putzzeug, Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Krebse, Brot, Milch, frische Wäsche und Hundefutter brachte – also alles, was hier benötigt wurde.
    »Na und?« Henri wandte sich erstaunt um. »Was macht ihr für Gesichter? ihr tut ja, als wär sie auch ein sprechendes Pferd!«
    »Viel schlimmer!« sagte Tati. »Die sprechenden Pferde können einem Sonnenstich entsprungen sein. Prosper und Micha haben manchmal mehr Phantasie als Verstand. Aber die Pfanne mit kalten Koteletts, die Madame Dingdong reinbrachte, schwebte vor ihr her durch die Luft …!«
    Superhirn schwieg.
    Henri fragte grinsend:
    »Durch die Luft? Hat die Pfanne auch vorschriftsmäßig zur Landung in der Küche angesetzt?«
    Henri hatte einen Scherz machen wollen, doch zu seiner Verblüffung erwiderte Gérard ernst:
    »Hat sie! Eine Riesenpfanne mit langem Stiel! Es sind prima, prima kalte Koteletts. Normalerweise hätt ich meins schon vertilgt!«
    »Was holt sie jetzt?« erkundigte sich Superhirn nüchtern.
    »Einen Topf mit Fischsuppe, wie sie sagte«, erwiderte Tati im Verschwörerton. »Wir sollen uns die Suppe warm machen.«
    Aus dem Vorraum ertönte die Stimme der guten Madame, etwas schrill, wie es schien, doch um Freundlichkeit bemüht:
    »Nimmt mir einer die Suppe ab? ich habe nicht viel Zeit heute!«
    Superhirn schnellte wie eine Viper zur Tür. Als sei alles völlig normal, kehrte er mit dem Topf zurück. Er lüftete den Deckel, schnupperte und rief:
    »Aaaah, köstlich! Tati, gleich auf den Herd damit! Los, Kinder, deckt den Tisch! Suppenteller raus! Löffel! Wird's bald? So was kriegen wir in keinem Vier-Sterne-Hotel!«
    »B,-b-bist du wahnsinnig?« raunte Prosper. »Das Zeug auch noch essen, das ihr zehn Meter vor dem Ki-ki-kinn rumtanzte?«
    »Übertreib nicht«, mahnte Superhirn.
    »A-a-aber ich hab aus dem Fenster geguckt …« begann Prosper wieder.
    »Hör lieber auf Superhirn!« unterbrach ihn Henri scharf. »Wir sollen uns nichts anmerken lassen, ist das klar?«
    »Aber ich pfeife auf das

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