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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Spürnase, kennt
den Namen. Klick. Ist da womöglich der Stoff für
eine Geschichte drin? Klick. Dann lass dir diese Geschichte
erzählen…
    »Ein Freund hat mir aufgetragen, mich mit Ihnen in Verbindung
zu setzen«, sagte das Mädchen. »Sie sind doch der
Journalist, der das… das Ende von Moskau recherchiert?«
    »Und was, wenn ich’s bin?« Sie sah so angespannt
aus, als drücke irgendetwas sie nieder. Aber was?
    »Ich bin dort geboren«, murmelte sie. »Ich bin auf
Alt-Neufundland aufgewachsen, äh, auf der Raumstation 11.
Später wurden wir evakuiert… noch
rechtzeitig…«
    »Nehmen Sie doch Platz.« Frank deutete auf die andere
Seite des Sofas und bemühte sich, eine gelassene Miene zu
bewahren. Als sie sich auf die Polster plumpsen ließ, schien
sie nur noch aus Knien, Ellbogen und unwahrscheinlich langen Armen
und Beinen zu bestehen. Was hat sie hierher verschlagen?
    »Sie haben einen Freund erwähnt? Wie ist Ihr
Name?«
    »Sie können mich Wednesday nennen«, sagte sie
nervös. »Äh, es gibt da gewisse Leute…«, sie
warf einen Blick über die Schulter, als rechne sie damit, dass
gleich Mordbuben ausschwärmen würden, »… ach
nein, ich hab völlig falsch angefangen. Warum kann ich es nicht
auf die Reihe bringen?« Mit einem kläglichen Laut der
Verzweiflung brach sie ab. Fast sah es so aus, als werde sie sich
gleich das Haar raufen.
    Frank lehnte sich zurück und beobachtete sie, versuchte aber
gleichzeitig, ihr ein bisschen Raum zu geben, damit sie Druck
ablassen konnte. Sie war erschöpft und überreizt und hatte
etwas an sich, was kaum zu beschreiben war: die Unsicherheit eines
Menschen im Exil. Er hatte es schon früher bei anderen Menschen
erlebt. Sie ist aus Moskau! Das konnte eine Sache werden, die
sich lohnte. Falls es stimmte, würde sie seinen Artikeln
eindrucksvolles Lokalkolorit verleihen. Der persönliche
Blickwinkel einer Frau im Exil war ein guter Ausgangspunkt für
einen Lagebericht oder würde den geeigneten Rahmen für ein
Editorial abgeben. Gleich darauf spürte er einen Anflug von
Sorge. Was macht sie hier? Und warum hat sie nach mir gesucht?
Steckt sie irgendwie in der Klemme? »Warum wollten Sie mich
sprechen?«, fragte er sanft. »Und was hat Sie hierher
verschlagen?«
    Wieder sah sie sich um. »Ich… ach, Scheiße.«
Ihr entgleiste das Gesicht. »Ich… äh… muss Ihnen
eine Nachricht übermitteln.«
    »Eine Nachricht.« Frank juckte es in den Fingern.
Schließlich kursierte in seinem Gewerbe die Legende vom
wandelnden Aufmacher, von der Person, die direkt von der Straße
hereinspazierte, um ihr Innerstes vor dem geneigten Ohr eines
wartenden Reporters auszubreiten und damit eine Exklusiv-Geschichte
zu liefern. Das allerdings geschah äußerst selten. Viel
öfter hatte man es mit Menschen zu tun, die einem einen
Bären aufbinden oder nur die Zeit stehlen wollten. Doch wenn so
etwas tatsächlich geschah… Eins nach dem anderen, mahnte er sich streng. Als er ihr in die Augen sah, erwiderte sie
den Blick. »Am besten Sie erzählen von Anfang an und der
Reihe nach«, schlug er vor. »Von wem stammt diese
Nachricht? Und für wen ist sie bestimmt?«
    Sie kuschelte sich in die Sofaecke, als sei das der einzig sichere
Ort in ihrem Universum. »Das wird, äh, verrückt
klingen. Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein. Auf diesem
Schiff, meine ich. Das heißt, ich musste ja aufs Schiff, denn
wäre ich dort geblieben, wären die immer noch hinter mir
her. Aber eigentlich sollte ich nicht hier sein, falls Sie
verstehen, was ich damit sagen will.«
    »Sollte – haben Sie überhaupt ein
Flugticket?«, fragte er mit gerunzelten Brauen.
    »Ja.« Sie schaffte es, die Mundwinkel so zu verziehen,
dass man es für ein schelmisches Grinsen hätte halten
können, wäre sie nicht so nah an einem Zusammenbruch
gewesen. »Dank Hermann.«
    »Aha.« Ist sie verrückt?, fragte er sich. Das könnte Probleme geben… Er verwarf den Gedanken
gleich wieder.
    »Diese… Information…, die ich an Sie weiterleiten
sollte, lautet: Falls Sie Alt-Neu…, Entschuldigung, Raumstation
11 aufsuchen, sich zum vierten Zylinder unten auf dem Frachtdeck
begeben und zu den öffentlichen Toiletten im grünen
Abschnitt gehen, werden Sie dort eine Leiche finden. Einen toten
Mann, dessen Kopf in der Toilette steckt. Und, äh, hinter dem
Schalter der Polizeiwache im sechsten Zylinder, orangefarbener
Abschnitt, befindet sich eine Aktentasche aus Leder, die Anweisungen
enthält. Es sind handschriftliche Anweisungen, mit

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