Supernova
ein
Interview mit Ihnen aufzeichnen und ein paar Dinge
überprüfen. Danach…« Plötzlich schoss ihm
ein bestimmter Gedanke durch den Kopf. »Haben Sie überhaupt
Geld dabei?«, fragte er.
»Das weiß ich nicht.« Jetzt wirkte sie noch
unsicherer. »Mein Freund hat mir, glaube ich, was
überwiesen.«
»Sie glauben’s, wissen’s aber nicht?«
»Da hängen zu viele Nullen dran«, erklärte sie
mit großen Augen.
»Hm. Na ja, falls das ein Problem ist, will ich sehen, was
ich in dieser Hinsicht herausfinden kann. WhiteStar schröpft die
Passagiere gern für zusätzliche Leistungen, aber zumindest
wird es Ihnen an Bord dieses Schiffes nicht an parfümierten
Baumwollhandtüchern aus Ägypten und luxuriösen
Pediküre-Etuis mangeln, die sind nämlich kostenlos. Und
wenn wir…« Er zögerte. »Auf welches Reiseziel ist
das Ticket ausgestellt, das Ihr Freund Ihnen besorgt hat?«
»Auf irgendeinen Ort namens, äh, Newpeace.«
Scheiße! Frank fuhr eisige, lähmende Kälte
in die Glieder. »Na ja, wir sollten uns vielleicht darum
kümmern, dass Sie ein bisschen weiter fliegen können, den
ganzen Weg bis zur Erde. Und danach vielleicht wieder nach
Hause.«
»Wieso?«
»Newpeace ist eine Welt, zu der ich nicht mal meinen
schlimmsten Feind schicken würde. Dort ist Abschaum an der
Macht. Die Leute nennen sich selbst die Übermenschen.«
»O nein!«
Plötzlich war sie auf den Beinen und wirkte so
verängstigt, dass Frank verblüfft blinzelte. »Was
wissen Sie über diese Leute?«, fragte er eindringlich.
»Hermann hat gesagt, vermutlich seien Übermenschen die
Mörder gewesen, die meine…«, begann sie mit erstickter
Stimme. Ihre Schultern zuckten. Sie konnte nicht weitersprechen.
»Gehen wir in meine Kabine«, sagte Frank leise,
während ihm das Blut in den Ohren pochte. »Wir können
dort darüber reden.«
luxusklasse
Sie war in der Lounge auf Deck A, die morgens geöffnet hatte,
untergetaucht und hatte sich dort in einer Nische niedergelassen. Auf
einer Seite stand ein Kübel mit einer Kokospalme, auf der
anderen ein kleiner metallfarbener Konzertflügel. Sie ließ
den Blick umherschweifen, ihre Fluchtinstinkte meldeten sich wieder.
Dieses Schiff ähnelte in keiner Weise dem Schrottkahn, auf dem
sie vor Jahren gereist war. Alles in ihrer Umgebung stank geradezu
nach Luxus. Was soll ich hier? Wenn mich irgendjemand
entdeckt… Aber sie besaß ein Flugticket. Niemand
würde sie zur nächsten Luftschleuse zerren und auf einen
Heimweg per pedes schicken. Dennoch empfand sie schon ihren
Aufenthalt an Bord dieses Schiffes als grundsätzlichen Fehler.
Und dann war da noch das Schicksal ihrer Familie – was immer ihr
auch zugestoßen sein mochte. Allein der Versuch, nicht
darüber nachzudenken, kostete sie unendlich viel Kraft.
»Okay, Hermann, in was hast du mich da hineingezogen?«,
murmelte sie wütend. Als sie an dem Ring drehte, der
Informationen für sie abspeicherte, erhielt sie Zugang zu den
Dateien, die Hermann ihr hinterlassen hatte. Es war jede Menge
Material, aber wenigstens hatte er an eine Einführung
gedacht.
»Sobald du an Bord bist, such nach Frank der Spürnase
und erzähl ihm von den Dingen, die du auf Alt-Neufundland
zurückgelassen hast. Mach das noch vor dem Abflug. Das wird ihm
Zeit geben, einen Bericht abzufassen. Wenn der Bericht draußen
ist, können es sich deine Verfolger abschminken, die Existenz
dieser Dinge durch deine Ermordung zu vertuschen. Ich möchte
nochmals betonen, dass dein Leben bis zu dem Zeitpunkt in Gefahr ist,
an dem du mit deiner Geschichte über die versiegelten
Anweisungen und die Leiche an die Öffentlichkeit gehst. Sobald
du das getan hast, gewinnen sie nichts mehr durch deine Ermordung, im
Gegenteil: Sie würden deinen Worten dadurch nur
Glaubwürdigkeit verleihen. Und hier ist noch eine zweite Sache:
Geh nicht davon aus, dass alle Übermenschen automatisch zu der
Gruppe gehören, die dich verfolgt. Sie bestehen aus lauter
Splittergruppen, und es kann sogar sein, dass deine Jäger die
Übermenschen nur als Tarnung benutzen. Betrachte nichts als
gegeben.
Wenn du mit deiner Geschichte herausgerückt bist, bleib an
Bord des Linienschiffs. Genieße den Komfort. Du reist in der
Luxusklasse und verfügst über so viele finanzielle Mittel,
wie es der Erbin eines Privatvermögens zusteht. Betrachte das
Geld als Teilhonorar für die Arbeit, die du früher für
mich geleistet hast. Wenn dich die offiziellen Einrichtungen für
die Passagiere zu langweilen beginnen
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