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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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denen Körperflüssigkeiten
sickerten, lagen mit seltsam abgespreizten Gliedern unter
zerbrochenen Stühlen oder auf dem Fußboden herum.
    Portia Hoechst rümpfte angewidert die Nase. »So
geht’s wirklich nicht«, sagte sie nachdrücklich.
»Ich will, dass dieser Schlamassel bereinigt wird, sobald das
Überwachungsnetz gesichert ist. Ich möchte es so aussehen
lassen, als hätten wir von Anfang an die Kontrolle gehabt, nicht
so, als hätten wir die Brückenoffiziere gerade
abgeschlachtet.«
    »Alles klar, Chefin.« Jamil nickte. Er warf einen Blick
auf den vorderen wandgroßen Bildschirm, der sich vom Schott
losgerissen und als dünne Platte über den Boden verteilt
hatte. »Wie steht’s mit der Betriebsbereitschaft?«
    »Das ist nicht so wichtig. Wir haben ja die Hilfsbrücke
und werden die Dinge vorübergehend von dort aus steuern.«
Sie verzog das Gesicht. »Wenn ich es mir recht überlege,
sorgen Sie am besten dafür, dass jemand alles Verwertbare aus
diesen Leuten herausholt, ehe Sie aufräumen.« Sie starrte
eine Flugoffizierin an, die mit verrenktem Hals und
eingedrücktem Schädel auf dem Fußboden lag.
»Selbstverständlich erwarte ich keine vollständigen
Uploads.«
    »Dreißig g bei hundert Millisekunden ist
ungefähr so, als fiele man aus dem fünfzehnten Stock«,
erlaubte sich Marx zu bemerken.
    »Also war sie wohl nicht höhentauglich.« Hoechsts
Wange zuckte. »Machen Sie schon.«
    »Ja, Chefin.« Er eilte davon, um jemanden zu suchen, der
ein Bolzenschussgerät zur Hirnentnahme hatte.
    Während er ging, meldete sich Hoechsts Telefon. Sie hob das
archaische, gummiartige Gehäuse an die Ohren. »Hier
Kontrollzentrum, bitte um Lagebericht. Ah… ja, das ist gut. Ist
er unversehrt? Voll programmiert? Ausgezeichnet. Setzen Sie ihn vor
eine Kamera, sobald die öffentliche Kommunikation
wiederhergestellt ist. Wir müssen die Passagiere davon
überzeugen, dass ein echter Offizier das Kommando innehat…
Wie hat sich die Entladung ausgewirkt? Wie hoch war der
Spannungsstoß… in Ordnung. Alles klar. Gut, ich bin froh,
dass Sie mich informiert haben. Ja, sagen Sie Maria, dass sie alle
anderen Besatzungsmitglieder festhalten soll, sofern sie bis zu
unseren Einsatzzentralen auf den Decks C bis G vordringen… Ja,
das habe ich gemeint. Ich möchte, dass jeder noch lebende
Linienoffizier sofort identifiziert und isoliert wird. Sperren Sie
die Leute erst mal in die Einsatzzentrale auf Deck C. Und geben Sie
Rückmeldung, sobald Sie alle eingesammelt haben. Gehen Sie
diskret vor, aber schießen Sie beim ersten Anzeichen von
Widerstand. Der ungeborene Gott wird die Seinen schon erkennen…
Ja, Sie auch. Ende.« Sie wandte sich um und nickte Franz zu.
»Alles klar, jetzt sind Sie dran. Ich gehe davon aus, dass das
Mädchen sich nicht in der eigenen Kabine aufhält?«
    Franz nahm Haltung an. »Sie ist verschwunden. Die Ortung
besagt zwar, dass sie in ihrer Kabine ist, aber offenbar hat sie die
bewusst ausgetrickst. Und ihre eigenen Implantate sind mit diesen
verdammten Standard-Systemen von der Erde nicht kompatibel. Eine
Auszubildende von den Bordoffizieren hat bereits nach ihr gesucht
– ich nehme an, sie ist untergetaucht.« Er hielt seine
kleine Rede mit unbewegtem Gesicht, obwohl sein Magen angespannt war,
weil er von Hoechst einen Wutanfall erwartete.
    »Ist schon in Ordnung.« Ihre
Milde verblüffte ihn. »Hab ich nicht genau das
vorhergesagt? Halten Sie einfach weiter nach ihr Ausschau. Mathildes
Mannschaft ist gerade dabei, die Anschlüsse der Passagiere ans
Kommunikationsnetz so zu konfigurieren, dass sie als Netzwerk
für Celldar [7] genutzt werden können. In wenigen Stunden wird sie auf diese
Weise das ganze Schiff überwachen können. Also gut, und was
ist mit dem anderen Teil des Paars?«
    »Den Mann haben wir uns, wie befohlen, geschnappt. Ist aus
irgendeinem Grund zu seiner Kabine zurückgekehrt. Marx konnte
ihn ohne Mühe überwältigen. Wir haben ihn in den
Schrank gesperrt.«
    »Gut. Wenn die Kleine wieder auftaucht, können Sie ihr
mitteilen, dass wir ihn geschnappt haben. Und was mit ihm passieren
wird, falls sie nicht kooperiert.« Sie schien nachzudenken.
»Ich möchte, dass Sie in der Zwischenzeit losziehen und den
Clown erledigen. Sofort.«
    »Den Clown«, wiederholte Franz. Den Clown? Das
machte ihm nichts aus. Damit hatte er keine moralischen Probleme, es
war keine Sache, die ihn um den Schlaf bringen würde.
    »Ja.« Sie nickte, während ein Muskel in ihrer
linken Wange zuckte. »Bringen

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