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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Menschen von der
Sauerstoffzufuhr abzuschneiden, würden sie das Schiff fest in
der Hand haben. Was Franz vor ein Dilemma stellte.
    Auf keinen Fall würde Hoechst ihn entkommen lassen. Eher war
zu vermuten, dass sie ihn sofort nach der Ankunft der Romanow auf Newpeace umbringen oder zur Wiederverwertung schicken
würde, sobald er ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war
Blödsinn, von ihr zu erwarten, dass sie Erica einen neuen
Körper schenken würde: Das war ein Privileg, das selbst
Beamten auf Direktoratsebene nur selten gewährt wurde.
Möglicherweise würde er irgendetwas unternehmen
können, sofern er es schaffte, den Diamanten mit den
gespeicherten Daten zu stehlen, der auch Ericas Zustandsvektor und
die genetische Kartierung barg, und danach irgendwie zu einer Welt zu
gelangen, in der das Herunterladen und Klonen keine staatlichen, von
einer Technotheokratie kontrollierten Instrumente waren… Aber
welche Chance hatte er schon? Sie ist tot, und ich bin am Arsch, sagte er sich nüchtern. Meine einzige Chance besteht
darin, Portia nach Möglichkeit davon zu überzeugen, dass
ich ein williger Diener bin…
    Er ging den menschenleeren Gang entlang, der als eine vieler
Speichen zum Mittelpunkt des Raumschiffs führte. Jordaan hatte
die Zugangsgenehmigungen so manipuliert, dass dem größten
Teil der Besatzung während der Schiffsübernahme der Zutritt
zu den Mannschaftsgängen verwehrt worden war. Mit einem
Dienstaufzug fuhr er zu Deck A hinauf, auf dem Hoechsts Suite, ihre
Kommandozentrale, lag. Als man ihm die Tür öffnete, hielt
ihm einer von Mathildes Soldaten eine Waffe unter die Nase. »Was
wollen Sie?«
    »Muss einen Auftrag für die Chefin erledigen.« Er
trat ein, während sich die Tür hinter ihm schloss.
»Ist Mathilde da?«
    »Nein.« Der Wachmann senkte die Waffe und nahm wieder
seine Stellung an der Tür ein. »Was benötigen
Sie?«
    »Ich muss das Überwachungssystem benutzen, sobald es
vollständig installiert ist. Außerdem möchte ich eine
Faustwaffe und ein Bolzenschussgerät zur Hirnentnahme abholen.
Die Chefin möchte, dass ich eine gewisse Sache
bereinige.«
    »Aha.« Der Soldat klang leicht amüsiert.
»Ferris wird sich darum kümmern.«
    Das Wohnzimmer der Suite sah chaotisch aus. Irgendjemand hatte den
Fußboden aufgehackt, kleine Gräben angelegt und einen
Wirrwarr von Kabeln installiert, die zu einem kompakten
Großrechner führten. Der Rechner stand auf den
Überresten eines Möbelstücks, das früher einmal
eine sehr teure Frisierkommode gewesen war. Drei oder vier Techniker
beugten sich über verschiedene Anschlussteile oder deuteten mit
zusammengekniffenen Augen in die Luft, während sie die
chiffrierte Überwachungssoftware ins öffentliche
Kommunikationsnetz des Schiffes einschleusten. Eine andere Soldatin
war mit einer besonders robusten Kommunikationskonsole
beschäftigt, die zwar nur niedriges technologisches Niveau
hatte, dafür aber völlig unabhängig von den
Bordsystemen arbeitete. Als Franz hereinkam, blickte sie auf.
»Was wollen Sie?«
    »Das Besatzungsmitglied«, er zog sein Implantat zu Rate,
»4365, Svengali Q., kein Nachname, von Beruf
Unterhaltungskünstler, kümmert sich insbesondere um Kinder
und Jugendliche. Ich muss wissen, wo er ist. Und ich brauche eine
Waffe.«
    »Besatzungsmitglied 4365«, sagte sie mit schleppender
Stimme, »ist gegenwärtig eingesperrt, und zwar…«
Sie runzelte die Stirn. »Nein, er ist unten auf Deck H, im
Radial vier, orangefarbener Ring, im Speisesaal der zweiten Klasse.
Und damit beschäftigt…« Sie runzelte die Brauen.
»Was ist eine Geburtstagsparty?«
    »Egal. Hält er sich dort nach Plan noch einige Zeit
auf?«
    »Ja, aber es sind noch andere Passagiere
dabei…«
    »Macht nichts.« Franz blickte sich um. »Und nun zu
der Faustfeuerwaffe.«
    »Da drüben. Im Schlafzimmer der Chefin steht eine
Lattenkiste, beim Bettgestell. Oh, oh, ich bekomme eine Meldung
herein.«
    Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen,
beschäftigte sie sich wieder mit der Konsole.
    Auch in Portia Hoechsts Schlafzimmer sah es schlimm aus. Auf dem
Fußboden waren leere Verpackungskisten verstreut, und auf den
Kissen kühlten die Überreste einer halb verzehrten Mahlzeit
ab. Franz fand die Lattenkiste und kramte so lange darin herum, bis
er einen Karton gefunden hatte, der eine Maschinenpistole und ein
paar abgepackte Munitionsmagazine mit intelligenten Geschossen
enthielt. Er hielt sich die Waffe kurz an die Stirn, damit ihr
winziges Gehirn die

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