Supernova
wieder Platz. Lassen Sie uns ein wenig
Zeit, die Dinge zu klären…«
»An Ihrer Stelle würde ich es aufgeben«, sagte
Martin leise. Die Hälfte der Passagiere strömte bereits auf
die Ausgänge zu, offenbar hatten es die Leute eilig, in ihre
Kabinen zurückzukehren. Die anderen irrten wie eine Herde
verängstigter Schafe umher, unsicher, welchem Führer sie
folgen sollten. »Man wird nicht auf Sie hören. Was, zum
Teufel, geht denn überhaupt vor?«
»Ich weiß nicht…« Steffi biss sich auf die
Zunge. Scheiße! Spiel die Dumme, du Idiotin! »Maxsieht gerade nach. Im besten Fall hat irgendein
Blödmann dem Kommunikationsnetz einen Streich gespielt.
Schlimmstenfalls…« Sie zuckte die Achseln.
»Von wem kam die Ansage?«
»Ich weiß es nicht.« Aber ich kann’s mir
denken. Sie runzelte die Stirn. »Auf keinen Fall würde
der Kapitän vom geplanten Kurs abweichen. Zum einen ist Neu-Prag
so ziemlich der nächste Anlaufhafen auf unserer Route! Und zum
anderen…« Erneut zuckte sie mit den Achseln. »Es
ergibt keinen Sinn.«
»Ich werde zwar kein Wort davon verlauten lassen«, sagte
Martin bedächtig, »aber ich nehme an, dass irgendetwas
völlig schief gelaufen ist. Und es hat mit unserer Ermittlung zu
tun.«
Steffi spürte ein eiskaltes Gefühl im Magen. Martins
Worte bestätigten ihre schlimmsten Befürchtungen: Es
handelte sich um eine gezielte Operation. »Ich kann dazu
unmöglich etwas sagen. Sollte wohl auf meinen Posten
zurückkehren…« Sie zwang sich selbst dazu, ein paar
Sekunden die Ruhe zu bewahren. »Was würden Sie an meiner
Stelle tun?«
»Entweder ist es wirklich eine Panne. In diesem Fall hat die
Schadenskontrolle die Sache im Griff, sonst wären wir schon tot.
Oder aber… Na ja, zählen Sie eins und eins zusammen: Das
Netz ist zusammengebrochen. Ein Fremder informiert über
irgendeine merkwürdige Panne und weist die Passagiere an, in
ihre Kabinen zurückzukehren. Und an Bord laufen ein paar Killer
frei herum. Offen gesagt, würde ich alle zurück zu ihren
Kabinen schicken. Die Kabinen haben eigene Versorgungssysteme,
für den Notfall verfügen sie über eine
Sauerstoffzufuhr und Apparate zur Herstellung von
Grundnahrungsmitteln. Und da möchten die Passagiere auch hin,
denn dort können sie sich verkriechen. Und wenn es sich wirklich
um eine Schiffsentführung handelt, wird das den Entführern
einiges Kopfweh bereiten. In der Zwischenzeit können wir
herausfinden, was vor sich geht, und entweder Hilfe leisten oder uns
einen Ort suchen, an dem wir selbst uns verschanzen
können.« Sein Mund zeigte den Anflug eines Lächelns,
das gleich wieder verschwand. »Ganz im Ernst. Schaffen Sie die
Leute hier raus. Es ist gut, wenn sie sich verteilen.«
»Verflucht!« Sie stand auf und erhob erneut die Stimme:
»Es würde uns sehr helfen, wenn Sie alle auf direktem Weg
zu Ihren Kabinen zurückkehren und sich von den Gängen fern
halten würden, bis jemand Ihnen mitteilt, dass alles wieder in
Ordnung ist.«
Auf der Stelle verdoppelte sich das Gedränge an den
Ausgängen. Die Passagiere der ersten Klasse verließen
sofort ihre Plätze und strömten aus dem Speisesaal, sodass
er innerhalb einer Minute fast menschenleer war. »Gut, was
jetzt?«, fragte Steffi gereizt. Falls Max nichts passiert war,
hätte er inzwischen längst einen Boten schicken
müssen. Also musste ihm etwas zugestoßen sein, und die
Kacke war vermutlich am Dampfen. Offenbar bewirkte es nichts, an den
Ringen zu drehen; sie hatte noch immer keinen Zugang zum Netz.
»Jetzt gehen wir irgendwohin, wo uns niemand vermutet.
Äh, funktionieren Ihre Ringe noch immer nicht?« Sie
schüttelte den Kopf. »Also gut, stellen Sie alles
ab.«
»Aber…«
»Tun Sie’s einfach.« Martin griff in eine Tasche
und zog ein lädiertes, in Leder gebundenes Buch heraus.
»Notebook, sämtliche Peripheriegeräte, die am Netz
hängen, abschalten. Nur noch verbale Kommunikation
zulassen.« Er zuckte leicht zusammen und schüttelte den
Kopf. »Ich weiß, das muss Ihnen seltsam vorkommen,
aber…«
Steffi, der gar nicht wohl dabei war, zuckte nur die Achseln und
ging mehrere Menüs durch, bis sie auf ihrem persönlichen
Ortsnetz die Option zum kompletten Abschalten des Systems gefunden
hatte. »Sind Sie sicher, dass das richtig ist?«
»Sicher? Wer kann schon irgendeiner Sache sicher sein? Aber
wenn gerade jemand dabei ist, dieses Schiff zu kapern, wird er als
Erstes die Linienoffiziere zu kaschen versuchen, selbst die
Auszubildenden. An deren Stelle
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