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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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hatte. »Familien kabbeln sich, halten aber
auch zusammen. Und wir möchten, dass du der Victoria Strowger,
die sie suchen, so wenig wie möglich ähnelst. Wednesday
trägt schwarze Kleidung und ist ein außerordentlich
stachliges Wesen. Also wirst du Rosa tragen und dich mit bauschigen
Röcken, Rüschen und Schleifchen herausputzen. Zumindest
für eine gewisse Zeit.«
    »Drei verdammte Tage lang?«, hatte Wednesday
gemault.
    »Die haben das öffentliche Kommunikationsnetz zum
Absturz gebracht«, erklärte Rachel jetzt, »und der
Absturz hatte gravierende Folgen. Das ist unser einziger Vorteil,
denn wenn sie das Netz wieder zum Laufen bringen, können
sie’s als Celldar konfigurieren – und dann wird
jeder Ultrabreitbandknoten auf den Gängen und in den Kabinen als
Terahertz-Radartransmitter fungieren. Wenn man die Knotenpunkte mit
entsprechender Software ausstattet, können die sogar durch deine
Kleidung und im Dunkeln sehen und dich überall bis auf den
Millimeter aufspüren. Sobald das Netz wieder funktioniert,
müssen wir uns ständig so verhalten, als würden wir
überwacht, denn wenn die auch nur einen Funken Kompetenz
besitzen – und das müssen sie, wenn sie gerade, völlig
überraschend für alle, ein Linienschiff gekapert haben
–, verschafft Celldar ihnen totale Kontrolle über das
Schiff und sorgt für lückenlose Überwachung jedes
Menschen, den sie sehen können.«
    »Es sei denn, jemand versteckt sich in einem
Faradaykäfig im hinteren Teil eines Schranks«, murmelte
Martin, während er eine weitere Wandvertäfelung einpasste,
die er der Ausgabe des militärischen Fabrikationsgeräts
entnommen hatte. Das Ding stank immer noch nach heißem
Kunststoff und Metall.
    »Ja, Mom.« Wednesday tigerte zurück zum Lehnstuhl,
nahm Platz und versank in einem Meer von Spitzen. »Glaubst du,
die werden…«
    Es läutete an der Tür, die sofort danach geöffnet
wurde. »Verzeihen Sie, Herrschaften.« Drei
Besatzungsmitglieder in den Uniformen und spitzen Kappen des
Flugpersonals traten ohne abzuwarten ins Zimmer. Der Mann, der
voranging, hatte einen sorgfältig gestutzten Bart und einen
leeren Blick. »Ich bin Oberleutnant Fromm und entschuldige mich
dafür, dass wir hier einfach so eindringen. Sind Sie Rachel
Mansour? Und Sie Martin Springfield?«
    Er sprach wie ein Automat, fast ohne jede Modulation. Und Martin
fiel an seiner linken Schläfe unterhalb des Haaransatzes ein
Bluterguss auf, der durch die Kappe allerdings fast verdeckt
wurde.
    »Und das hier ist unsere Tochter Anita«, fügte
Rachel aalglatt hinzu. Wednesday runzelte die Stirn, wandte den Blick
von den Männern ab und scharrte mit den Füßen auf dem
Teppich.
    »Anita Mansour-Springfield?«
    Fromm wirkte einen Augenblick verdutzt, doch einer der Männer
hinter ihm konsultierte sein Notebook: »So steht’s hier
auch, Sir.«
    »Oh.« Fromm wirkte immer noch wie geistesabwesend.
»Kennen Sie eine Victoria Strowger?«, fragte er steif.
    »Wen?« Rachels Miene drückte höfliche
Befremdung aus. »Ist das die Terroristin, die Sie
suchen?«
    »Ter-ro-ristin.« Fromm nickte linkisch. »Falls Sie
die sehen, melden Sie’s uns sofort. Bitte.« Seine Augen
sahen rot aus, fast blutunterlaufen. Martin musterte ihn aufmerksam. Der zwinkert ja gar nicht!, fiel ihm auf. »Ich muss Ihre
diplomatischen Beglaubigungen nochmals überprüfen. Bitte.
Ihre Ausweise.«
    »Martin?« Rachel sah ihn an. »Würdest du
Kapitän Fromm bitte unsere Papiere zeigen?« Sie blieb auf
der zur Seite gerückten Chaiselongue sitzen – ganz
gelangweilte Ehefrau.
    »Also gut.« Martin ging zum Schrank hinüber, riss
die Türen weit auf und holte die Ausweise aus der Aktentasche,
die oben auf dem Schrankkoffer lag, ohne das Schranklicht
einzuschalten. Sollen die ruhig einen kurzen Blick auf einen
Schrank werfen, der so voll gestopft ist, dass sich niemand darin
verstecken kann… »Es wäre uns lieb, wenn diese
Suite künftig von der Überwachung ausgenommen wird«,
sagte er, während er Fromm die Ausweise reichte. »Und bitte
richten Sie Kapitän Hussein, wenn sie wieder auf dem Damm ist,
meine besten Genesungswünsche aus. Und toi, toi, toi für
Code Rot. Ich würde sie gern besuchen, sobald sie Zeit hat, wenn
das möglich ist.«
    »Kapitän Hussein wird Sie sicherlich gern
empfangen«, erwiderte Fromm langsam und reichte die Ausweise an
einen der anderen beiden Offiziere weiter, damit er sie
überprüfte.
    Kapitän Nazma Hussein ist höchstwahrscheinlich tot. Als Martin das klar

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