Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
Mal sehen, wie es ihnen gefällt, wenn ich ihre
Pläne durchkreuze. Sie setzte sich auf und lehnte sich zum
Terminal des Piloten hinüber. »Brückensysteme, gebt
mir alle Daten über unseren gegenwärtigen Anlaufhafen. Legt
mir die Pläne für die Docks auf Fenster vier. Habt ihr
Zugang zu den externen Kameras des Frachthafens? Habt ihr Zugang zum
Kommunikationsnetz der Raumstation? Gut. Zeichnet die Serie neuer
Aufträge auf, Aktivierungsschlüssel Rosebud.«

 
    »Sie werden uns hier verschmoren lassen«, sagte
Wednesday mit ausdrucksloser Stimme und machte einen großen
Schritt auf den Schreibtisch zu, doch die bedrohliche Bewegung eines
Gewehrlaufs ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben. Die
Hände ringend, wandte sie sich zu Frank um. Als Frank sie ansah,
zog er eine Augenbraue hoch. Was kann ich daran ändern?, dachte er, während sich ihm der Magen umdrehte. Warum
konntest du nicht in deinem Versteck bleiben?
    »Ich werde Sie nicht lange allein lassen.« Hoechst
zuckte die Achseln. »Mein eigenes Schiff fliegt mit einer
Nachricht nach Hause, die zu vertraulich ist, als dass ich sie
gewissen, sagen wir, überwachten Kanälen anvertrauen
könnte. Während es unterwegs ist, muss ich die Romanow dazu benutzen, eine kleine Angelegenheit zu erledigen. Ich muss
Dinge bereinigen, die mein Vorgänger hinterlassen hat – ein
gewisser U. Vannevar Scott, dem die Stiefel zu eng wurden.« Dieses Lächeln, das kam und ging. Frank ertappte sich
dabei, wie er, ohne es eigentlich zu wollen, Wednesday anstarrte. Sie
sah genauso verängstigt aus, wie er selbst sich fühlte. Ihr
Gesicht war ausgezehrt und blass, doch sie wirkte entschlossen, wie
eine zum Tode Verurteilte, die sich dem Schafott stellt. Er zwang
sich dazu, wieder Hoechst anzusehen. Der blinkende Statusanzeiger in
seinem linken Auge erzählte eine eigene Geschichte: Jedes Wort,
das seine Ohren auffingen, wurde auf die Bits hin analysiert, aus
denen es bestand, und irgendwo innerhalb dieses Zauberdings namens
Kausalkanal mit einer Quantenbit-Schnittstelle verschränkt,
sodass das andere Ende des Kanals die Daten in Erics Eingangsbox
leiten würde. Mal sehen, wie viel Lokalkolorit wir diesem
Bericht geben können, wie? Alser an Hoechst dachte, merkte
er, wie sich die Angst nach und nach in ein wärmendes
Triumphgefühl verwandelte, weil er etwas erreicht hatte,
erreichen konnte. J’accuse!
    »Scott hatte beschlossen, sich sein eigenes kleines
Direktorat zu schaffen«, fuhr Hoechst fort, die nicht ahnte, wie
viele potenzielle Zuhörer sie hatte. »Als Erstes brauchte
er einen Ansatzpunkt. Und diesen Ansatzpunkt fand er in der
idyllischen, rückständigen Welt namens Moskau. Die
Genehmigung und Geldmittel, auf Moskau zu operieren, erlangte er
dadurch, dass er dem Direktorat eine neue Möglichkeit in
Aussicht stellte, vom Feind – den Sie das Eschaton nennen
– verbotene Waffen zu entwickeln, etwa solche, die wie
Zeitmaschinen funktionieren. Moskau hatte er zum Schauplatz der
Waffentests auserkoren, eine rückständige Welt, von der
niemand annahm, dass sie nach kausalitätsverletzenden Waffen
strebte. In Wirklichkeit wollte er die Herrschaft über
eine ganze Reihe von Planeten übernehmen, und Moskau sollte ihm
die Mittel dafür liefern – außerdem auch die
Rückversicherung, wenn er den Zorn des Hohen Direktorats auf
sich zog. Doch mit der Zeit wurde er nachlässig. Er verwandelte
die Hälfte der militärischen Oberbefehlshaber Moskaus in
Marionetten; die beachtete sowieso niemand sonderlich, sie galten auf
diesem Planeten als unwichtiger Teil der Regierung. Außerdem
schaffte er es, die interstellare Abwehrgruppe gründlich zu
unterwandern. Aber dann fasste er den Beschluss, das
Waffentestprogramm, das er dem Direktorat versprochen hatte,
schneller als vorgesehen voranzutreiben und es selbst anstelle des
ursprünglichen, recht umständlichen R-Bomber-Projekts zu
nutzen.«
    Wednesday starrte sie an. »Wollen Sie mir etwa erzählen,
dass die Supernova in Wirklichkeit ein vermasselter Waffentest
war?«
    »Allerdings. Tatsächlich war es ein nicht genehmigter
Waffentest, der schief ging.« Hoechst wirkte nachdenklich.
Sie griff in ihre Jackentasche, zog einen kleinen Schlüssel
heraus und legte ihn äußerst vorsichtig vor sich auf den
Schreibtisch. »Wir alle machen Fehler. In Scotts Fall war es der
letzte Fehler, den er machen sollte. Er war nachlässig geworden,
deshalb beauftragte mich… mein Vorgesetzter, Scott seines Amtes
zu entheben und die Lage zu

Weitere Kostenlose Bücher