Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
der
Raumstation am Leben zu halten, bis das Rettungsschiff aus Tonto
ankommt. Danach…« Sie schüttelte den Kopf. »Das
liegt nicht in meiner Zuständigkeit.«
    »Diplomatische Immunität«, sagte Rachel mit
knochentrockner Stimme.
    »Wollen Sie hier die Zimperliche spielen, die eine Wahl hat?
Wenn das zur Folge hat, dass einige hundert Millionen unschuldiger
Menschen sterben?« Hoechst sah sie aus zusammengekniffenen Augen
an. »Das hätte ich nicht von Ihnen gedacht.«
    »Darf ich den Schlüssel mal sehen?« Wednesday ging
näher an den Schreibtisch heran.
    »Selbstverständlich.« Hoechst hielt ihn hoch und
drehte ihn langsam zwischen Zeigefinger und Daumen. Offenbar machte
ihr das Spaß. »Und jetzt, Wednesday-Kindchen, sind Sie
bitte so gut, mir die Diskette auszuhändigen…«
    Die Lampen flackerten auf.
    Hoechst erstarrte. »Mathilde«, sagte sie nachdenklich,
»mir fällt gerade auf, dass wir nichts mehr von Joanna
gehört haben, übrigens auch nichts von Stepan und Roman.
Ich möchte, dass Sie jeden verfügbaren Soldaten mitnehmen
– Sie nicht, Franz, Sie bleiben hier –, und sich um diese
verschwundene Dritte Offizierin kümmern. Danach müssen Sie
herausfinden, was Joanna und ihren Jungs zugestoßen ist. Nichts
Gutes, wie ich annehme.«
    »Ja, Chefin.« Mathilde, die verärgert aussah,
machte sich sofort auf den Weg zur Tür und nahm den
Revolverhelden mit. »Kommen Sie, Jagdsaison.«
    Erneut flackerten die Lampen auf. »Was hat sie Ihrer Meinung
nach unternommen?«, fragte Frank.

 
    Steffi pfiff vor sich hin, während sie hastig auf den
Andocktunnel zuging. Eine Uhr vor ihrer linken Iris zeigte den
Countdown an: zweiundachtzig, einundachtzig, achtzig… Als
die letzte Minute anbrach, fiel Steffi in leichten Trab.
    Riesige Raumschiffe, die Passagiere an Bord hatten, waren nicht
dafür geschaffen, einfach so von großen, dicht
bevölkerten Raumstationen abzulegen. Dazu war stets ein
sorgfältig geplantes und zeitlich festgelegtes Startmanöver
nötig, das von den Hafenbehörden und der
Brückenbesatzung des Schiffes überwacht wurde.
Pannensichere Klemmschrauben, die aufgrund der Atmosphäre auf
dem Schiff und auf der Raumstation unter großem Druck standen,
pressten die Andockebene der Romanow gegen die
äußere Hülle der Versorgungssysteme Alt-Neufundlands.
Das bedeutete eine Kraft von vielen tausend Tonnen, die man nur
freisetzen konnte, indem man, genau kontrolliert, nach und nach den
Druck auf die Schraubenringe verminderte. Doch Alt-Neufundland hatte
man vor der endgültigen Evakuierung so programmiert, dass man
auch ohne Startfreigabe der Hafenbehörden ablegen konnte. Und
als letzte an Bord verbliebene Offizierin hatte sich Steffi aller
lebenswichtigen Systeme der Romanow bemächtigt. Dem
Brückensystem hatte sie ein automatisches Startprogramm
eingegeben, und sie wollte nicht in der Nähe sein, wenn der
Countdown bei Null ankam und den Start auslöste.
    Sie konnte die Hauptrampe sehen, die vom Schiff zur Raumstation
führte, ein Andocktunnel, der bis zum Verladedeck
Alt-Neufundlands anstieg. Die druckfesten Türen der Station
zeichneten sich rechts und links davon als riesige, bedrohlich
wirkende Schatten ab. Steffi verschwand in einem Seiteneingang und
trabte den Gang für das Dienstpersonal neben der Hauptrampe
entlang, dessen graue Wände sie so eng umschlossen, dass ihre
Schultern rechts und links kaum ein paar Zentimeter Spielraum hatten. Siebenundvierzig… sechsundvierzig… und sie stand vor
der Notschleuse, einem kuppelförmigen Eingang, der neben dem
Haupttunnel in ein massives Schott eingelassen war. Sie drehte das
von Hand zu bedienende Rad herum, das für Notsituationen
vorgesehen war, betrat die rotierende Kammer und benutzte die
primitive Handkurbel, die hier zur Abhilfe bei einem Stromausfall
installiert war. Gleich darauf taumelte sie in den Schatten hinaus,
den die riesigen Stationstüren warfen.
    Zu nah dran, dachte sie und zog sich das
Nachtsichtgerät, eine Infrarotbrille, über die Augen. Das
in Zwielicht getauchte Dock war ein Labyrinth aus Schatten und
unheimlich glühenden Flecken. Eine große Leuchtspur
führte von der Luftschleuse weg, zu einer Tür, hinter der
das Hauptbüro des Zolls lag. Wahrscheinlich stammte die Spur von
der Körperwärme der Passagiere, die die Übermenschen
auf die Raumstation gebracht hatten. Doch es war niemand in Sicht. Wie nachlässig, dachte Steffi und huschte wild
entschlossen von der Schleuse zu einer der turmhoch

Weitere Kostenlose Bücher