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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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bereinigen. Das war, bevor wir ihn
ausgequetscht und gewisse unangenehme Begleitumstände seines
Verrats ans Licht befördert haben. – Diese
Diskette«, sie streckte eine Hand zu Wednesday aus,
»gehört zu den Dingen, mit denen wir uns noch befassen
müssen. Sie enthält die Unterlagen darüber, wann und
wie Scotts Agenten nach Moskau eingereist und wieder ausgereist sind.
Dazu Einzelheiten des Waffenprojekts sowie den Zeitplan für die
Tests. Kein Ding, das wir herumliegen lassen möchten. In
politischer Hinsicht könnte uns das nämlich in eine
wirklich peinliche Lage bringen.«
    »Es steckt noch mehr dahinter, stimmt’s?«, fragte
Frank, der wie gebannt zugehört hatte.
    »Nun ja, das kann man wohl sagen!« Hoechst sah ihn
neugierig an, als fragte sie sich, warum er sich so sehr für
diese allgemeinen Fragen interessierte, anstatt sich um das zu
sorgen, was ihn unmittelbar erwartete. »Es steht ein Flug von
vier R-Bombern bevor.« Sie runzelte die Stirn. »Ihr
angebliches Ziel ist Neu-Dresden. Und das glauben auch die Moskauer
Diplomaten.«
    »Was hat er…«
    »Halten Sie den Mund, verdammt noch mal!« Hoechst
bedachte ihn mit einem finsteren Blick und klopfte mit dem Finger auf
den Schlüssel. »Sie sind für Neu-Dresden bestimmt, das
ist das offiziell dokumentierte Ziel des Operationsplans,
stimmt’s? Und genau das nehmen auch die Moskauer Diplomaten an.
Sobald diese Bomber sich auf den Weg gemacht haben, sind sie so gut
wie unsichtbar. Nur, dass unser verdammtes Arschloch von
Übermensch, Vannevar Scott, ein Neunmalkluger war. Als er dem
Moskauer Verteidigungsministerium seinen Willen aufzwang, war die
erste Gruppe, bei der er zuschlug, der Abwehrstab,
einschließlich der Besatzung eines R-Bombers. Übrigens ist
das der Bomber, der auf keine Botschaft reagiert. Seit mindestens
zehn Jahren – lange, ehe Moskau explodierte – hat Scott
seinen Coup vorbereitet: Einer dieser verdammten Bomber ist auf Newpeace ausgerichtet, unser neues Hauptquartier in dieser
Region. Von Moskau ist es etwa so weit entfernt wie Neu-Dresden.
– Darüber sind nur wenige Übermenschen
informiert«, fügte sie trocken hinzu, »und mein
Vorgesetzter möchte, dass das auch so bleibt.«
    Frank setzte sich aufrecht hin. »Wollen Sie damit sagen, dass
diese Sache mit Neu-Dresden und den Botschaftern…«
    »Ich habe keine ausländischen Diplomaten aus dem
Weg räumen lassen.« Sie schüttelte den Kopf. »Das
war Scotts Idee. Ich habe Ihnen ja gesagt, dass er schlampig
gearbeitet hat, nicht wahr? Als die Sache in die Hose ging und
Moskaus Hauptplanet explodierte, hat er einiges unternommen, um das
Ganze unter den Teppich zu kehren. Er heuerte einen
außerordentlich erfahrenen Berufskiller an, jenen Mann, den Sie
als Svengali kannten.« Einen Augenblick lang sah sie sehr
müde aus. »Was ja vermutlich auch der Grund ist, warum Sie
an Bord der Romanow gekommen sind«, murmelte sie in
Rachels Richtung. Rachel sah sie ausdruckslos an. »Svengali wird
uns keine Probleme mehr machen, wie ich wohl kaum erwähnen
muss.«
    »Sie wollen mir weismachen, das alles sei die kriminelle
Handlung eines einzigen Mannes gewesen?«, fragte Rachel
mit leiser, beherrschter Stimme.
    »Weitgehend schon.« In diesem Moment sah Hoechst
schrecklich alt aus. »Unterschätzen Sie ihn nicht: U. Scott
war einer der höchsten Beamten im… äh… im
Staatssicherheitsdienst des Auswärtigen Amtes. Anders
ausgedrückt: innerhalb des Spionagedienstes, der für fremde
Welten zuständig war. Und er plante einen Coup. Er wollte Moskau
in seine Hände bringen und die R-Bomben dazu benutzen, das
gesamte Direktorat in Schach zu halten. Gleichzeitig wollte er die
Übernahme Moskaus als Hebel zur Destabilisierung Neu-Dresdens
einsetzen, indem er einen Handelskrieg anzettelte. Er hatte schon
angefangen, das Dresdner Außenministerium zu infiltrieren
– ohne Genehmigung seiner Vorgesetzten. Wäre er damit
durchgekommen, hätte er zwei Planeten in der Hand gehabt, als
Grundsteine für sein eigenes kleines galaktisches
Imperium.« Sie erwiderte Franks Blick.
    »Ich weiß, was Sie von uns denken. Aber unabhängig
davon, was Sie von unserer Ideologie halten mögen: Wir sind
keine Verrückten und auch keine Selbstmörder. Im Direktorat
der Übermenschen besteht eines der Ziele darin, interstellare
Kriege nicht nur undenkbar, sondern auch unmöglich zu machen.
Scott musste gehen.«
    Sie klingt so, als versuche sie sich das selbst einzureden, wurde Frank klar, und sein Hochgefühl

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