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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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schwand. Es war nicht
das, was er von ihr hatte hören wollen. Er hatte eine
gehässige, triumphierende Selbstrechtfertigung erwartet,
vielleicht auch ein hämisches Bekenntnis. Nicht das hier!, dachte er und verzweifelte mehr und mehr. Falls Eric sich dazu
entschließt, das hier zu bringen, wird es so ziemlich die beste
Pressepropaganda für die Übermenschen sein, die sie sich
wünschen können! Der Topf Gold am Ende des Regenbogens
hatte sich gerade als Nachttopf voller Exkremente entpuppt. Und trotz
allem, was er früher über die laxe journalistische Moral
geäußert hatte, konnte er in ihrer Argumentation keine
offensichtlichen Schwachstellen entdecken, bei denen man hätte
ansetzen können. Selbst wenn man die gefangenen Seelen in dem
Speicherdiamanten, der eigentlich Hoechst gehörte,
freiließ – so kostspielig ein solches Verfahren auch sein
mochte –, würde das wohl kaum etwas an der Wirkung ihrer
Worte ändern.
    Sie holte tief Luft und setzte ihre Beichte fort:
»Glücklicherweise ist Scott so weit vorgeprescht, dass er
Schiffbruch erlitt. Es gibt einige tausend Übermenschen auf
Newpeace, ganz zu schweigen von den normalen Menschen, die Ihnen
vielleicht am Herzen liegen. Wir sind schrecklich dünn
gesät; müssten wir diesen Planeten räumen, wäre
die harte Arbeit eines halben Jahrhunderts verloren. Wenn die
Moskauer Botschafter die Wahrheit wüssten, könnten wir sie
wohl auf keinen Fall alle dazu bringen, den Angriff der R-Bomben
aufzuhalten. Bedeutet Ihnen das denn gar nichts?«
    Frank nickte benommen. Als er sich umsah, merkte er, dass auch die
anderen bestürzte Gesichter machten. Er registrierte die
Anspannung bei den Soldaten der Übermenschen. Der hin und her
huschende Blick des blonden Mannes, der neben Wednesday an der Wand
stand, besagte alles. Sie hatte des Kaisers neue Kleider vor ihnen
ausgebreitet, und sie hatten feststellen müssen, dass sie nur
aus dünnen, zerschlissenen Fäden bestanden. Hoechsts
Enthüllungen hatten sie eindeutig schockiert. Das Gespenst der
Revolution, das vor so vielen Jahren auf Newpeace herumgegeistert
hatte, die graue Eminenz im Zentrum eines galaktischen Netzes von
Attentaten und Intrigen, entpuppte sich jetzt als Reparaturdienst,
der verzweifelt versuchte, einen Planeten vor dem Nachlass eines
Größenwahnsinnigen zu retten, der auf
Völkermord aus gewesen war…
    »Man braucht zwei Schlüssel, um den Stopp-Code zu
übermitteln. Ich habe einen der Schlüssel… hier.«
Erneut klopfte sie auf den kleinen Schlüssel. »Es gibt auf
dieser Station einen Kausalkanal, der mit dem TALIGENT-Netz zur
Angriffslenkung verbunden ist. Man hat ihn bei der Evakuierung der
Raumstation abgeschaltet, aber die Verbindung ist immer noch intakt.
Ich habe Zursch und Anders den Schlüssel des Stationsleiters
holen und dort hinbringen lassen. Die Verfügungsgewalt
erhält man mittels der Hardware, verstehen Sie, man braucht nur
das Unterpfand, den Schlüssel. Kausalkanäle demontiert man
nicht ohne guten Grund, schon deshalb nicht, weil ihre Installation
so kostspielig ist.
    Sie haben ja keine Ahnung, wie viel es uns gekostet hat, diesen
Schlüssel in die Hände zu bekommen – wir mussten ihn
dem Moskauer Botschafter auf Newpeace entlocken. Auf welche Weise wir
das geschafft haben, muss Sie nicht kümmern. Mit dem
Schlüssel des Stationsleiters hatten wir es leichter: Der
Blödmann hat ihn tatsächlich in seinem Bürosafe
gelassen.« Sie zuckte die Achseln. »Es gibt hier einen
Diplomatenkanal, unten im Kommunikationszentrum. Einen, der mit dem
militärischen Netz von TALIGENT verbunden ist.«
    BING. Eine neue Mail. Nicht jetzt, dachte Frank
gereizt, öffnete sie aber trotzdem, indem er zwinkerte. Von:
Wednesday. Muss gehen, tut mir Leid. Was? Er sah sie an.
»Was…«
    »Sie wollen diese Diskette haben, nehme ich an«, sagte
Wednesday mit mürrischer Miene. »Was also geschieht mit
uns?«
    »Ich zerstöre das Ding vor Ihren Augen.« Hoechst
deutete mit dem Kinn auf Frank. »Sie sind hier, um es zu
bezeugen«, bemerkte sie mit dem Anflug eines Grinsens.
»Genau wie letztes Mal, nur ohne die unangenehmen Folgen. Die
nicht ich mir ausgedacht habe, sollte ich wohl hinzufügen.«
Als Nächstes fiel ihr Blick auf Rachel. »Danach schicke ich
den R-Bombern die STOPP-Codes, indem ich das Terminal des
Stationsleiters benutze. Mit der Romanow sammle ich dann die
Besatzungen der Bomber auf und vernichte das Beweismaterial. Sie müssen hier im Kalten warten und versuchen, jeden auf

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