Supernova
ein
Sturmgewehr losging und durch den Eingang ballerte. Weiterer blauer
Schaum trieb im Zimmer umher, blockierte die Tür und erstarrte
zu klebrigen, zackigen Klumpen.
Nachdem er sich vollständig herumgewälzt hatte,
schnappte er nach Luft. Bin ich noch am Leben?, fragte er sich
benommen und rief nach Wednesday.
»Das können Sie sich sparen.« Es war Martins
Stimme. Vom Fußboden her war ein Stöhnen zu
hören.
»Frank, helfen Sie mir.« Das war die Stimme von Rachel,
die keuchte und nach Luft schnappte. Was ist passiert?, fragte
er sich und setzte sich auf, während er sich kurz darüber
ärgerte, den Kampf verpasst zu haben. Jeden Augenblick rechnete
er damit, dass ihm irgendein Soldat die Waffe an den Kopf halten
würde.
»Wir müssen sie da rausschaffen!« Rachel war schon
halb in der Nebelbank aus Schaum verschwunden und hackte mit einem
Plastikmesser darauf ein. Mit irgendeinem Zaubertrick hatte sie das
Schneidegerät aus dem versteiften Revers ihres Jacketts
produziert. »Falls es ein Schaum ist, der nicht schmilzt, wird
sie ersticken!«
Der Wachposten der Übermenschen lag inzwischen auf dem
Fußboden und streckte alle viere so von sich, als hätte
ihn ein heftiger Wirbelsturm niedergemäht und ein
UV-Strahlengewehr zusätzlich betäubt. Der nervöse Mann
– der Verräter – saß sehr still da und verfolgte
alles aufmerksam. Aus irgendeinem Grund schien er die Ruhe weg zu
haben. »Sie«, keuchte Frank, »helfen Sie
mal.«
»Nein.« Mit wachem Blick legte er den Kopf schief und
verschränkte bewusst die Arme. »Lassen Sie die Frau
ersticken.«
»Was? Ich verstehe nicht…« Frank beugte sich
über den Wachmann, der am Boden lag, und suchte an seinem
Gürtel nach einem Messer oder einem anderen Gegenstand, mit dem
er Rachel zur Hand gehen konnte. Martin wirkte benommen: Er
schüttelte den Kopf wie ein Boxer, den ein schwerer Schlag
erwischt hat. Als sich der halb ohnmächtige Mann zu Franks
Füßen bewegte, änderte Frank, der diese Gefahr bis
dahin übersehen hatte, seine Pläne kurzfristig und
wälzte ihn herum. »Hat jemand Klebeband dabei?«
»Ja, ich.« Der Mann, der Frank den Diamanten anvertraut
hatte, klang so, als erschöpfe ihn das Reden. Langsam stand er
auf, hielt inne, als Rachel ihn ansah, kniete sich bedächtig
nieder und zog eine Rolle Allzweck-Klebeband aus einer Tasche.
Nachdem er die Arme des Wachmanns auf den Rücken gezerrt hatte,
fesselte er ihm zuerst die Handgelenke, dann die
Fußknöchel und stand wieder auf. »Es wäre mir
wirklich lieber, wenn Sie Portia sterben ließen«, sagte er
langsam mit erhobener Stimme und sah Rachel an, die keuchend
große Klumpen von bläulichem, gläsernem Schaum aus
der Nebelbank löste. »Sie hat mehr Leute umgebracht, als
Sie warme Mahlzeiten genossen haben.«
»Aber wenn ich sie einfach ihrem Schicksal überlasse,
wie stehe ich dann vor mir selbst da?«, keuchte Rachel zwischen
zwei Attacken.
»Sie ist…« Frank brach ab, als Rachel sich
kopfschüttelnd aufrichtete. Er blickte an ihr vorbei: Sie hatte
sich bis zum Rand des Schreibtischs vorgearbeitet, so weit, dass er
sehen konnte, wie sich der bläuliche Schaum rot
einfärbte.
»Was, zum Teufel, machen wir jetzt?«
»Wir…« Der blonde Mann stockte. »Portia
lügt«, sagte er im Plauderton. »Sie lügt
instinktiv. Ich weiß nicht, ob sie diesmal die Wahrheit gesagt
hat oder nicht, aber das Mädchen ist mit dem…
Beweismaterial entwischt. Mit dem rauchenden Colt. Ich weiß ja
nicht, was sie vorhat, aber wenn sie damit bis zum
Kommunikationszentrum kommt, wo das Terminal mit der sicheren Hotline
zu den R-Bombern steht – oder wenn Sie es dahin schaffen
–, könnte sie einen ganzen Planeten vernichten. Sie hat den
Schlüssel. Im Moment haben wir ein Problem in Gestalt von rund
einem Dutzend Soldaten, die den Übermenschen verblieben sind.
Die meisten bewachen die Passagiere, aber mindestens zwei werden wohl
auf der Hilfsbrücke der Romanow Wache schieben. Es sei
denn, Portia hat Recht gehabt, und diese Offizierin, die verschwunden
ist…« Er ließ den Satz in der Luft hängen.
»Was ist los?« Frank beugte sich zu ihm vor. »Sagen
Sie’s mir, verdammt noch mal!«
»Portia hat den anderen Schlüssel bereits zum
Kommunikationszentrum bringen lassen. Und Wednesday ist jetzt auf dem
Weg dorthin – sie ist ja kein Dummkopf und hat etwas vor. Portia
hat ihr so gut wie eingestanden, dass sie für den Mord an ihrer
Familie verantwortlich ist.« Einen Augenblick lang sah der
Blonde so
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