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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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erwiderte Wednesday
vorsichtig. »Was wollen Sie?«
    »Rache. Ein Publikum.« Steffis Wange zuckte.
»Irgendetwas Kindisches dieser Art.«
    Wednesday schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich
nicht.«
    »Na ja, Sie können mir eine Frage beantworten.« Als
Steffi ihr das Kästchen entgegenstreckte, merkte Wednesday, dass
es eine Art Taschen-Notebook war, auf dessen Oberfläche
virtuelle Tasten leuchteten. »Wie sind Sie bis hierher
vorgedrungen? Haben die Sie geschickt? Hielt sie es für
eine gute Idee, mir einen zusätzlichen Schlüssel zu
geben?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.« Wednesday sah sie
an. »Ich bin denen davongelaufen. Ihre Chefin, Hurst oder wie
sie heißen mag, hatte mich zusammen mit Frank und den
Diplomaten ins Büro des Stationsleiters gesperrt. Doch dann ist
irgendetwas passiert, und sie hat die Hälfte der Wachposten
weggeschickt, um nach Ihnen zu suchen. Und da hab ich…« Sie
merkte, dass sie zu schnell atmete, aber sie konnte jetzt nicht
aufhören. Am Rande ihres Sichtfeldes blitzte etwas auf. BING. Eine Mail von… Wednesday schaltete die Mailbox aus.
»Sie wollte mich zwingen, ihr die Dokumente auszuhändigen.
Aber das war auf der Polizeiwache, und als ich das letzte Mal dort
war, hab ich den Waffenschrank durchsucht. Also hab ich mir einen
Nebelwerfer mit Sprühschaum geschnappt. Und als sie mir befahl,
ihr die Dokumente zu geben, hab ich nach dem Schlüssel gegriffen
und den Nebelwerfer direkt vor ihr fallen lassen…«
Während sie ihre Geschichte, die atemlos aus ihr
hervorgesprudelt war, zu Ende brachte, musterte sie Steffis
Gesicht.
    »Oh, sehr gut!« Steffi grinste freudlos. »Also sind
Sie einfach so mit einem Schlüssel zum Netz der Abwehr hierher
gerannt?«
    »Ja«, erwiderte Wednesday schlicht.
    »Und einer dieser Bomber zielt auf eine von deren eigenen
Welten.« Steffi schüttelte den Kopf. »Idioten!«,
murmelte sie. Das Terminal neben ihr meldete sich mit melodischem
Läuten. »Ah, wird auch Zeit.« Während sie auf
eine Taste drückte, sagte sie laut: »Ja, mit wem spreche
ich?«
    »Es ist Rachel«, bemerkte Wednesday.
    »Steffi, sind Sie das?«, fragte Rachel gleichzeitig
über die Konferenzleitung.
    »Ja, bin dran.« Steffi schloss die Augen, ließ
ihre Hand jedoch am Gerät.
    »Sie haben das Schiff verschwinden lassen, nicht wahr? Warum
haben Sie das getan?«
    »Oh, es wird sich nicht weit entfernen. Die hatten
vor, es zu benutzen. Das Schiff vom Dock ablegen zu lassen, war die
einfachste Möglichkeit, sie daran zu hindern. Im Übrigen
verfügen Sie hier über Bandbreite – Sie können
einen Hilferuf hinausschicken, dann wird irgendjemand kommen und Sie
abholen. Sie und die anderen Passagiere.«
    »Sie hat Schlüssel«, rief Wednesday aus einer
Eingebung heraus, die sowohl von ihrem schlechten Gewissen als auch
von dem Groll gegen Steffi gespeist war. »Sie stecken jetzt in
der Konsole.«
    »Du kleine…« Steffi brach ab und bedachte sie mit
einem wütenden Blick. »Ja, ich habe drei
Schlüssel«, sagte sie ins Mikro. »Ich habe sie alle
ins TALIGENT-Terminal gesteckt und heraufgeladen.« Sie
entspannte sich leicht. »Hören Sie noch zu?«
    »Ja«, erwiderte Rachel angespannt.
    »Gut. Nur damit wir uns richtig verstehen.«
    »Wie geht es Wednesday?«, fragte Rachel.
    Steffi nickte ihr zu. »Mir geht’s gut«, rief sie.
»Bin nur, äh, ein bisschen durcheinander. Rufst du im
Auftrag dieser Leichenschänderin an?«
    Rachel klang erschöpft. »Sie ist tot, Wednesday. Man
darf diesen Schaum nicht einatmen. Und du hast dafür gesorgt,
dass sie ihn direkt ins Gesicht bekam.« Einen Moment lang
spürte Wednesday lediglich ein Hochgefühl, doch gleich
darauf fragte sie sich: Was geschieht da mit mir?
    »Das ist sehr gut«, sagte Steffi beifällig.
    »Sie hat’s herausgefordert«, murmelte
Wednesday.
    »Ja, das könnte man wohl so sagen«, erwiderte
Rachel. Anscheinend war das offene Mikro sehr empfindlich.
»Deshalb melde ich mich ja auch. Sieht so aus, als hätten
wir gesiegt. Die Übermenschen können nicht aufs Schiff,
Hoechst ist tot, die Hälfte von denen ist verschwunden, der Rest
tut das, was U. Franz ihnen befiehlt – und er selbst will zu uns
überlaufen. Ihr habt die Schlüssel, Frank ist gerade
dabei, einen Exklusivbericht abzufassen, der ihre Operationen in
Moskau und Neu-Dresden enthüllt, also ist alles
ausgestanden.« Sie schwieg kurz. »Warum also habt ihr euch
eingeschlossen?«
    Wednesday sah Steffi verblüfft an.
    »Weil Sie jetzt genau das tun

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