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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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vielleicht
annehmen, sie könnten es ungestraft wieder tun. Eines kann ich
Ihnen hier und heute versichern: Wer die Täter auch sein
mögen, aus Moskau stammen sie jedenfalls nicht.
    Der Times ist es gelungen, sich exklusiven Zugang zum
letzten internen Haushaltsplan des Finanzausschusses der
Sechs-Länder-Föderation zu verschaffen. Knapp zwei Jahre
vor der Katastrophe wurde dieser Haushalt verabschiedet. Die Daten
des jüngsten Haushaltsplans konnten nicht mehr
veröffentlicht werden, dem kam die Auslöschung Neu-Moskaus
zuvor. Wir halten die uns vorliegenden Angaben für korrekt. Ich
kann Ihnen versichern, dass in diesem Budget keinerlei
Militärausgaben vorgesehen waren, die einen Vernichtungsschlag
des Eschaton hätten provozieren können. Eine detaillierte
Aufstellung (»Satz-Roboter: Hyperlinks zu ergänzenden
Quellen angeben!«) zeigt, dass im offiziellen
Militärhaushalt 270 Millionen pro Jahr für die
Verteidigungsflotte – Raumschiffe mit Unterlichtgeschwindigkeit
– vorgesehen waren und weitere 600 Millionen für den
Zivilschutz, vor allem für den Fall von Naturkatastrophen. In
diesem Budget gab es nicht so viel Spielraum, dass man mehr als 100
Millionen für geheime Projekte hätte abzweigen können.
Außerdem – und das ist der entscheidende Punkt –
verfügten Neu-Moskaus Werften weder über das Wissen noch
über die Werkzeuge, Raumschiffe mit
Überlichtgeschwindigkeit zu bauen oder auch nur zu reparieren.
Hier wurde kein Krieg geplant, der die Kausalität verletzt
hätte, Leute. Nichts weist auf irgendeinen Posten hin, der die
Aufmerksamkeit des großen E hätte auf sich ziehen
können.
    Zur Entwicklung geächteter Waffen und zum Verstoß gegen
das Dritte Gebot fehlten jegliche Voraussetzungen. Beschuldigt man
diese Menschen, heimlich kausalitätsverletzende Waffen gebaut zu
haben, hält der Vorwurf den Fakten schlicht nicht stand.
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Neu-Moskau gerade einen
Kooperationsvertrag mit seinen grässlichen Nachbarn von Newpeace
unterzeichnet hatte, sodass sich bestimmte Befürchtungen einem
geradezu aufdrängen. Doch nichts davon ist so konkret, dass ich
es hier bringen könnte, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.
    Kurzum: Irgendjemand ist für dieses Verbrechen
verantwortlich. Wahrscheinlich irgendwelche widerlichen,
hinterhältigen Menschen, die über Massenvernichtungswaffen
verfügten und es aus ganz eigenen Gründen auf Moskaus
Regierung abgesehen hatten. Vielleicht hatten sie das Gefühl,
man habe ihnen Unrecht getan, und das hat sie schließlich dazu
getrieben, Millionen von Unschuldigen zu ermorden, nur um sich
für irgendwelche Belanglosigkeiten zu rächen. Zweifellos
war ihnen selbst keineswegs klar, dass es nur um Belangloses ging.
Mit anderen Worten: Um dieser Belanglosigkeiten willen haben sie
einen Völkermord begangen.
    Eine letzte Anmerkung: Sie gilt dem Abschaum im Feedback-Forum.
Bestimmte Klugscheißer meinen, die Vernichtung Neu-Moskaus
durch einen so genannten Akt höherer Gewalt bedeute, dass
wir keine Gelder aus dem Hilfs- und Notfonds locker machen
dürften, um die Umsiedlung der Flüchtlinge zu
unterstützen. Ihnen kann ich nur sagen: Verpisst euch, kratzt
ab! Für euch empfinde ich nur Verachtung. Und so heiße
Wut, dass ich das hier eigentlich gar nicht schreiben sollte. Mich
wundert, dass die Tastatur unter meinen Fingern noch nicht
geschmolzen ist. Mich widert schon an, dass eine solche Position
überhaupt zur Debatte gestellt wird. Leuten wie euch darf man
nicht erlauben, die Times zu lesen; ab sofort kündige ich
euch das Abonnement. Ihr seid eine Schande für die Menschheit
– tut uns einen Gefallen: verdünnisiert euch, zieht Leine,
kratzt ab.
     
    Ende des Leitartikels der Times

 
    Wütend drückte Frank seine Zigarre aus und zerrieb die
Reste mit dem Daumen im Aschenbecher. »Der Teufel soll sie
holen«, grummelte er. »Fahrt zur Hölle.« Tief sog
er den blauen Dunst ein, der die Luft in der engen Einzelkabine
mittlerweile ersetzt hatte. Früher oder später würde
er die Ventilation wieder einschalten und den Film, den er über
den Rauchdetektor gesprüht hatte, entfernen müssen. Sonst
würden die Wartungsstewards vorbeischauen und ihm wieder einmal
eine ihrer arroganten, aber höflichen Lektionen über die
lebenswichtigen Systeme an Bord erteilen. Doch im Augenblick empfand
er es als seltsam tröstlich, die von ihm selbst verursachte
Dunstglocke inhalieren zu können. Alles andere an Bord lag
außerhalb seiner Kontrolle,

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