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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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will. Der hat
nämlich versucht, die Genfer Innenstadt mit einem
Kunst-Happening in Schutt und Asche zu legen. Und das nur, weil ihm
niemand einen runtergeholt hat. Und jetzt wollen Sie mich von Heim
und Herd wegholen, damit ich am Arsch der Welt irgendwelchen
Schimären nachjage. Ich finde, der Einsatz im Doppel ist das
Mindeste, was Sie für mich tun können.«
    »Oh.« Cho streckte die rechte Hand hoch.
»Entschuldigen Sie mich kurz.« Auf seinen Augen spielten
Laserpunkte, offenbar wurden irgendwelche dringlichen Nachrichten
direkt auf die Netzhaut übertragen. »Sie haben keine
Änderung Ihres Status beantragt. Ich wusste
nicht…«
    »Verdammt richtig, Sie wussten es nicht. Aber auf absehbare
Zeit will ich keine längeren Einzeleinsätze mehr. Und wenn
überhaupt, dann nur nach angemessener
Vorbereitungszeit.«
    »Nun ja.« Er sah so aus, als müsse er
überlegen. »Wir brauchen Sie sofort. Aber…«, er
rieb sich das Kinn, »aber wissen Sie was? Ich werde versuchen,
für Ihren Partner – ob Ehemann oder Ehefrau – einen
Diplomatenausweis zu besorgen. Und eine Fahrkarte zum…
äh… zum Bestimmungsort unserer diplomatischen Mission. Er
oder sie kann bei der nächsten Reisemöglichkeit nachkommen.
Aber wir brauchen Sie jetzt, ohne Hin und Her.«
    Rachel schüttelte den Kopf. »Das reicht mir nicht. Ohne
Martin mache ich nicht mit.«
    Martin, der hinten im Schlafzimmer stand, verschränkte die
Arme, zuckte die Achseln und gab vor, nichts von alledem zu
begreifen. Rachel überging es.
    »Wenn das Ihr letztes Wort ist…«, erwiderte Cho
bedächtig und überlegte kurz. »Ich glaube, das kann
ich regeln. Aber nur, wenn Ihr Mann damit einverstanden ist, dem Stab
als Assistent beizutreten. Im Orbit wartet ein schnelles
Kurierschiff; das ist keine Vergnügungsfahrt. Sind Sie dazu
bereit?«
    Aus den Augenwinkeln warf Rachel ihrem Mann einen fragenden Blick
zu. »Bist du dazu bereit?«
    Er zog eine Augenbraue hoch und nickte gleich darauf. »Wird
schon gehen. Im nächsten Monat hab ich sowieso noch nichts auf
der Agenda. Wenn du meinst…«
    »Ja, ich meine.« Sie zwang sich zu einem Lächeln,
ehe sie den Blick wieder dem Bildschirm zuwandte. »Er macht
es.«
    »Gut«, erwiderte Cho forsch. »Es wäre
schön, wenn Sie in einer Stunde reisefertig sein könnten.
Kleidung oder sonstige Dinge brauchen Sie nicht mitzubringen,
dafür wird unterwegs gesorgt. Wenn Sie nur sich selbst
mitbringen! Ähm… dieses Baby ist doch noch nicht unterwegs,
oder? Sie oder Ihr Ehemann sind doch hoffentlich nicht
schwanger?«
    »Nein.« Rachel schüttelte den Kopf. »Sie
möchten, dass wir in einer Stunde reisefertig sind? Und
können nicht einmal andeuten, worum es geht?«
    Einen Moment lang wirkte Cho gequält. »Nicht, ehe wir
unterwegs sind«, erwiderte er leise. »Die Sache hat
höchste Geheimhaltungsstufe. Aber… Was die Sache vom
heutigen Tag angeht: Wie viele Leben haben Sie dabei
gerettet?«
    »Hm, dreihundert Kilotonnen bedeuten… Ganz Genf, wenn
man so will. Etwa fünfhunderttausend Menschen. Die eine
Hälfte wäre jetzt tot, die andere obdachlos, wenn unser
kleiner Freund damit durchgekommen wäre. Warum?«
    »Weil etwa tausendmal so viele Menschen sterben werden, wenn
wir diese Geschichte nicht abwenden«, erklärte Cho mit
leisem Nachdruck. »Und das ist erst der Anfang…«

 
leitartikel, tag für tag
     
    Die Londoner Times – Nachrichten Schlag auf Schlag
seit 1785! Für Sie zusammengestellt von Frank der Spürnase,
gesponsert von Consolidated Vultee Interstellar, Mariposa
Interstructures, der Muamalat al-Failaka Bank, Cyber Mouse Trade Mark
und der First Universal Church of Kermit.
     
    Aufmacher
     
    Ich möchte mit Ihnen über die Katastrophe in Neu-Moskau
reden. Selbst wenn man es in der moralisch verkommenen Sprache des so
genannten objektiven Journalismus ausdrückt, handelt es sich
dabei um einen wirklich widerlichen Schlamassel: um die Art von
Massenvernichtung, die Engel, Kriegsberichterstatter mit Journal im
Netz und alle anderen, die von Katastrophen profitieren, so bei Laune
hält wie das Whiskyfass den Alkoholiker. Wahrscheinlich denken
Sie wie die meisten Leute im Lichtkegel dieses ehrwürdigen
Himmelskörpers, dass Neu-Moskau nicht unser Problem ist;
ist ja eh nur eine hinterwäldlerische McWelt mit ein paar
Kühen, bewohnt von finsteren Schaffickern, die versucht haben,
mit gotteslästerlicher Technologie herumzupfuschen und
dafür vom Eschaton schwer bestraft wurden. Ein paar harte
Gammastrahlen, ein

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