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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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ihres Kopfes war rasiert und enthüllte
implantierte Golddrähte. Ihre Schultermuskeln traten unter der
historisch nicht ganz korrekten Kellnerkleidung, einem
ärmellosen, rückenfreien Oberteil samt Fliege, leicht
hervor. »Sir, das hier ist eine Bar, in der Rauschmittel
generell freigegeben sind. Für Passagiere, die rauchen, trinken
oder sich etwas spritzen möchten. Nur auf diesem Deck ist das
erlaubt.«
    »Also.« Frank bedachte den Burschen mit einem finsteren
Blick. »Noch irgendwelche Unklarheiten? In dieser Bar darf manrauchen. Und wenn Sie sich dem Geruch nicht aussetzen
möchten, schlage ich vor, dass Sie sich eine Bar mit Rauchverbot
suchen - oder tragen Sie’s mit dem Kapitän aus.«
    »Da bin ich anderer Meinung.« Einen Moment lang wirkte
der Mann mit dem kantigen Kinn nur leicht verärgert, als summe
ihm eine Mücke um die Ohren; doch gleich darauf spürte
Frank, wie eine Hand – stark wie die eines Industrieroboters
– ihn an der Kehle packte.
    »Hans! Nicht doch!« Eine der Frauen stand vom Tisch auf.
»Das untersage ich dir!« Ihre Stimme drückte
unverkennbar Selbstsicherheit und Autorität aus.
    Hans ließ sein Opfer auf der Stelle los und trat einen
Schritt zurück, während Frank, zu schockiert, auch nur die
Fäuste zu heben, hustete und ihn wütend anstarrte.
»He, Arschloch! Suchst du…«
    Von hinten legte sich eine Hand auf seine Schulter. »Tun
Sie’s nicht«, flüsterte Svengali. »Lassen Sie’s einfach!«
    »Hans, entschuldige dich bei dem Mann«, forderte die
Blondine. »Sofort.«
    Mit versteinertem Gesicht blieb der Junge wie erstarrt stehen.
»Es tut mir Leid«, sagte er fast unhörbar. »Ich
hatte nicht die Absicht, Ihnen zu nahe zu treten. Dafür muss ich
mich jetzt entschuldigen. Mathilde?«
    »Geh jetzt, ich finde, du solltest in deine Kabine
zurückkehren.« Der Ton der Frau war jetzt
gemäßigter. Auf der Stelle drehte sich der Bursche namens
Hans um und marschierte auf die Tür zu, während Frank mit
wachsendem Zorn auf seinen Rücken starrte. Als er kurz darauf
einen Blick auf den Ecktisch warf, waren die Kraft-durch-Freude-Typen
allesamt eifrig bemüht, nicht in seine Richtung zu sehen.
    »Was, zum Teufel, sollte das denn?«
    »Ich kann das Büro des Chefstewards benachrichtigen,
falls jemand Sie zurück zu Ihrer Kabine begleiten soll«,
bot die Kellnerin an und holte die unter der Theke verborgenen
Hände hervor. »Der Bursche war wirklich schnell.«
    »Schnell?« Frank blinzelte. »Tja, kann man wohl
sagen. So wie einer, der sich in asiatischen
Kampfsportarten…« Er brach ab, rieb sich die Kehle und
betrachtete den Aschenbecher. Seine halb gerauchte Zigarre war so
platt wie ein Pfannkuchen. »Oh, Scheiße. Das haben Sie
also gemeint. Haben Sie’s gesehen?« Er begann zu
zittern.
    »Tja«, erwiderte Svengali leise. »Implantate wie
beim Militär. Ich glaube, mein Freund hier könnte
Begleitschutz brauchen«, teilte er der Kellnerin mit.
»Wenden Sie dem Burschen bloß nicht den Rücken zu,
wenn Sie ihn wieder treffen«, fuhr er in leisem Plauderton fort,
damit ihn die Leute am Ecktisch nicht verstehen konnten.
    »Ich begreife das nicht…«
    »Dieser Drink geht auf meine Rechnung. Nehmen Sie auch
einen«, bot Svengali der Kellnerin an.
    »Danke.« Sie goss beiden einen Schuss Rum ein und holte
danach eine Flasche mit irgendeinem raffinierten Mixgetränk
heraus. »Sven, haben mich meine Augen getäuscht, oder
hatten Sie wirklich irgendeine Gerätschaft in der
Hand?«
    »Darauf kann ich unmöglich antworten, Eloise.« Der
Clown zuckte die Achseln und trank das halbe Glas auf einen Zug aus.
»Hm, muss wohl mein fünfter Kurzer heute Abend sein. Bringe
meine Leber wohl besser auf Touren.«
    »Um was ging es denn überhaupt?«
    »Zu uns kommen die merkwürdigsten Typen«,
erklärte Eloise, die Kellnerin, und beugte sich über die
Theke. »Legen Sie sich mit diesen Leuten bloß nicht
an«, flüsterte sie.
    »Denken Sie dabei an etwas Bestimmtes?«, fragte
Svengali.
    »Ist nur so ein Gefühl.« Sie stellte die Flasche
ab. »Das sind Spinner.«
    »Spinner? Mit Spinnern hab ich doch dauernd zu tun.«
Svengali zuckte die Achseln. »Wir haben ja auch durchgeknallte
Peter Pans und Lolitas auf der Passagierliste. Aber Spinner rasten
wegen ein bisschen blauem Dunst in einer Raucherbar doch nicht gleich
aus.«
    »Das sind keine normalen Spinner«, sagte sie
nachdrücklich.
    »Ich glaube, der hätte mich umgebracht, wenn die Frau
ihn nicht davon abgehalten hätte«, brachte

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