Supernova
erfolgreich
abgewickelt. Das Ergebnis war, nun ja, nicht das, was wir uns erhofft
hatten. Sechzehn Übermenschen haben dabei den Tod gefunden, ganz
zu schweigen von dem Verlust einer ganzen von uns abhängigen
Welt. Wir hätten nicht einmal mehr achtzehn Monate bis zur Phase
zwei gebraucht, der offenen Restabilisierung. Das an sich war schon
ein schwer wiegender Rückschlag. Was noch schlimmer ist: Die
Waffentests – die Tests, die Scotts Marionetten mit den
kausalitätsverletzenden Waffen durchführten – haben
wahrscheinlich die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich gezogen. Offen
gesagt, hat Scott in doppelter Hinsicht versagt: Der Verrat an
seinen eigenen Leuten ist fehlgeschlagen. Noch schwerer wiegt, dass
die Waffentests zur Katastrophe geführt und den Verlust eines
ganzen Systems bewirkt haben. Alles in allem war es eine einzige
Katastrophe. Und Scott wusste, dass er unliebsame Aufmerksamkeit
erregen würde, sollte er zum Ausgleich nicht irgendein positives
Ergebnis vorweisen können.«
»Hm.« Blumlein grunzte, während in seinen Augen
etwas aufblitzte, das man für Belustigung hätte halten
können. Auf der Bühne hinter Portia führten drei oder
vier Mädchen einen erotischen Tanz auf. Sie rückte ihren
Lehnstuhl so, dass sie von der Seite aus zusehen konnte, während
sie ihre Aufmerksamkeit weiter auf den planetarischen
Oberabteilungssekretär richtete. »Wie ich annehme, ist es
eine lange und ehrenwerte Tradition, auf dem Drahtseil über dem
Abgrund zu jonglieren.« Blumlein lächelte, keineswegs
unfreundlich. »Wie sahen denn die langfristigen Pläne U.
Scotts aus?«
»Ich glaube, er wollte Neu-Dresden an sich bringen, aber er
hat keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen.« Portia
schnaubte. »Was nicht weiter überraschend ist.«
Blumleins Verhalten ermutigte sie, als Ebenbürtige aufzutreten
und sein Lächeln zu erwidern – ein riskantes Spiel, aber
eines, das ihr wesentlich weiterhelfen konnte, wenn sie es richtig
anging.
»Da haben Sie Recht.« Blumleins Gesicht nahm einen
kalten Ausdruck an. »Wie konnte er nur so dumm sein?«
Sie tat die Frage mit einem Achselzucken ab. »Scott hat es,
nun ja, nie an Selbstbewusstsein und Ehrgeiz gemangelt.« Das
kann man wohl laut sagen! Kurz blitzte bei ihr die Erinnerung
daran auf, wie sie ihn im Bett schwadronieren gehört hatte: Er
werde eines Tages seine eigene genetische Familie schaffen, dem
ungeborenen Gott zur Existenz verhelfen und ganze Welten an sich
bringen. »Als wir beide noch jünger waren, habe ich mehrere
Jahre eng mit ihm zusammengearbeitet. Wahrscheinlich ist es nur gut,
dass ihm keine Zeit mehr blieb, seine Vorhaben zu realisieren. Er
hatte kein Auge für Feinheiten, und wenn er seinen Plan bis zur
dritten Phase hätte vorantreiben können, wären die
Folgen womöglich noch schlimmer gewesen als das noch lange
nachwirkende Desaster, das er uns hinterlassen hat.«
Blumlein stellte sein Glas ab und beugte sich mit leicht
geweiteten Pupillen vor. Portia, jetzt ganz Mitwisserin und
Vertraute, rutschte ihrerseits näher. »Erzählen Sie
mir, was Scott in dieser Hinsicht vorhatte«, sagte er leise.
»Und was Sie in dieser Situation getan hätten, wären
Sie an seiner Stelle gewesen.«
»Diese…« Sie deutete mit den Augen zur Bühne
hinüber.
Der Oberabteilungssekretär folgte ihrem Blick und nickte.
»Die werden sich morgen an nichts mehr erinnern«,
versicherte er.
»Dann ist es ja gut. Mir wäre es nämlich gar nicht
lieb, wenn man so gut ausgebildete Tänzerinnen meinetwegen aus
dem Verkehr ziehen müsste.«
»Vielen Dank dafür, dass Sie sich Gedanken um meine
Besitztümer machen, aber würden Sie jetzt bitte auf das
eigentliche Thema zurückkommen? Schließlich haben wir
nicht den ganzen Abend Zeit.« In seiner Stimme lag eine gewisse
Schärfe, die kurz vorher noch nicht da gewesen war. Innerlich
fluchend, nickte Portia.
»Sehr wohl. Offiziell bestand Scotts Aufgabe darin, Moskau zu
übernehmen und dazu zu nutzen, für die Leitung der Abwehr
bestimmte Waffentypen zu entwickeln – Waffen, die unser Gegner
uns untersagt hat. Danach sollte Scott Moskau auf die Integration in
unser System vorbereiten. Seine Agenten haben die Regierung von
Moskau recht wirksam unterwandert; sie haben dazu lediglich die
üblichen Marionetten und bescheidene Bestechungsgelder
eingesetzt. So weit das offizielle Programm. Aber Scott hat
darüber hinaus seine besondere Aufmerksamkeit auf das Moskauer
Verteidigungsministerium gerichtet. Was sich
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