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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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ein Naturgesetz, dass die Regierungen
ganzer Welten aus Gewehrläufen erwachsen.«
    »Mhm. Willst du damit sagen, dass die Guten drauf und dran
sind, einen Völkermord zu begehen? Und dass die Bösen euch
bitten, den Guten die Sache auszureden? Läuft es darauf
hinaus?«
    »Nein.« Hastig nahm sie einen Schluck von ihrem
eiskalten Margarita. »Wenn das alles wäre, würde ich
damit, denke ich, schon klar kommen. Dann würde es nur einmal
mehr darum gehen, jemanden zu beschwichtigen. Nein, da geht etwas
weit Schlimmeres vor. Wirkliche Scheiße, die zum Himmel stinkt.
Aber George möchte, dass wir die Sache für den Augenblick
noch unter Verschluss halten, deshalb darf ich es nicht auf deine
Schultern abladen.«
    »Klar.« Eine der angenehmsten Eigenschaften an Martin
war, dass er wusste, wann er sie nicht drängen durfte. Und jetzt
war es einmal wieder so weit. Anstatt sie zum Reden auffordern zu
wollen, streckte er den Arm auf der Rückenlehne der Chaiselongue
aus und bot ihr seine Schulter an. Kurz darauf lehnte sie sich gegen
ihn.
    »Danke.«
    »Ist schon in Ordnung.« Er wartete, während sie
sich bequemer hinsetzte. »Also, was unternehmen wir, ich meine,
wenn wir ankommen? Hast du nicht Dresden erwähnt?«
    »Na ja«, – die nächsten Worte wählte sie
sorgfältig –, »auf der Gehaltsliste der
Unterhaltungsabteilung bin ich als Kulturattaché
aufgeführt. Also werde ich einige Dinge tun, die zu den Aufgaben
von Kulturattachés gehören. Ich muss an einer Gedenkfeier
und an Konferenzen teilnehmen und wahrscheinlich eine ganze Reihe der
üblichen Diplomatenpartys organisieren. Glücklicherweise
ist Dresden in gesellschaftlicher und industrieller Hinsicht relativ
entwickelt, anders als Neu-Prag.« Sie verzog das Gesicht.
»Und du wirst wahrscheinlich die einmalige, wunderbare
Gelegenheit haben – eine Chance, die du auf keinen Fall vertun
darfst –, für ein paar Wochen den Ehegatten einer
Diplomatin zu spielen. Wahrscheinlich wirst du’s auch nur einmal
im Leben ertragen können, bis du schreiend davonrennst und dich
auf irgendeine Werft flüchtest, so viel kann ich dir
versprechen.«
    »Ich setze zehn ECU dagegen.« Er umarmte sie.
    »Und ich fünfzig darauf, dass du’s nicht
erträgst, du dummer Kerl.« Sie küsste ihn und zog sich
dann lächelnd auf Armlänge von ihm zurück. Gleich
darauf schwand ihr Lächeln. »Ich muss auch noch andere
Dinge erledigen«, sagte sie leise, »und vielleicht einen
kleinen Ausflug machen. Aber darüber kann ich nicht
sprechen.«
    »Kannst du nicht oder willst du nicht?«
    »Ich kann nicht.« Sie trank ihr Glas aus und stellte es
ab. »Hängt mit dieser anderen Sache zusammen, die ich
erwähnt habe. Tut mir Leid.«
    »Ich dräng dich ja auch gar nicht«, sagte er
spitzbübisch. »Ich will ja nur über jeden Schritt
Bescheid wissen, den du in meiner Abwesenheit unternimmst! –
Versprichst du mir«, fuhr er in ernsthafterem Ton fort,
»mich nach Möglichkeit vorzuwarnen, wenn es um so was wie,
äh, letzte Woche geht?«
    »Ich…« Sie nickte. »Ich werd’s
versuchen«, sagte sie sanft. »Wenn’s mir irgendwie
möglich ist…« Das war zwar völlig aufrichtig,
aber sie war sich dabei selbst zuwider. Er meinte es gut, und schon
die Vorstellung, er könne ihr Lügen unterstellen, tat ihr
weh. Dennoch gab es Dinge, die sie ihm nicht erzählen durfte,
wie es ja auch Themen gab, die Martin nie und nimmer anschneiden
würde, wenn Rachels Kollegen in Hörweite waren. Ernste,
beängstigende Dinge. Und sollte sie sich nicht an Chos geheimen
Plan halten, würde sie das Leben anderer Menschen aufs Spiel
setzen. Denn wenn sie gründlich darüber nachdachte, sah sie
keine vernünftige Alternative zu der Vorgehensweise, die George
Cho vorgeschlagen hatte.

 
    Rückblende: eine Stunde früher
     
    »Das hier ist Exzellenz Maurice Pendelton, Botschafter der
Republik Moskau am Hof von Ayse Bayar, der Kaiserin von
Turku.«
    George Cho stand auf und hantierte mit einem Steuerring herum. Auf
der Wand in seinem Rücken tauchte die Ansicht eines Büros
auf, das dekorativ mit Holz verkleidet, von Gaslampen erhellt und mit
Samtvorhängen und vielen Teppichen ausgestattet war. Ein
massiger Schreibtisch, auf dem ein uralter Computer stand,
beherrschte die Szenerie. Allerdings befand sich noch mehr auf diesem
Schreibtisch. Anfangs konnte Rachel nicht richtig erkennen, was sie
dort sah, doch bald darauf merkte sie, dass es sich um einen Mann
handelte, der über der grünen Schreibtischunterlage

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