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Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Titel: Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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von Beratung. (Die verschiedenen Theorien zur Beratung bzw. Supervision werdenhier vernachlässigt, denn im letzten Kapitel wird kurz darauf eingegangen werden.) Vereinfacht gesagt, kennen wir
drei Modelle
von Beratung:
    1. Beratung wird verstanden als
Kauf von Expertenwissen
bzw.
Beschaffung von Informationen
: Der Klient weiß um das Problem, hat eigentlich nur eine Unklarheit, die er in Fragen formulieren kann. Deshalb sucht er sich eine Fachperson als Berater. Diese teilt ihm die Lösung mit. Danach wendet der Klient die Lösung erfolgreich an. Es leuchtet ein, dass dieser Ansatz nur bei ziemlich einfachen und technischen Sachverhalten funktioniert.
    2. Auch die zweite uns allen geläufige Beratungsvorstellung folgt einfachen linearen Gedankengängen; es handelt sich um das so genannte
Arzt-Patient-Modell
: Hier kennt der Rat Suchende sein Problem nicht genau. Er nennt dem Helfer seine Schwierigkeiten (Symptome) und delegiert damit gleichzeitig Verantwortung und Handeln an den Helfer. Der Helfer ist bei diesem Modell nicht nur für die „richtige“ Diagnose, sondern auch für eine erfolgreiche Therapie verantwortlich. Das Problem wird also vom Helfer ohne Zutun des Klienten, oft auch ohne genaues Wissen und ohne Beteiligung des Klienten, gelöst (Schein 1988, S. 5ff.).
    3. Supervision hätte bei diesen beiden Modellen keinen Sinn. Fehlende Informationen kann man sich heutzutage auf elektronischem Wege, Symptomlinderung durch ein Rezept beschaffen. Supervision ist für komplizierte kommunikative Arbeitsprobleme entwickelt worden. Deswegen folgt das
Prozess-Beratungs-Modell
einem völlig anderen Verständnis von sozialen Problemen und deren Lösung. Der Klient „besitzt“ und „behält“ das Problem und wird es während des gesamten Prozesses behalten (Schein 1987, S. 29). Der Berater hilft dem Klienten lediglich, sein Problem zu erkennen, damit dieser es selber lösen kann. Das geschieht eventuell auch, indem der Klient seine Sichtweise bzw. sein Verhalten verändert. Dabei hat der Berater die professionelle Verantwortlichkeit für den Verlauf der Beratung, nicht jedoch für die Inhalte und Ergebnisse des Beratungsprozesses.
    Erfolgreiche Supervision kann nur unter den Bedingungen dieses
Prozess-Beratungs-Modells
funktionieren. Denn es geht nicht um die Umsetzung von technischen Vorschlägen oder das Verabreichen von Medizin, sondern um die weitaus kompliziertere Beeinflussung von menschlichen Verhaltensweisen ohne Manipulation. Sogar die Beeinflussung von Menschen, die gar nicht am Prozess der Supervision teilnehmen, soll ermöglicht werden. Das alles erfordert nicht nur eine entsprechende distanzierte Haltung, sondern auch eine spezielle Methodik, die schon beim Erstkontakt und beim Erstgespräch angewendet werden sollte.
    In Fachkreisen verwendet man zur Charakterisierung dieser Haltung den Satz „Der Klient besitzt das Problem“. Das bedeutet, dass der Klient für sich das Problem erkennen und verändern muss. Prozessorientierte Supervisoren können nur zu dieser Einsicht verhelfen, das Problem jedoch nicht lösen. Dem steht die häufig verbreitete Haltung entgegen, dass man mit Hilfe von „Rezepten“ seine Probleme in den „Griff“ bekommen könne.
2. Anlässe zur Supervision
    Vor allem dort, wo Supervision erstmalig stattfinden soll, ist es wichtig, vor Beginn zu untersuchen, weshalb gerade
jetzt
eine Supervision gewünscht wird. Denn es muss irgendetwas passiert sein, damit zumindest eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter die Supervision wünscht. Wenn eine Institution, eine Abteilung oder ein Team erstmalig eine Supervision sucht, dann ist dort schon etwas Besonderes vorgefallen. Es kann sich um ein Problem mit Kunden oder Klienten handeln. Vielleicht haben die teaminternen Auseinandersetzungen zugenommen oder Einflüsse von außen (Reorganisation, Personal- oder Mittelkürzungen) sind ein Anlass. Eventuell war ein Teil des Teams sogar energisch für die Supervision, während ein anderer Teil sich eher reserviert verhielt oder keine Supervision wünschte. Schwierig ist es, wenn die Supervision eventuell als „Strafaktion“ von „oben“ verordnet wurde. Eskommt auch vor, dass die Leitung einer Einrichtung personelle oder finanzielle Fehlentscheidungen getroffen hat. Nun bekommen die Teams eine Supervision „verordnet“, um die gröbsten Folgen dieser

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