Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven
Fehler auszubessern. In diesem Falle spricht man von einem âdelegierten Leitungsproblemâ. Die Erfahrung zeigt, dass es am besten ist, wenn zuerst eine klare Aussprache über diese Fremdeinflüsse auf die Supervision stattfinden kann. Ansonsten ist es möglich, dass die Supervisanden die Supervisorin oder den Supervisor als âverlängerten Armâ der Leitung erleben und das Vorhaben kann scheitern. In jedem Fall ist es Aufgabe der Supervisorin, in dieser Anfangsphase über die ihr noch unbekannte Vorgeschichte einige Informationen zu erhalten. Weshalb? Weil die Vorgeschichte der Supervision wesentliche Informationen über die jeweilige Einrichtung, das mögliche Problem und den Prozess der Entscheidung zur Supervision liefern könnte. Der bekannte amerikanische Organisationswissenschaftler Edgar Schein fasst diese Haltung von Beratern dem Rat suchenden System gegenüber mit den folgenden vier Worten zusammen: âWho is the Client?â (Schein 1987, S. 117). Daraus erschlieÃen sich dann die Handlungsstrategien. Denn die Erfahrungen zeigen, dass wichtige Dinge schon passiert sind,
bevor
der Supervisor gerufen wurde. Das
nachfragende System
(Einzelperson, Team, Organisation) musste sich selber als âhilfebedürftigâ definieren. Allein das kann eine solche Kränkung sein, dass einige (bewusst oder unbewusst) wünschen und eventuell herbeiführen, dass die Supervision scheitern möge â wenn man sie schon nicht verhindern kann. Im optimalen Falle hat man sich intern auf den Supervisionswunsch geeinigt.
Die Fachleute nennen diese Sammlung und Auswertung von Informationen die
Analyse der Nachfrage
. Diese Untersuchung findet schon vom ersten Briefwechsel oder Telefonat an statt. Sie tritt sozusagen in die âheiÃe Phaseâ, wenn die Supervisorin zum Erstgespräch eingeladen wird. Ein weiterer Gesichtspunkt zur Nachfrageanalyse ist wichtig: Vor allem bei der Supervision von komplexen Arbeitseinheiten (Team, Organisation) ist es notwendig, dass vorher geklärt wird,
wie
der
Auftrag
an die Beratung lautet. Dabei kann auch interessant sein,
wer wen wie
empfohlen hat und
welche
bewussten oder unbewussten Fantasien damit verbunden sind.
3. Erstgespräch
Das Erstgespräch ist die Situation, in welcher die Analyse der Nachfrage in einen
Dialog
zwischen Supervisor und dem nachfragenden System nach Supervision mündet. Oft reicht dazu die Zeit eines Erstgesprächs nicht aus, so dass weitere Informationen bei den späteren Sitzungen eingeholt werden sollten. Allerdings hat das Erstgespräch noch andere Aufgaben. Der Supervisor benötigt auch handfeste Informationen über das Problem, die Situation sowie die Vorgeschichte. Er sollte auch noch zeigen,
wie
er arbeitet. Deswegen stellt das Erstgespräch auch eine Art
Probesupervision
dar. Aus diesem Grunde bieten manche Supervisoren auch eine kostenlose Probesitzung an. Die Nutzer der Supervision möchten ihrerseits sehen, ob der Supervisor Möglichkeiten zur Lösung des Problems anbieten kann. Es geht weiterhin darum zu erleben,
wer
der Supervisor als Person ist und
wie
er arbeitet. Die Probesupervision sollte auch eine (möglichst gemeinsame) Diagnose der Situation enthalten.
4. Kontrakt
Nicht selten haben die Nachfrager nach Supervision unrealistische Vorstellungen von den Leistungsmöglichkeiten der Supervision. Beispielsweise muss es sich beim anfänglich vorgetragenen Problem nicht immer um die âeigentlicheâ Problematik handeln. Das âEinstiegsthemaâ kann mehr oder weniger bewusst vorgeschoben oder zu âTestzweckenâ vorgetragen worden sein. Manchmal scheuen sich die Beteiligten auch, die eigentlichen âKnackpunkteâ direkt anzusprechen. Wenn das anfängliche Problem nicht mit dem (hinterher festgestellten) âeigentlichenâ Problem übereinstimmt, sprechen wir von einem
Einstiegsproblem
oder
Präsentierproblem
. Dann müsstedie Supervisorin schon in den ersten Stunden in einem gemeinsamen Prozess das ursprüngliche
Einstiegsproblem
in ein von den Beteiligten akzeptiertes und realisierbares Arbeitsthema umformulieren. Was kann und soll mit dieser Supervision erreicht werden? Am Ende des Erstgesprächs wäre das gemeinsame Ziel festzulegen. Hierbei ist es möglich, dass eine der vielen Varianten (S. 39ff.) der Supervision zur Geltung kommt; beispielsweise statt regelmäÃiger Treffen eine Kompaktsupervision
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