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Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Titel: Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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deshalb kann ihre Kommunikation und Zusammenarbeit schwerer im positiven Sinne koordiniert werden. Scala und Grossmann beschreiben dieses Dilemma am Beispiel des Krankenhauses folgendermaßen: „Der Widerspruch zwischen Professionssystem und Organisation ist charakteristisch für sogenannte Expertenbetriebe. Zugespitzt formuliert, stellt sich das Krankenhaus als ein hochprofessioneller Expertenbetrieb mit einer immer noch ‚archaischen‘ Sozialorganisation dar“ (1997, S. 165). Das, was für das Krankenhaus gesagt wurde, gilt auch für Einrichtungen des Sozial- und Bildungswesens; ebenso für viele Organisationen im Profit-Bereich.
    Wie schon erwähnt, hat man bisher Organisationen eher unter ihren formalen Aspekten (Hierarchie, Struktur, Aufgaben, Rollen, Zielrealisierung) betrachtet. Dabei wurde die prozessbezogene Seite der Organisation vernachlässigt. Wichtiger als die formale Beschreibung von Strukturen sind allerdings die Prozesse und Ergebnisse. Die Leistungsfähigkeit einer Organisation hängt nämlich davon ab, wie Informationen und Dienstleistungen zur Verfügung gestellt und verarbeitet werden. Deshalb spielen für modern ausgerichtete Organisationen in systemischer Hinsicht vor allem die Aspekte
Kommunikation
,
Handlung
und
Beziehung
eine Rolle:
    1. Eine Organisationen ist so, wie sie intern und extern kommuniziert.
    2. Organisationen bestehen aus einer unendlichen Reihenfolge von Handlungen.
    3. Kommunikation und Handlung sind Ursprung und Folge von beruflichen Beziehungen.
    Prozesse in Organisationen sind jedoch selten offen und allen Beteiligten zugänglich. Wie kann man Organisationen untersuchen, um positiv auf sie einwirken zu können? Im Folgenden einige Hinweise, wie man „hinter die Kulissen“ schauen kann (Iding 2000; Selvini-Palazzoli 1996).
4.2 Organisationsgeschichte
    Viele Strukturen und Probleme kann man eigentlich nur verstehen, wenn man sich mit ihrer Entstehungsgeschichte befasst. Das führt unweigerlich in die Aufbauphase einer Organisation. Bekanntlich haben Organisationen ihre jeweils eigene „Geschichte“. Supervisoren bzw. Organisationsberater sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deshalb ermöglichen, sich über ihre Kränkungs-, Krisen- und Erfolgsgeschichten auszutauschen. Das
Organisations-Prozess-Modell
verhilft dabei, die Geschichte von Organisationen mit ihren speziellen Strukturproblemen besser zu verstehen. Beispielsweise haben viele freie und private Träger im Sozial- und Gesundheitswesen mit wenigen hauptamtlichen Kräften angefangen. Die Leitungspersonen wurden im Sinne einer „Institution“ mit der Einrichtung gleichgesetzt. In dieser
Pionierphase
ist die Arbeitsweise familienähnlich; man versteht sich als eine „große Familie“. Jeder kennt jeden, weiß und kann fast alles. Die Kommunikation ist direkt; es dominiert ein personenbezogener Leitungs- und Organisationsstil. Durch Ausweitung der Tätigkeiten und Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommt es notwendigerweise zu einer
Differenzierungsphase
mit den Merkmalen der Arbeitsteilung, Spezialisierung, Hierarchisierung und Bürokratisierung. Statt persönlicher Beziehungen existiert jetzt der „Dienstweg“. Mit der Formalisierung der Organisation werden nun auch die ehemals familienähnlichen Beziehungen förmlicher. Das immer größer werdende Beziehungsgeflecht wird bürokratisch, hierarchisch und starr. Es entsteht das Bedürfnis nach Koordination, aber auch die Schwierigkeit, optimal zu kommunizieren.Viele Organisationen haben die dabei entstandenen Probleme nicht bewältigen können. Ehemals persönlich geprägte Arbeitsbeziehungen mussten durch Erweiterung von Aufgaben sowie Einstellung von jüngerem, oft besser qualifiziertem Personal aufgegeben werden. Langjährige ältere und nebenamtliche Mitarbeiterinnen fanden sich plötzlich in der „zweiten Reihe“ wieder. Interne Dauerkonflikte, hohe Krankenstände und personelle Fluktuation sind die Folge. So kommt es in dieser Phase häufig zu Krisen. Wenn Organisationen in eine Krise geraten, können sie sich nicht mehr innovativ verhalten, sondern sie müssen auf scheinbar bewährte Mittel und Mechanismen zurückgreifen. Das Problem ist dabei, dass gerade diese Verhaltensweisen unter Umständen die Krise mit verursacht haben. Diese verhängnisvolle Rückzugsstrategie nennt man in

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