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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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U-Boot gedient.»
    «Ach so», sagte Hölderling, als würde das alles erklären.

    Mit einer Laune, die schwärzer nicht hätte sein können, marschierte Hölderling kurz darauf in Richtung Bibliothek. Er drückte die Klinke der großen Holztür und trat ein. Ein paar verkohlte Holzscheite im Kamin lagen in den letzten Zügen, und Funken stoben auf, als der Luftzug die Glut erreichte. Er machte die Tür hinter sich zu und schaute sich um. Auf kleinen Beistelltischchen standen diverse leere Flaschen, benutzte Gläser, und die Aschenbecher waren voll. Aber es war niemand zu sehen, der diese Verwüstung angerichtet haben konnte. Hölderling wollte wieder gehen, um sich auf die Suche zu machen, da hörte er ein Schluchzen. Es kam von einem großen Ohrensessel, der mit dem Rücken zu ihm stand. Er räusperte sich, und ein blasses, verheultes Gesichtchen lugte hinter der Rückenlehne hervor. Hölderling kramte in seinen Gehirnwindungen, bis er auf den Namen Sonja stieß.
    «Was machen Sie hier, Sonja?», fragte er.
    «Nichts.»
    «Na, Weinen ist nicht nichts. Wollen Sie nicht ins Bett gehen?»
    «Ich darf nicht. Herr Faust hat gesagt, ich soll aufbleiben und die Gäste versorgen.»
    Hölderling zog sich einen Hocker heran und setzte sich neben den Sessel. «Das müssen Sie nicht. Wie man sieht, kommen die hier alleine zurecht. Wo sind denn alle?»
    «Im Partykeller. Ich wollte hier aufräumen und dann runtergehen. Irgendwer muss doch bedienen. Aber ich … ich …» Sonja schlug die Hände vors Gesicht, und die Schluchzer schüttelten die zarte Person, als sei ein Erdbeben im Gange. Hölderling hatte Sorge, die schmalen Schultern könnten Schaden nehmen bei dem Gerappel. Er reichte Sonja ein Taschentuch. Sie wischte sich das Gesicht ab, schnäuzte und wollte Hölderling das Taschentuch zurückgeben. «Das dürfen Sie gerne behalten», sagte er schnell und verabschiedete sich ohne Reue von seinem weißen Schmuckstück mit eingesticktem Monogramm. Wo das herkam, gab es noch viel mehr.
    «Danke», sagte Sonja leise.
    «Mochten Sie Marielle?»
    Sonja nickte.
    «Wie lange arbeiten Sie schon hier?»
    «Fast zwei Jahre.» Sonja presste die Lippen aufeinander. «Ja, fast zwei Jahre.»
    «Sind Sie gerne hier?»
    Sie nickte. «Ja. Ich wollte immer ins Hotelfach. Es gibt immer etwas zu tun, aber Frau Faust hat mir viel beigebracht. Und jetzt ist sie … o nein … im Kühlhaus. Ferdi hat gesagt, sie liegt im Kühlhaus. Ist das wahr?»
    «Ja. Aber das … merkt sie gar nicht. Und Frau Doktor Seydelbast kümmert sich um sie. Marielle ist nicht allein.»
    «Die Frau Doktor?! Die schneidet sie doch auf!» Sonja war aufgesprungen, und ihre Stimme überschlug sich. «Ferdi hat gesagt, dass sie aufgeschnitten wird und ausgeweidet wie ein Tier! Ich hab die Messer in ihrem Koffer gesehen, wie im Gruselkabinett!»
    Mit einem so heftigen Ausbruch hatte Hölderling nicht gerechnet, und er wusste nicht, was tun. Im nächsten Augenblick fiel Sonja vor ihm auf die Knie und wimmerte: «Das soll die nicht tun. Sagen Sie ihr, sie soll das nicht tun …»
    Er konnte sich keinen Reim auf die heftige Reaktion der jungen Frau machen und sagte schnell: «Tut sie ja auch nicht. Das ist doch Unsinn, hier wird niemand aufgeschnitten. Und jetzt kommen Sie mal wieder hoch und beruhigen Sie sich …»
    Die Tür ging auf und Annelies kam herein. Beobachtete kurz die Situation, schüttelte den Kopf und ging auf die junge Frau zu. Bevor Hölderling irgendetwas sagen konnte, hatte Annelies Sonja gepackt, auf die Füße gezogen und wieder in den Sessel bugsiert. «Sie erlauben? Ich muss Ihre Fingerabdrücke nehmen.»
    Sonja war auf der Stelle verstummt, starrte Annelies an und hielt ihre zitternden Hände entgegen. Sehr schlanke Hände, aber kräftig und rissig von der vielen Arbeit.
    «Doch nicht hier», sagte Annelies. «Wir gehen runter.»
    «In den Keller?!» Sonja schien kurz vor dem nächsten hysterischen Anfall zu sein.
    «Du solltest dir einen anderen Ort suchen», sagte Hölderling zu Annelies. «Es ist nicht jedem gegeben, sich in Gegenwart von Toten so wohl zu fühlen wie du.»
    Annelies zuckte die Schultern, nahm Sonjas Hände und zog sie aus dem Sessel. «Es dauert auch nicht lange. Je schneller wir jetzt gehen, desto schneller haben Sie es hinter sich.» Annelies zog Sonja hinter sich her.
    «Und Herr Faust? Er hat doch gesagt, ich soll …», sagte Sonja, und wieder flossen die Tränen.
    «Wenn wir fertig sind, gehen Sie ins Bett», sagte Annelies.

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