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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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«Mit Herrn Faust rede ich.»
    Die große Tür fiel ins Schloss, und Hölderling drehte sich einmal im Kreis. Die Dynamik der Ereignisse war ihm gelinde gesagt zu dynamisch. Seine Ex-Lebensabschnittsgefährtin lief zu Hochform auf, während er es sehr bedauerte, dass seine Schulfreunde alle Flaschen bis auf den letzten Tropfen leer gemacht hatten, sonst hätte er sich gerne eine kleine Pause und zwei Strich Whisky gegönnt, bevor er dem Rest der 13/I gegenübertreten musste. Er ging zum Getränkewagen, aber das Einzige, was seine lieben Mitschüler verschont hatten, war eine Flasche Limoncello, die ihr Gefallen wohl nicht erregt hatte. Hölderling fügte sich in das Unvermeidliche: Er ließ den Limoncello unangetastet und machte sich auf die Suche nach dem Partykeller, was sich weit weniger aufwendig gestaltete, als er gehofft hatte. Als er in der Lobby angekommen war, wies ein Schild in die Richtung einer Treppe, die nach unten führte. Er warf noch einen sehnsuchtsvollen Blick auf den gegenüberliegenden Abstieg zum Küchentrakt, dann ging er in den Keller hinunter. Die niedrigen Wände des Gangs waren mit grobem Stein verkleidet, und Hölderling hatte das Gefühl, er nähere sich einem Verlies. Nach ein paar Metern hätte er links in Richtung Wellnessoase abbiegen können, aber er hielt sich geradeaus, und nach wenigen Schritten war nicht mehr zu überhören, wo sich der Partykeller befand. Er öffnete die Schwingtür und prallte frontal auf die Schalldruckwelle aus den Lautsprechern, «You know it’s thriller … Thriller night … You’re fighting for your life …», und wäre am liebsten auf der Stelle wieder umgedreht. Im bunten Licht der sich drehenden Diskokugel erkannte er Viktor und Gretchen, die wie Zombies auf der Theke tanzten und versuchten, Michael Jackson zu imitieren. Das Krähenfüßchen, Traudel und Sigrid lagen auf dem Fußboden direkt unter der Diskokugel, ließen einen Joint kreisen und kicherten. Traudel grapschte mit der rechten Hand träge in der Luft herum, als wolle sie die Lichtpunkte fangen. Anton Witsch versuchte, als er Hölderling sah, einen zusammengerollten Hunderter in seiner Hosentasche verschwinden zu lassen, und Hanno Müller bedeckte etwas auf der Theke mit der flachen Hand. Otto Lobenthal, Conrad Faust und Jürgen Zahn zelebrierten einen Männerrundtanz, bei dem es wohl wichtig war, seinem Tanznachbarn zur Rechten eine Wodkaflasche zwischen die Zähne zu rammen und erst abzusetzen, wenn das Gesöff aus der Nase lief. Lobenthal hustete, und Jürgen brüllte über die Musik hinweg: «Anton, lass krachen. Ich will auch noch was von dem Zeug …»
    Jürgen rief: «Der Schnee rieselt nicht nur draußen … Ihr seid so … scheiße, ihr beiden Lego-Klötze … aber gut.»
    Gretchen löste sich aus Viktors Umklammerung und versuchte Hannos Hand von der Theke zu nehmen. «Ey, Hanno, jetzt nicht alles für dich, du Geizkragen …»
    Anton Witsch hob die Hand und rief: «Die Bullen!»
    Alle lachten, aber ihre Köpfe drehten sich in Richtung Tür. Viktor sprang von der Theke und schaltete die Musik aus. Wo eben noch Michael Jackson gekräht hatte, war nur noch das Quietschen der rotierenden Diskokugel zu hören. Das Krähenfüßchen protestierte.
    «Danke, Viktor», sagte Hölderling und fuhr fort: «Ich habe schlechte Nachrichten, Freunde. Ich fürchte, die Party ist vorbei.»
    «Spielverderber», zischte Gretchen und kletterte von der Theke.
    Die drei Tänzer hielten inne. Lobenthal maulte wie ein Sechsjähriger: «Spießer. Haben sich etwa die Nachbarn beschwert und die Polizei gerufen?»
    Sigrid und Traudel lachten. «Immer kommen die Bullen, wenn’s am schönsten ist. Leg doch mal Falco auf … Der Kommissar, das würde gut passen.»
    «Drah die net um … uh, uh, uh …», skandierte Jürgen Zahn, fand aber niemanden, der mitsingen wollte.
    Hölderling schwieg. Er schwieg so lange, bis Viktor endlich sagte: «Genug gescherzt. Wir hören, Gregor.»
    «Marielle ist ermordet worden. Ich glaube, das ändert einiges. Ich muss euch bitten, jetzt mal ein bisschen normal zu werden.»
    «Wossu denn?», sagte das Krähenfüßchen. «Toter als tot geht doch wohl gar nicht …»
    «Ermordet», lallte Sigrid. «Uhhhh … dassisschlimm … da musser Kommissar ran. Ja … Drah di net um …»
    Traudel lachte und rollte auf dem Fußboden herum.
    Viktor pfiff durch die Zähne. Dann sagte er: «Hört mal endlich auf mit der Kinderkacke. Wenn Marielle ermordet wurde, heißt das, der Täter ist

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