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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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denn er hat nichts mehr zum Investieren. Eine Klage wegen eines Kunstfehlers raubt ihm grad alle Reserven.»
    «Und was machen wir jetzt damit? Wer ist der Hauptverdächtige?», sagte Hölderling und beobachtete, wie der heiße Kaffee emporsprudelte. Er schloss schnell den Deckel der Espressokanne und drehte das Gas ab.
    «Du bist der Kommissar, Gregor. Sag du es mir.»
    «Ich? Ich bin hier gar nicht zuständig. Bis jetzt haben wir nichts als Hörensagen, etwas dramatische Eheverhältnisse und divergierende Lebensplanungen. Kann ich daraus eine Mordabsicht ableiten? Nein. Ich halte nichts davon, Motive zur Lösung eines Mordfalles heranzuziehen. Ein Motiv ist wie ein Kochrezept – aber allein davon wird man nicht satt. Man braucht Zutaten, also Tatsachen, um sich was zusammenzurühren. Und Tatsachen werden wir erst erfahren, wenn die reizende Annelies ihr Labor wieder hat. Bis dahin: Machen wir das Beste draus und sehen zu, dass alle bei Laune bleiben. Egal, wer der Täter ist – weglaufen kann ja keiner. Irgendwann wird Gruber hier auftauchen und den Fall übernehmen. Und er wird ihn lösen, dessen bin ich mir sicher.»
    «Deine Nerven möchte ich haben», sagte Viktor und trank einen Schluck Espresso.
    «Nein, möchtest du nicht.»
    «Und warum nicht?»
    «Weil vier Schaschlikspieße fehlen. Einer steckt im Rücken von Marielle. Bleiben noch drei. Und ich habe keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.»
    «Wenn du über diesen Umstand die Stirn runzelst, kann das nur eines bedeuten: Drei Opfer stehen noch auf der Liste, es sei denn, der oder die Täterin hatte einen Reservespieß eingeplant, dann wären es nur noch zwei Opfer … oder ein Opfer und zwei Reservespieße … ein Reservespieß für jedes Opfer …»
    «Viktor! Hör auf zu spekulieren. Die Lage ist ernst.»
    «Das sage ich doch. Und deswegen ziehe ich mir jetzt was Warmes an und werde im Haus Kontrollgänge machen.»
    «Ich begleite dich», sagte Hölderling.
    «Meinst du, wir sollten eine Ritterrüstung anlegen? Oder uns bewaffnen?»
    «Du vielleicht. Bei meinem Umfang kratzt ein Spießchen noch nicht mal meine mittlere Fettschicht an.»
    Viktor schüttelte den Kopf und legte die Hände wie zum Gebet zusammen. «Herr, wirf Hirn vom Himmel.»
    «Reiß dich zusammen, Viktor. Ich meine, wir sollten zusehen, dass uns der Espresso nicht ausgeht. Das sollte als lebensrettende Maßnahme genügen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 7
    Sechs Espressi und zwei gefühlte Marathonläufe später kamen die beiden Freunde wieder gemeinsam vor der Wohnungstür des Kochs an. Sie hatten im ganzen Haus keine Aktivitäten feststellen können – außer, dass aus Gretchens Zimmer leise die nörgelige Stimme von Bob Dylan zu hören gewesen war. Traudel und Sigrid hatten sich offensichtlich mit noch jemandem in ihrer Suite verschanzt. Vor der Tür standen die roten Pumps von Traudel, die schwarzen Lackschuhe von Sigrid und noch ein Paar Damenschuhe.
    «Ich glaube, sie haben Sonja unter ihre Fittiche genommen», flüsterte Viktor. «Das sind diese seltsamen Kellnerinnenschuhe, die sie trägt.»
    «Hauptsache, die lungern nicht auf der Straße herum», flüsterte Gregor zurück. Dann hatte er seinen Freund genötigt, an Annelies’ Tür zu lauschen. Viktor hatte seine Befürchtung bestätigt, dass Annelies mit Struck telefonierte. Wozu irgendwas beschönigen, wenn die simple Wahrheit es auch tat? Das hatte Gregor zusätzlich zu seiner Blässe, die aus der Übernächtigung und von zu viel Espresso herrührte, noch einen Grauton um die Augen beschert.
    Aus der Suite Nummer drei war nur lautes Schnarchen zu hören gewesen. Genauso wie aus dem Zimmer des Krähenfüßchens. Bei Müller & Witsch trafen sie auf Jürgen Zahn und Otto Lobenthal und waren mit einem unfreundlichen «Wir sind hier, verbringen die Nacht zusammen, aber wir bringen niemanden um, außer unsere Leber» wieder weggeschickt worden. Viktor und Gregor hatten niemanden auf dem Gang herumhuschen sehen, kein verdächtiges Trippeln oder Knarzen auf Treppen oder Gängen gehört, und als die Uhr in der Bibliothek sieben schlug, hatten die beiden sich entschlossen, den ersten Küchendienst zu übernehmen. So waren sie vor Ferdi Bundts Tür gelandet, hinter der bereits das Geklapper von Pfannen und Töpfen vermischt mit den Frühnachrichten aus dem Radio zu hören war. Nach mehrmaligem Klopfen öffnete der Koch und bedankte sich missmutig für die angerückte Hilfe. Zu dritt quetschten sie sich in die Kochnische und

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