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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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Lauf eines Jagdgewehrs sichtbar. Viktor stand auf der Stelle still.
    Hinter dem Gewehrlauf erschien das runzelige Gesicht eines alten Mannes, umrahmt von einem wirren weißen Haarkranz. Das Gewehr wurde durchgeladen. Hinter Hölderlings Rücken murmelte Viktor: «Ich hasse dich, mein Freund.»
    «Guten Tag, Herr Spieß. Erkennen Sie mich noch? Ich bin Gregor Hölderling, ein Schulfreund Ihrer Tochter Petra.»
    «Wer deine Fresse jemals gesehen hat, wird sie wohl nicht vergessen, Tintenpisser», bellte der alte Mann und schob das Gewehr weiter durch die Klappe, bis der Lauf auf Gregors Kopf zielte.
    «Ist Petra da?», fragte Hölderling, als wolle er seine Klassenkameradin nur mal eben zum Spielen abholen.
    «Nein. Ist sie nicht.»
    «Wie schade. Dürfen wir mal reinkommen? Wir haben eine lange Fahrt hinter uns … und ich müsste mal, also, austreten, bitte.»
    «Bist du wahnsinnig?», flüsterte Viktor.
    «Der Wald ist groß genug. So viel kannst du gar nicht pissen, dass dem das was ausmachen würde. Also, verpfeift euch, Bengels, bevor ich meine Hunde loslasse.»
    «Wie schön, er will uns wenigstens nicht mehr erschießen», flüsterte Viktor.
    Hölderling ließ die Plastiktüte fallen, packte den Gewehrlauf, zog mit einem heftigen Ruck daran und hatte die Waffe im nächsten Augenblick in der Hand. «Herr Spieß, ich bin nur ungern unhöflich. Wir müssen dringend mit Petra sprechen. Es dauert auch nicht lange. Außerdem weiß ich, dass sie da ist. Die Skier, die sie im Romantikhotel gestohlen hat, stehen hier vor der Tür.»
    Viktor guckte sich um. Da war zwar jede Menge Zeugs auf der schmutzigen Terrasse, ausrangierte Gartenstühle, die vor sich hin rosteten, ein wackeliger Tisch, ein auf dem Kopf stehender Grill, der seine geknickten Beine in die Luft streckte, und eine modernde Markise, die einmal grün-weiß gestreift gewesen war, aber von Skiern keine Spur.
    Die Tür wurde aufgerissen, und der ganze Mann dahinter wurde sichtbar. Petras Vater stand im Jagddress da. Grüner Wollpullover, braune Knickerbocker, dicke Socken und Filzpantoffeln an den Füßen. Neben ihm kauerte ein altersschwacher Dackel, der, eines Bellens schon nicht mehr mächtig, alarmierend hustete, als er die beiden Fremden sah. Hölderling ging in die Hocke und sagte: «Adolf, dass du noch lebst.»
    «Lass den Köter in Ruhe», sagte Herr Spieß und schlurfte in Richtung Wohnzimmer. Hölderling nahm den Dackel auf den Arm und betrat den Flur. Viktor hob die Plastiktüte mit Petras Schuhen auf und putzte sich die Füße auf der Matte ab, bevor er eintrat. Im Haus roch es erstaunlich gut nach einem frischgebackenen Apfelkuchen. Im Esszimmer fanden die beiden Freunde Petra Spieß in eine Decke gehüllt auf einem kleinen abgeschabten Sofa, dessen Farbe man mit viel Enthusiasmus als Greige bezeichnen konnte. Als sie Gregor und Viktor sah, stieß sie ein kleines Quieken aus.
    «Hallo, Petra», sagte Hölderling und setzte den Dackel sanft auf dem Teppich ab. Der dankte es ihm mit einem Knurren und flüchtete in sein Körbchen.
    «Hallo», sagte auch Viktor.
    «Papa, würdest du uns bitte alleine lassen», sagte Petra Spieß. Der Alte packte den Dackel am Halsband und zog ihn hinter sich her, als er grummelnd das Esszimmer verließ. Ein paar Sekunden später dröhnte nebenan der Fernseher.
    Viktor ging zum Sofa und händigte Petra die Schuhe aus. «Wollten wir dir bringen.»
    «Danke», sagte sie. «Habt ihr meinen Handschuh auch gefunden?»
    «Ja, im Speiseaufzug. Der ist bei den Beweismitteln», antwortete Hölderling.
    «Und wo ist mein Koffer?»
    «Der ist auch bei der Polizei. Aus verschiedenen Gründen. Einer davon ist, dass in deinem Koffer Schaschlikspieße waren.»
    Petra stieß ein beleidigtes «Ph!» aus. «Ich hab die da nicht reingepackt.»
    «Aber du hättest sie reinpacken können.»
    «Jeder hätte, Gregor, jeder. Sogar du. Der Koffer stand unbeaufsichtigt in meinem Zimmer. Wahrscheinlich stundenlang. Das sollte selbst dir und deinen Polizeikollegen klar sein.» Petra kaute an ihren Fingernägeln.
    «Und wen hältst du für den wahrscheinlichsten Spießverstecker?», fragte Hölderling.
    «Conrad Faust, wen denn sonst? Der hat die beiden Frauen, die ihm am meisten zu schaffen gemacht haben, aus dem Weg geräumt. Wenn hier einer verdächtig ist, dann doch wohl der. Mein Gott, Marielle hätte ihn in Paris vom Eiffelturm schubsen sollen! In puncto Männer war die Madame Oberschlau leider eine Niete.»
    «Das war deutlich», sagte

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