Survive
normalerweise.
»Du hast recht«, antwortet er, »nach einer Kopfverletzung sollte man wach bleiben.«
Er betrachtet den Stapel Äste.
»Du hast eine Menge Tabletten genommen, Paul. Ich werde dich etwa einmal pro Stunde wecken, nur um sicherzugehen.«
»Leg die Äste ab und such den geradesten aus«, flüstert er.
Ich entscheide mich für zwei kurze, dicke Hölzer und breche die kleinen Zweige ab.
»Gut«, sagt Paul. »Richte meinen Arm so, dass er genauso gerade ist wie deiner, und leg ihn zwischen diese Äste. Dann wickle eines der Ersatzhemden so fest du kannst drum herum und binde es zu.«
»Ich kann deinen Arm nicht richten.«
Er beachtet mich nicht. Ich werfe einen Seitenblick auf Pauls Arm. Er sieht bis zum Ellbogen hinunter ganz normal aus, aber dann, etwa in der Mitte vom Unterarm, knickt er in die falsche Richtung ab. Selbst durch die Jacke hindurch ist deutlich zu erkennen, dass der Winkel stark verdreht ist.
»Leg die Hände auf meinen Arm, so vorsichtig wie möglich.«
Ich lege eine Hand auf seinen Oberarm.
»Richte den Bruch an meinem Handgelenk, bitte ganz behutsam.« Ich kann nicht glauben, was ich hier gerade mache, aber ich weiß, dass ich ihn um jeden Preis retten muss. Denn ich bin mir ziemlich sicher: Um mich selbst zu retten, brauche ich ihn.
Ich lockere seinen Jackenärmel, und Paul zuckt vor Schmerz zusammen, bedeutet mir jedoch mit einem Nicken, weiterzumachen. Ich kann sehen, wie sich auf seiner Stirn Schweißperlen bilden.
»Schieb den Jackenärmel zurück, und dann die beiden Pullover.« Er schließt die Augen, als ich damit anfange, und fügt hinzu: »So behutsam wie möglich, bitte.«
Als ich seinen Jackenärmel hinaufschiebe, ragt die durch den gebrochenen Knochen gebildete Wölbung noch deutlicher hervor, durch den dünnen Pulloverstoff ist seine Form zu erkennen. Paul gibt erstickte, tiefe, gequälte Ächzlaute von sich, während er sich in seinen linken Jackenärmel beißt. Aber er kann einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken, als ich beginne, den eng anliegenden Ärmel des unteren Rollkragenpullovers hochzuschieben. Der Ärmel ist mit Blut durchtränkt, und ich merke nach einigem Schieben, dass sich ein kleines Stückchen Knochen in den Stoff gebohrt hat, sodass sein Ärmel an seinem Unterarm festhängt.
»Es tut mir so leid!«
»Aahhhh!«, schreit er. Er schlägt mit seiner gesunden Faust zwei- oder dreimal in den Schnee und brüllt: »Scheiße!« Ich höre auf zu ziehen und sehe mir kurz seinen Ärmel an. Noch etwas mehr Blut sickert in den Stoff seines Pullovers.
»Lass ihn an! Lass ihn an!« Er schlägt noch zweimal mit der Faust auf den Boden und blickt mich dann mit wilden, wachen Augen an.
»Jetzt mach es, Jane … richte den Arm!«, befiehlt er.
»Ich kann dir nicht wehtun!«, rufe ich.
»Drück einfach die Knochen zusammen und richte sie so gerade, wie du kannst. Steck sie zwischen die Stöcke und wickle sie so fest wie möglich zusammen. Bitte, Jane!«
Mit einer raschen Bewegung packe ich seinen Arm und schiebe den Knochen wieder dorthin, wo ich glaube, dass er hingehört. Paul schreit wie ein wildes Tier, das in einer Falle gefangen ist, dann verstummt er und sackt auf den Boden zurück. Seine Schreie klingen mir noch in den Ohren.
Ich rufe seinen Namen, aber er reagiert nicht. Fürchterliche Schmerzen können Menschen ohnmächtig werden lassen. Oder es könnte auch einfach sein, dass die Tabletten nun ihre volle Wirkung entfalten. Ich sehe erneut nach seinem Arm, und er ist jetzt gerade, aber immer noch verdreht. Die Hand zeigt in die falsche Richtung. Ich halte den Unterarm mit meiner linken Hand fest und drehe das Handgelenk und die Hand an den richtigen Platz. Bei dem Geräusch der knirschenden Knochen dreht sich mir der Magen um.
Ich schiebe den flachsten Ast unter den Arm und lege dann zwei dünne, gerade Äste zu beiden Seiten daneben. Ich nehme einen Pulloverärmel, lege ihn direkt am Ellbogen unter den Unterarm und wickle ihn dann mehrmals darum so fest ich kann, bis der Ärmel Pauls Handgelenk erreicht. Ich schnappe mir den vierten Stock und schiebe ihn zwischen seinen Arm und das flache Stück Holz, sodass eine Schiene entsteht, die seine Hand abstützt.
Paul ist immer noch bewusstlos. Ich blicke auf und stelle fest, dass der Tag fast vorüber ist. Ich schaue mich um und versuche mir vorzustellen, was Paul nun tun würde. Zuerst Schutz suchen, das hat oberste Priorität. Dann für Wasser sorgen. Ich ziehe die zweite Flasche mit
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