sus
hat... Diese Russin
könnte die Natascha vom Boulevard Haussmann sein... oder sonst irgend jemand , der was mit
Natascha zu tun hat... Goldy kennt Tchang-Pou (jedenfalls kennt der den Weg zu seiner
Wohnung)... Goldy hat von den Plänen des Chinesen
Wind gekriegt... Will rauskriegen, wer das Opfer ist... Warum? ... Großes
Fragezeichen... Um selbst eine Erpressung zu starten? ... Goldy wendet sich an mich, um über den Erpresser an den Erpreßten ranzukommen... Leider gelingt ihm das nicht... Er stirbt daran... Wer hat ihn
getötet? ... Der Chinese? ... Schließlich hab ich den Namen des
Diamantenhändlers laut vor mich hingemurmelt, als ich alleine in der Wohnung
von Tchang-Pou war... dachte ich... Vielleicht war Tchang-Pou ganz in der Nähe... Hat er’s gehört? (haben
Chinesen gute Ohren?)... Mein ungebetener, schwer zu erklärender Besuch hat ihn
jedenfalls aufhorchen lassen... Er stellt den Zusammenhang zu dem gemurmelten
Namen her... Denkt nach, geht zu Goldy und verlangt
eine Erklärung... Streit... Schlägerei (wie üblich!)... und Goldys kaputtes Herz gibt seinen Geist auf... Also eigentlich kein richtiger Mord...
aber auch kein einfacher Unfall... Dadurch weiß ich immer noch nicht, was auf
dem Spiel steht... muß aber ‘ne Menge sein... viel mehr als bei einer
schlichten Erpressung... Goldy gilt zwar als „armer
Schlucker“ (wird sich noch rausstellen müssen), schiebt mir aber einfach so zweihunderttausend
Francs rüber, ohne Zögern, wie Klimpergeld...“
Schlußfolgerung?
Großes Fragezeichen. Mehrere.
Soviel, wie man will. Davon hab ich immer genug auf Lager.
Ich leg meine Ergüsse zur
Seite, steh auf, wasch mich schnell und zieh mich an. Dabei schimpfe ich auf
Hélène. Hab gedacht, meine charmante Sekretärin würde wenigstens ein
Lebenszeichen von sich geben, wenn auch nur per Telefon. Gepfiffen. Hat sich
von meinem Geld bei Natascha ihr malvenfarbenes Höschen gekauft. Weiß der
Teufel, wohin sie damit gegangen ist. Angestellte sind alle gleich. Man könnte
glatt zum Scheißreaktionär werden.
Ich geh nach unten, um mir
einen Stoß Morgenzeitungen zu holen. Oben blättere ich sie in aller Ruhe durch.
Heute wird auf Seite 1 von Omer Goldys Tod berichtet:
Unter mysteriösen Umständen hat
die Polizei gestern nachmittag die Leiche von Omer Goldy entdeckt, Diamantenhändler
in der Rue La Fayette . Ein merkwürdiger Telefonanruf
hat die diensthabenden Beamten des Reviers Opéra darauf gestoßen, daß es bei
Monsieur Goldy Arbeit für sie gebe. Nach kurzem
Zögern fuhren sie zu der angegebenen Adresse. Auf ihr Klingelzeichen hin wurde
nicht geöffnet, auch ließ die Tür keinerlei Spuren von Gewaltanwendung
erkennen. Vielleicht hätten sie den Fall zu den Akten gelegt , als üblen Scherz. Die
Concierge berichtete jedoch, ihren Mieter seit dem Vorabend nicht mehr gesehen
zu haben. Daraufhin drangen die Beamten in die Wohnung von Omer Goldy ein und fanden so die Leiche. Anscheinend erlag
Monsieur Goldy einem plötzlichen Herzversagen infolge
starker Aufregung. Auch wurden Spuren eines Kampfes festgestellt. Unklar ist
bisher noch, ob Geld, Wertgegenstände wie z. B. Edelsteine entwendet worden
sind. Goldy gehört in seiner Sparte nicht zur
allerersten Garde. Laut gerichtsmedizinischer Untersuchung trat der Tod in der
vorletzten Nacht ein. Die Polizei sucht fieberhaft den geheimnisvollen Anrufer ; ist aber bisher nur auf Vermutungen angewiesen...“
Ich feuere die Zeitung in die
Ecke. Man ist auf Vermutungen angewiesen? Ich auch. Wenn Goldy tatsächlich schon seit vorgestern nacht tot war,
konnte der Chinese ihn schlecht am Nachmittag des folgenden Tages umgebracht
haben. Es sei denn, er hat die Stirn besessen und ist wieder zurückgekommen.
Aber solch ein Verhalten leuchtet mir nicht ein. Als ich Tchang-Pou aus Goldys Haus kommen sah, kam er zwar gerade von
meinem Klienten. Vielleicht wollte er tatsächlich eine Erklärung von ihm für
meinen Coup... falls er den Zusammenhang hergestellt hat... Aber als er das
leichenblasse Gesicht sah, ist er wieder abgehaun , so
klug wie zuvor. Geprügelt hat er sich jedenfalls nicht mehr mit der Leiche. Das
muß jemand anders gewesen sein, einige Stunden vorher... jemand anders, der die
Kacke zum Dampfen gebracht hat. Und genau dieser Dampf sagt mir, daß es hier um
etwas Wichtigeres geht als nur um Erpressung.
* * *
Elf Uhr.
Bis jetzt hatte ich noch keinen
Besuch, keinen Anruf, nichts. Vielleicht besser so; aber langsam fühle ich
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