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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nehm den Hörer ab.
    „Hallo?“
    „Hier Roger.“
    „Ja?“
    „Ihr Chinese sitzt jetzt wieder
in seinem Laden. Will anscheinend nicht wieder rauskommen. Soll ich weiter
Wache schieben und ihm auf den Fersen bleiben, falls er sich blicken läßt?“
    „Tja...“
    Fällt mir nicht leicht, Zavatter rund um die Uhr dort stehen zu lassen.
    „Der Kerl scheint ziemlich
friedlich zu sein“, sagt mein Mitarbeiter. „Was wollen Sie ihm denn anhängen?“
    „Hat wahrscheinlich jemanden
abgemurkst, heute nachmittag .“
    „Wirklich? Ich hab ihn nicht
aus den Augen gelassen.“
    „War wohl vor Ihrer Zeit...“
    „Bestimmt. Jedenfalls hat er
vor meinen Augen keinen umgebracht. Weder auf den Boulevards noch im
Miederwarengeschäft. Aber nun ist er ja Chinese... und die haben vielleicht
einen Trick, mit dem sie aus der Entfernung töten können.“
    „Nein. Das können nur die
Weißen. Per Knopfdruck. Und Tausende von Kilometern entfernt muß ein Mandarin
dran glauben. Aber zurück zu irdischen Dingen... Sagen Sie mir mal, was Tchang-Pou getrieben hat, seitdem Sie ihm hinterherlaufen?“
    „Hat sich die Beine vertreten.
Und nachdem er sie sich schön vertreten hatte, ist er in ein Geschäft auf dem
Boulevard Haussmann gegangen, fast Ecke Rue Le Peletier .
Luxuswäsche aller Art. Vielleicht wollte er einen Hüfthalter anprobieren. Diese
Natascha hat aber auch Sachen im Schaufenster... läßt einem das Wasser im Mund
zusammenlaufen.“
    „Diese... wie sagten Sie?“
    Unwillkürlich verändert sich
meine Stimme.
    „Aha!“ lacht Zavatter . „Das läßt Sie auch nicht kalt, was? Und das nur
beim Hören...“
    „Dessous lassen mich nie kalt.
Bei Nylon beiß ich liebend gerne an.“
    „Wenn Sie das erst mal sehen
würden! Sie explodieren.“
    „Ich explodiere gleich hier,
wenn Sie mir nicht sofort sagen, wer diese Natascha ist.“
    „Aber ich weiß doch nicht mal,
ob es sie überhaupt gibt. So heißt nur der Luxusladen, weiter nichts. Sie haben
mir doch mal von einem Bärtigen erzählt, der ein Buch geschrieben hat: Bin
ich eine femme fatale? Vielleicht ist diese
Natascha auch so’n kleiner Bärtiger.“
    „ Werd mich erkundigen.“
    „Also, Sie sind mir einer! Daß
Sie ein Sittenstrolch sind, wußte ich. Aber so einer... na ja... um auf unseren
Chinesen zurückzukommen. Was soll ich machen?“
    „Im Augenblick wird er im
Restaurant zu tun haben. Sie könnten also bis morgen früh aussetzen.“
    „O.K.“
    Wir legen auf.
    „Natascha“, sage ich verträumt.
„Haben Sie gehört, Hélène? Natascha! Tchang-Pou hat
Natascha einen Besuch abgestattet. Ist das ein russischer Vorname, ja oder
nein?“ Hélène zuckt die Achseln.
    „In meinem Leben“, belehrt sie
mich, „habe ich eine Natascha und zwei Ludmillas kennengelernt. Alle drei in
Saint- Ouen geboren. Vornamen laut Taufregister:
Marie, Suzanne, Madeleine.“
    „Und ich hatte mindestens mit
zehn Carmens das Vergnügen...“
    „Ich frag lieber nicht, wo.“
    „Können Sie sich ja denken.
Aber bei einer von ihnen war’s nicht nur der Künstlername. Vielleicht heißt
diese Natascha ja wirklich so. Hören Sie, Hélène: dieses Wäschezeug, die
Spitzen und der ganze Kram sind doch wohl mehr Ihr Fach. Wollen Sie sich diesen
Laden nicht mal etwas näher ansehn ?
Sie wissen sicher besser als ich, wo Sie Informationen darüber herkriegen
können.“
    „Oh, ganz sicher“, sagt meine
Sekretärin affektiert. „Am besten, ich geh gleich rein, in dieses Geschäft...“
    „Um sich umzusehen, genau.“
    „Aber mit leeren Händen komm
ich bestimmt nicht wieder raus.“
    Ich greif tief in die Tasche.
    „Käufen Sie sich was hübsches
Malvenfarbenes“, sage ich.
    Hélène geht. Ich bleib alleine
zurück. Ob sie bis Ladenschluß was rauskriegt oder
nicht, ist mir egal. Soll sie sich ruhig was Nettes kaufen. Einen
malvenfarbenen Slip. Also wirklich. Na schön. Ich sollte meine Gedanken auf was
weniger Munteres konzentrieren. Immerhin hat Goldy ,
zu Lebzeiten Diamantenhändler, ins Gras gebissen.
    Ich gieß mir was ein, zünde mir
‘ne Pfeife an und denke nach.

6
     
    Wer schreibt, der bleibt. Darum
hab ich den ganzen Kram auf einem Blatt Papier notiert. Ich hab mir das
zwischen zwei Träumen ausgedacht. Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich
immer noch nicht weitergekommen. Zum Mundausspülen nehm ich mir meine Notizen vor:
    „ Tchang-Pou erpreßt, hat erpreßt oder wird eine Russin erpressen, die früher in Shanghai in
der Taverne du Brûlot gearbeitet

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